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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone
Autoren: S.G. Redling
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grotesk …«
    »Ich bin nicht der Einzige, der das denkt, Ellie!«
    Endlich hatte er es geschafft, sie niederzubrüllen. Sie verdrehte die Augen, ließ ihn aber ausreden. »Das ist kein Regierungs-Masterplan. Es geht nicht um die Zensur, die direkt vor unseren Augen abgeht, obwohl es eine Tatsache ist, dass jedes Wort unserer Korrespondenz, digital oder auf Papier, gefiltert wird, bevor es hereinkommt und hinausgeht …«
    »Bing …«
    »Okay, okay, lass uns das mal komplett vernachlässigen.« Er lehnte sich auf seinem Karton weiter nach vorne und stellte damit die Belastbarkeit des Klebebandes ganz schön auf die Probe. »Das hier ist etwas total anderes. Das hier ist eine ganz einfache Rechnung: Angebot und Nachfrage, Geräte und Zubehör.«
    »Müll rein, Müll raus.«
    »Ganz genau.« Er deutete mit dem Finger auf sie, und bei seinem Anblick musste Ellie ein Lachen unterdrücken. Er sahwie ein Vogel aus, wie ein großer, wütender Vogel. »Das Problem ist, dass es draußen keinen Müll gibt. Nur hier drinnen gibt es Müll, und das System ist überlastet. PennCo wurde konstruiert, um eine begrenzte Anzahl von Insassen für eine begrenzte Zeitspanne unterzubringen. Keine sieben Jahre, das kann ich dir verdammt noch mal garantieren.«
    »Damit bin ich einverstanden, Bruder. Was genau willst du sagen?«
    »Tja, nicht nur ist die Zeitspanne zu sehr ausgedehnt worden, sondern auch die Bevölkerungsmatrix.«
    »Bevölkerungsmatrix?«, fragte Ellie. »Ich steige aus.«
    »Das hier sollte eine Quarantänezone für eine potenziell tödliche Chemikalie sein, aber anstatt dass die Bevölkerung abnimmt, hat sie zugenommen. Und nimmt weiterhin zu. Bergungsarbeiter, Militär, Bauingenieure …«
    »Halsabschneider, Erpresser und Walmart, um Gottes willen.« Diesen Teil der Argumentation kannte Ellie nur zu gut und pflichtete ihm bei. Flowertown war ein hochriskantes und gewinnbringendes Terrain für ein regelrechtes Panoptikum ehrgeiziger und skrupelloser Geschäftemacher geworden, die darauf abzielten, mit dem plötzlichen Bedarf an Infrastruktur sehr schnell zu sehr viel Geld zu kommen. Die lukrativen Verträge, egal ob mit Feno oder der Regierung geschlossen, ließen denjenigen, die gesund und raffgierig genug waren, die widerlichen Abwehrmedikamente als notwendiges Übel erscheinen. Das Problem war, dass Infrastrukturen nicht einfach über Nacht aus dem Boden schießen und sich auch nicht von alleine instand halten, was dazu führte, dass die neunzehneinhalb Quadratkilometer Sperrgebiet von Monat zu Monat mehr verstopften.
    »Also. Was wird passieren, wenn wir unsere Ressourcen aufgebraucht haben?« Bing hatte sich in Rage geredet und saß nun ganz vorne auf der Kante des Kartons. »Was passiert, wennunser bemessenes Wasser versiegt und wir keine Abfallentsorgungskapazitäten mehr haben? Wenn unser Lebensmittellagerungssystem nicht mehr den Sicherheitsregeln entsprechen kann und in den Warteschlangen für Lebensmittelrationen Aufstände ausbrechen? Was passiert, wenn das Stromnetz schon wieder zusammenbricht, weil irgendein Hobbyunternehmer es überlastet hat, weil er noch ein weiteres, drittklassiges Rattenloch-Apartmentgebäude hochgezogen hat?«
    Ellie kannte ihren Freund gut genug, um gar nicht erst daran zu denken, ihn zu unterbrechen, wenn er in Fahrt war. Also schüttelte sie einfach nur den Kopf und wartete ab.
    »Ich sage dir, was nicht passieren wird: Die Regierung wird nicht eingreifen, um uns zu retten. PennCo presst den amerikanischen Steuerzahlern Millionen von Dollars pro Jahr ab. Glaube bloß nicht, dass diese Regierung oder die nächste auch nur eine Sekunde lang zögern wird, wenn sie die Möglichkeit erkennt, diese Last zu verringern und das Loch zuzustopfen. Und das Schöne daran ist, sie brauchen noch nicht einmal etwas dafür zu tun. Alles, was sie tun müssen ist, die Truppen abzuziehen, die Sicherheitskräfte zurückzurufen und der natürlichen, menschlichen Dynamik bei der Entfaltung ihrer magischen Kräfte freien Lauf zu lassen. Denke einmal darüber nach, Ellie. Kein Gesetz, kein Stromnetz, keine Kommunikation. Nur Flowertown. Die einzigen Überlebenden wären diejenigen, die vorausgedacht und sich bewaffnet haben, als noch Zeit dafür war.«
    »Um Himmels willen, so habe ich das noch nie betrachtet. Wenn das wirklich stimmt, was du sagst, wenn das wirklich passieren wird, dann kann das nur eins bedeuten.« Ellie legte die Hand auf ihre Stirn. »Es bedeutet … Soylent Grün … ist …
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