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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone
Autoren: S.G. Redling
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versuchte, die trockene Schokolade aus ihren Zähnen zu entfernen, während ihr die hoch aufgeschossene Frau die Tür aufhielt. Mit ihrem dünnen Körper und dem dünnen Haar hätte Dr. Lavange ungesunde dreißig Jahre oder fantastische sechzig Jahre alt sein können, oder alles dazwischen. Ihre Angewohnheit, beim Reden ständig den Kopf in permanenterSympathiebekundung schräg zu halten, ging Ellie auf die Nerven.
    »Lassen Sie mich Ihnen die Probebecher geben, und sobald Sie zurück sind …«
    »Ich kann das auch hier machen.« Ellie nahm der Ärztin den Urinprobebecher aus der Hand, noch bevor diese protestieren konnte, ließ ihre Hose herunter und ging in die Hocke. Nach fast sieben Jahren Urinproben auf Kommando hatten sich die meisten Bewohner von Flowertown in Pinkel-Scharfschützen verwandelt.
    Ellie gab ihr den warmen Becher zurück, kein Tropfen war danebengegangen. Dr. Lavange überspielte erfolgreich ihr Unbehagen, und Ellie bemühte sich, nicht zu grinsen, als die Ärztin sich ihre Finger bespritzte, während sie den Plastikdeckel befestigte.
    »Ich sage meiner Mitbewohnerin andauernd, dass das eine ziemlich geniale Partynummer sein wird, wenn wir erst einmal aus der Quarantäne raus sind.«
    »Das wird es ganz sicherlich.« Die Ärztin stellte die Urinprobe auf ein Rolltablett an der Wand.
    In den Augen der älteren Frau sah Ellie die Gewissheit, dass sie nie aus der Quarantäne herauskommen würde, egal wie gut ihre Fähigkeiten beim Urinieren auch sein mochten. »Bevor Sie gehen, brauchen wir ebenfalls noch eine Blutprobe. Können Sie das auch alleine?«
    Ellie versuchte ein Grinsen, aber sie spürte, wie jenes vertraute, erstickende Gefühl der Panik sie zu überwältigen drohte. Sie schüttelte den Kopf und schwang sich auf die mit einem Papier bedeckte Untersuchungsliege. Dr. Lavange öffnete ihre Akte und begann, darin zu lesen.
    »Hier steht, dass Sie eine bekennende starke Konsumentin von Marihuana sind. Ist das noch immer der Fall?«
    »Mehr denn je.«
    Sie bog ihren Kopf noch weiter zur Seite. »Ms Cauley«, ihre Augen zuckten zu der Akte und dann wieder nach oben, »Ellie. Mir ist bewusst, dass die Gesetze über illegalen Drogenkonsum innerhalb des Verwahrungslagerbezirks weitestgehend gelockert wurden. Letzten Endes müssen sich die Sicherheitskräfte um genug andere Dinge kümmern, nicht wahr?« Ellie seufzte und fragte sich, ob Dr. Lavange ihr Ohr tatsächlich bis hinab auf ihre Schulter bringen konnte. »Aber nur, weil es kaum strafrechtliche Konsequenzen für den Gebrauch von Marihuana gibt, heißt das ja nicht, dass es auch keine medizinischen Folgen hat.«
    »Sie meinen so was wie Leberversagen?«
    Dr. Lavanges Gesicht verwandelte sich in eine teilnahmsvolle Grimasse, die Ellie links und rechts abwatschen wollte. »Es ist definitiv nicht hilfreich.«
    »Tja, ich denke, dass Ihr HF-16 meiner Leber weit mehr geschadet hat als ein paar genial geile Knospen, und ganz sicher ohne den dazugehörigen Spaß.«
    »Es war nicht mein HF-16.«
    »Sie arbeiten für Feno Chemical.«
    Ellie gefiel die Art, wie der Kopf der Ärztin hin und her ruckelte. »Nein, tut mir leid. Ich nicht. Ich arbeite für Barlay Pharma. Als selbstständige Unternehmerin.«
    »Wer unterschreibt Ihre Lohnschecks?«
    »Wer unterschreibt Ihre?« Ellie konnte sehen, dass die Ärztin, sobald ihr die Worte aus
    dem Mund gerutscht waren, es bereute, sich so ködern gelassen zu haben. Lavange wendete sich wieder ihrer Akte zu und ließ ihre Fingernägel ihren Ärger heraustrommeln. Es war allgemein bekannt, dass Barlay ein Subunternehmen des Multis war, zu dem auch Feno gehörte. Das war logisch, zumindest fand Ellie das. Feno hatte den Schaden angerichtet; die Muttergesellschaftmusste ihn aufräumen. Sie konnte einfach nicht kapieren, warum jeder so tat, als sei dies ein schmutziges kleines Geheimnis. Das wiederum kam ihr allerdings gerade zupass, wenn sie ein Mitglied des Ärztepersonals in seine Schranken weisen wollte.
    Während sie in die Akte hinein sprach, sagte die Ärztin: »Ich gehe davon aus, dass es sowohl für Sie als auch für mich Zeitverschwendung wäre, wenn ich vorschlüge, dass Sie ihren Marihuana-Konsum einschränken, wenn nicht ganz aufgeben.«
    »Da könnten Sie richtigliegen.«
    Die Ärztin behielt ihre Augen auf das Papier gerichtet. »Hat man Sie schon einmal über unseren umfassenden Beratungsservice für die Behandlung zugunsten der Lebensqualität unterrichtet?«
    »Der klingt in der Tat sehr
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