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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg
Autoren: Christopher Moore
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im Aufspüren und Vernichten von Frohsinn sind Missionare ungeschlagen). Dann landete er mit seinem Kanu an einem stillen, schmalen Strand an der Westküste seiner neuen Insel und sagte sich: »Ich könnte ein paar Cocktails und ’ne kleine Nummer vertragen. Ich lauf nach Lahaina und besorg mir was.«
    Nun, die Zeit verging, und ein paar Walfänger kamen auf die Insel, brachten Stahlwerkzeuge, Syphilis und andere Wunderdinge aus dem Westen mit, und bevor noch jemand wusste, was los war, dachten auch die Walfänger, sie hätten nichts gegen ein paar Cocktails und eine kleine Nummer einzuwenden. Statt nun also wieder ums Horn zurück nach Nantucket zu segeln, um ein paar Gläschen Grog und die Röcke der erstbesten Hester, Millicent oder Prudence zu lüpfen (so schnell, dass die gute Frau dachte, sie sei in einen Schornstein gefallen und auf einer Zucchini gelandet), fuhren sie nach Lahaina ein, angelockt vom trunkenen Sexzauber des alten Maui. Sie waren nicht wegen der Wale nach Maui gekommen. Sie kamen, um zu feiern.
    Und so wurde aus Lahaina eine Walfängerstadt. Obwohl jedoch die Buckelwale nun seit einigen Jahren dorthin kamen, um zu kalben und zu singen, und es in den Gewässern um Hawaii von geflügelten Sängern nur so wimmelte, machten die Walfänger dort keineswegs wegen der Buckelwale Station. Die waren wie ihre Furchenwal-Brüder – die stromlinienförmigen Blau-, Finn-, Sei-, Zwerg- und Brydewale – einfach zu schnell, als dass man sie mit Segelschiffen und Ruderbooten jagen konnte. Nein, die Walfänger kamen nach Lahaina, um sich auszuruhen und sich auf dem Weg in die japanischen Gewässer zu amüsieren, wo sie den großen Glattwal jagten, der wie ein dicker, tumber Baumstamm im Wasser dümpelte, so dass man einfach hinrudern und ihm eine Harpune in den Kopf rammen konnte. Erst nach Erfindung der Dampfschiffe und der Dezimierung jener riesigen, fetttriefenden Glattwale richteten die Jäger ihre Harpunen auf die Buckelwale.
    Den Jägern folgten die Missionare, die Zuckerfarmer, die Chinesen, Japaner, Filipinos und Portugiesen – die allesamt auf den Zuckerplantagen arbeiteten – und Mark Twain. Mark Twain fuhr wieder nach Hause. Alle anderen blieben. In der Zwischenzeit vereinigte König Kamehameha I. die Inseln durch den geschickten Einsatz von Feuerwaffen gegen Holzspeere und machte Lahaina zur Hauptstadt von Hawaii. Kurze Zeit darauf fuhr Amy am Steuer eines Acht-Meter-Mako-Speedboots in den Hafen von Lahaina ein, mit einem großen, fassungslos dreinblickenden Doktor der Biologie auf dem Bugsitz.
    Das Funkgerät piepste. Amy nahm es und drückte den Sprechknopf. »Ich höre, Clay.«
    »Stimmt irgendwas nicht?« Offenbar stand Clay Demodocus am Hafen und sah sie kommen. Es war noch nicht mal acht Uhr morgens. Wahrscheinlich machte er gerade sein Boot bereit, um rauszufahren.
    »Ich weiß nicht genau. Nate will Feierabend machen. Ich frag ihn, wieso.« Zu Nate sagte sie: »Clay will wissen, wieso.«
    »Anomale Daten«, erwiderte Nate.
    »Anomale Daten«, wiederholte Amy ins Funkgerät.
    Es folgte eine Pause. Dann sagte Clay: »Oh, okay … schon verstanden.«
    Der Hafen von Lahaina ist nicht sehr groß. Nur etwa hundert Boote finden innerhalb der Hafenmauern Platz, und dabei handelt es sich bei den meisten um geräumige Vergnügungsjachten oder Katamarane, fünfundzwanzig Meter lange Boote voll sonnencremetriefender Touristen, die auf dem Wasser alles Mögliche treiben, von Schlemmerfahrten übers Sportangeln und Schnorcheln am halb versunkenen Krater von Molokini bis hin zum »Whale Watching«. Jet Ski, Parasailing und Wasserski waren von Dezember bis April verboten, solange sich die Buckelwale in diesen Gewässern befanden, und daher waren viele der kleineren Boote, mit denen normalerweise unbescholtene Meeresbewohner im Namen der Freizeit terrorisiert wurden, während der Saison an Walforscher vermietet. An einem ganz normalen Wintermorgen konnte man unten im Hafen von Lahaina keine Kokosnuss werfen, ohne damit einen Doktor der Cetologie zu treffen (und man hatte gute Chancen, mit einem Querschläger zwei Magister zu streifen, die an ihrer Dissertation arbeiteten).
    Clay Demodocus war mit einem Doktor und einem Marineoffizier in eine Partie Forschungslügenpoker verstrickt, als Amy das Mako rückwärts in den Liegeplatz manövrierte, den sie sich mit drei Beibooten von Segeljachten teilten, die draußen vor dem Hafen lagen, einem Elf-Meter-Motorsegler und dem anderen Boot der Maui Whale Research
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