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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg
Autoren: Christopher Moore
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bezaubernde Hintern in 66,666 Prozent aller Fälle in Ehefrauen, und Ehefrauen verwandelten sich in exakt 100 Prozent aller Fälle in Ex-Ehefrauen – plus/minus fünf Prozent, was auf den nachehelichen Sex zurückzuführen war.
    »Soll ich’s dir machen?«, fragte Amy und streckte die Hand aus, mit der sie am meisten Erfahrung im Verreiben von Sonnencreme hatte.
    Geh gar nicht erst darauf ein, dachte Nate, nicht mal im Scherz. Eine falsche Antwort auf so einen Satz, und schon konnte man seine Stellung an der Universität verlieren, wenn man denn eine hätte, was bei Nate nicht der Fall war, aber trotzdem … Daran dachte man nicht einmal.
    »Nein, danke, dieses Hemd hat extra einen eingewebten UV-Schutz«, sagte er und stellte sich vor, wie es wäre, wenn Amy es ihm machte.
    Misstrauisch musterte Amy sein ausgewaschenes T-Shirt mit der Aufschrift WE Like Whales Conference ’89 und verteilte den Rest Sonnencreme an ihrem Bein. »Ach was«, sagte sie.
    »Weißt du, ich wünschte wirklich, ich könnte rausfinden, wieso die Burschen singen«, sagte Nate, nachdem der Kolibri seiner Gedanken sämtliche Blumen im Garten gekostet hatte und wieder bei diesem Plastikgänseblümchen angekommen war, das einfach keinen Nektar geben wollte.
    »Echt wahr?«, erwiderte Amy todernst und dennoch lächelnd. »Aber wenn du es rausgefunden hast, was machen wir dann morgen?«
    »Herumprahlen«, antwortete Nate grinsend.
    »Ich würde den ganzen Tag lang tippen, Ergebnisse analysieren, Fotos vergleichen, Tonaufnahmen archivieren …«
    »Uns ein paar Donuts holen«, fügte Nate hilfreich hinzu.
    Amy fuhr fort, zählte die Liste an den Fingern ab: »… leere Tonbänder besorgen, die Autos und Boote waschen, rüber zum Fotolabor laufen –«
    »Nicht so eilig«, unterbrach Nate.
    »Wie? Du willst mir die Freude vorenthalten, rüber zum Fotolabor zu laufen, während du dich im wissenschaftlichen Ruhm sonnst?«
    »Nein, du darfst zum Labor laufen, aber Clay hat jemanden eingestellt, der die Autos und Boote wäscht.«
    Eine zarte Hand wanderte zu ihrer Stirn, als wäre sie einer Ohnmacht nah, die Südstaatenschönheit, von Schwermut umfangen. »Wenn ich falle und über Bord gehe, lass mich nicht ertrinken.«
    »Weißt du, Amy«, sagte er, während er die Armbrust auspackte, »ich weiß nicht, wie ihr es in Boston gehalten habt, aber in der Verhaltensforschung wird von Assistenten eigentlich nur erwartet, dass sie sich über erniedrigende Hilfsarbeiten beklagen. So war es, als ich dabei war, so ist es seit Jahrhunderten, immer schon. Selbst Darwin hatte jemanden auf der Beagle, der ihm die toten Vögel archiviert und die Karteikarten sortiert hat.«
    »Hatte er nicht. Darüber habe ich nie was gelesen.«
    »Natürlich nicht. Niemand schreibt über Forschungsassistenten.« Wieder grinste Nate, feierte seinen kleinen Sieg. Er merkte, dass er seinen Pflichten dieser Assistentin gegenüber nicht ausreichend nachkam. Clay, sein Partner, hatte sie vor gut zwei Wochen eingestellt, und mittlerweile hätte Nate sie eigentlich terrorisieren müssen. Stattdessen hatte sie ihn im Griff wie einen Sklaven bei Starbucks.
    »Zehn Minuten«, sagte Amy mit einem Blick auf den Timer ihrer Uhr. »Willst du auf ihn schießen?«
    »Es sei denn, du möchtest.« Nate legte den Pfeil in die Armbrust. Er stopfte den Anorak, in den sie die Armbrust »einwickelten«, unter die Konsole. Es war politisch höchst unkorrekt, im Hafen von Lahaina eine Waffe bei sich zu führen, um damit auf Wale zu schießen, und deshalb versteckten sie die Armbrust im Anorak und taten, als hinge die Jacke auf einem Bügel.
    Amy schüttelte heftig den Kopf. »Ich fahre das Boot.«
    »Du solltest es ruhig lernen.«
    »Ich fahre das Boot«, wiederholte Amy.
    »Niemand fährt das Boot.« Zumindest kein anderer als Nate. Zugegeben, die Constantly Baffled war nur ein Acht-Meter-Mako-Speedboot, und an einem windstillen Tag wie heute hätte selbst ein aufgeweckter Vierjähriger damit umgehen können. Trotzdem: Er fuhr dieses Boot. Niemand anders. Männer empfanden nun mal erhebliches Unbehagen bei dem Gedanken, dass eine Frau Gewalt über ein Speedboot oder gar eine Fernsehfernbedienung haben mochte.
    »Er kommt rauf«, sagte Nate. Sie hatten jetzt eine Aufnahme des gesamten, sechzehnminütigen Liedes. Er stoppte den Rekorder und zog das Hydrophon herauf, dann ließ er die Maschine an.
    »Da«, sagte Amy und deutete auf die weißen Flossen und die Fluke, die sich unter Wasser bewegten. Der Wal
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