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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone
Autoren: S.G. Redling
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Handzettel der VolCorp, einer der vielen wohltätigen Organisationen, die in den ersten Jahren die Quarantänesperre durchbrochen hatten, um den Verseuchten zu helfen. Es handelte sich um eines der üblichen lamentierenden, drohendenund ungeduldigen Gesuche um Geldmittel und Freiwillige. Ellie wusste nicht, warum diese Nachrichten bei ihr landeten, oder wer ihren Namen als den einer Bearbeiterin, die sich um diesen Quatsch kümmern oder gar dafür interessieren könnte, nach draußen gegeben haben konnte.
    Sie hatte nur einmal mit VolCorp zu tun gehabt. Das war an jenem Tag gewesen, als sie freie Limonade an alle verteilten, die dabei halfen, das Gemeinschaftszentrum neu zu streichen. Die Limonade hatte nach Jod geschmeckt und Ellie hatte keinen Strich getan. Sie schmiss das Blatt in den Recyclekorb.
    Der dritte Umschlag unterschied sich vom Rest der Post. Es war ein richtiger Briefumschlag, zugestellt, man glaubte es kaum, von der Post der Vereinigten Staaten, mit Briefmarke und allem Pipapo. Dem mitgenommenen Aussehen des Umschlags nach zu urteilen, schien die Zustellung ruppig gewesen zu sein, aber das war nicht der Grund, warum Ellie zögerte, den Brief zu öffnen. Er kam von ihrer Schwester Bev in Hershey. Bevor ihr klar wurde, dass sie gar nicht lesen wollte, was darin stand, hatte sie den Umschlag aufgerissen. Der Brief lud zu einer Überraschungsgeburtstagsfeier für ihre Mutter ein, die in drei Wochen in einem öffentlichen Park stattfinden sollte, von dem Ellie noch nie gehört hatte. Es würde Schwein am Spieß und Fassbier geben, und für die Familienmitglieder von außerhalb war eine Reihe Zimmer im Best Western zum Sonderpreis reserviert worden, aber die würden schnell ausgebucht sein, denn jeder plante, zu Rosalind Seaton Cauleys großer Party anlässlich ihres Sechzigsten zu kommen! Bev hatte sogar Karten mit Wegbeschreibungen aus allen vier Himmelsrichtungen beigefügt, aber Ellie klappte die Einladung wieder zu, ohne sie richtig anzusehen. Sie war sich ziemlich sicher, dass niemand den Weg von Flowertown nach Hershey kartografiert hatte, und selbst wenn sie es in Betracht gezogen hätte, zur Feier zu kommen,waren drei Wochen nicht genug Zeit, um zu entgiften und den Papierkram zu erledigen, der erforderlich war, um das Lager zu verlassen. Sie war sich ebenfalls ziemlich sicher, dass Bev das ganz genau wusste, und versuchte, nicht weiter zu grübeln, welche Motivationen ihre Schwester veranlasst haben könnte, ihr diese kleine, feierliche Nachricht zukommen zu lassen. Sie ließ die Einladung über dem Papierkorb baumeln, wollte sie fallen und verschwinden lassen, konnte aber nicht. Stattdessen schob sie sie in eine Schublade und griff nach dem vierten und letzten Umschlag.
    Diesen Umschlag erkannte sie nicht. Die Schrift setzte sich aus einer Aneinanderreihung durcheinandergewürfelter Buchstaben und Zahlen zusammen. Auf dem Umschlag stand noch nicht einmal ihr Name, aber Ellie fand, dass selbst eine Broschüre für noch eine weitere Zusammenkunft Freiwilliger besser war, als die Postdurchsicht mit dem Brief ihrer Schwester zu beenden. Also faltete sie das spröde, weiße Papier auseinander. Darauf standen lediglich zwei maschinengeschriebene Zeilen:
    SO VIEL DU WILLST.
    BEWAFFNE DICH.
    Unter der Botschaft tanzte eine Comic-Uhr am Seitenrand. Ellie drehte das Papier um, aber der Rest des Blattes war weiß. Sie lachte, kritzelte Bings Namen und »Programm für das Treffen überarbeiteter Mitarbeiter« darauf und legte es in den Postausgang. Sie spürte, dass sie heute Glück haben würde und versuchte, ihre Internetverbindung zu öffnen. Eine ziemlich lange Weile blieb der Bildschirm weiß, und Ellie rollte mit ihrem Stuhl zurück. Die Chancen, ins Netz zu kommen, waren gering bis nicht vorhanden, aber warum nicht? Sie dachte daran, für die Warterei eine Zigarette von Big Martha zu schnorren, aberihr morgendliches High war gerade an dem Punkt angelangt, an dem sich die Zeit ausdehnte, also schloss sie einfach ihre Augen und wartete darauf, dass der Bildschirm wieder lebendig werden würde.
    Sie ließ sich treiben, die Wärme des Büros und das flüsternde Geraschel von Papier hüllten sie ein wie eine weiche Steppdecke. Sie überkreuzte ihre Füße auf einer geöffneten Schublade und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei sie wieder ihren ungewaschenen Geruch erhaschte. Aber dieses Mal erinnerte er sie nicht an kaputte Wasserleitungen oder die täglichen Ärgernisse der Quarantäne. Dieses
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