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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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werfen, bitte? Ich werde das
verdammte Gefühl nicht los, dass mich der Mann über den Tisch ziehen will.«
    »Gerne«, versicherte Garber, ohne lange nachzudenken. »Kommen
Sie morgen Vormittag einfach zu mir, sagen wir, um 10 Uhr, und bringen
Sie Ihre Papiere mit. Bis dahin überlege ich mir auch, wie wir Ihr Geld gut und
sicher anlegen können.«
    »Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, müssen Sie sich meine
Wertpapiere noch heute ansehen«, widersprach die junge Frau. »Denn das Angebot
Mirkos gilt nur bis morgen früh. Ich muss ihm bis spätestens 9 Uhr
Bescheid geben. Bitte, bitte, Herr Garber«, jetzt machte sie wieder auf
hilfloses kleines Mädchen, »mit Ihrem Fachwissen genügt sicher ein Blick, um
sagen zu können, ob das ›Bis zu 40.000 Euro Rendite‹ ein seriöses Angebot ist
oder nicht.«
    Garber zögerte noch etwas. Obwohl, warum sollte er eigentlich
seine Expertise nicht heute Abend abgeben. So blau war er auch wieder nicht.
    »Ich wohne ganz in der Nähe, in der Krottenbachstraße. Und
während Sie sich die Papiere ansehen, brate ich Ihnen ein gutes Steak.« Marlene
ließ nicht locker.
    Ob es die Aussicht auf das Steak war oder die
Krottenbachstraße, die den Ausschlag gab, oder beides, würde wohl nie
herauskommen. »Also gut«, erklärte sich der Banker zu der kleinen
Spezialberatung bereit. Immerhin rühmte sich sein Unternehmen ja »besonderer
Flexibilität zum Wohle der Kunden« und warb mit »Wir sind immer für Sie da«.
Also blieb ihm eigentlich gar nichts anderes übrig, als dem Wunsch der neuen
Kundin zu entsprechen.
    Die beiden gingen und gleich danach auch Wilma, die noch an
einer Diskussion der Döblinger Grünen im ›Haus der Begegnung‹ teilnehmen
musste. Dabei ging es um eine neue Tiefgarage im Grüngürtel der Stadt.
    »Wetten, dass es nicht beim Ansehen der Wertpapiere bleiben
wird?«, meinte Ollie zu Vally. »Das ist wieder einmal typisch, die Frau ist
nicht zu Hause, und der Mann geht fremd.«
    »Und bei Wilma ist es genau umgekehrt«, ätzte Vally, »der
Mann sitzt zu Hause, und die Frau geht diskutieren, bis sie grün wird.
Vielleicht sollte ich später noch kurz bei Mario vorbeischauen und mir einen
Kriminalroman empfehlen lassen.« Sie lachte spöttisch.

     
    *
    Mario Palinski starrte geistesabwesend auf den
Monitor seines Computers. Der Leiter des von ihm gegründeten ›Instituts für
Krimiliteranalogie‹ und bisher bestens bewährter Berater der Döblinger
Kriminalpolizei befand sich in einer Krise. Die letzten Wochen hatten deutliche
Spuren hinterlassen, ihm vor allem psychisch zugesetzt. Dabei hatte noch im
Oktober alles so wunderbar ausgesehen. Wie aus dem Nichts war seine 26-jährige
Tochter aufgetaucht und hatte sich mit ihrem reizenden Mann, einem Südtiroler
Hotelier, nach einigen aufregenden Tagen harmonisch in die Familie eingefügt.
Dann hatte er sich auf der Suche nach einem …, na egal, er hatte sich im
Badezimmer den linken Unterarm gebrochen. Das hatte zwar ziemlich wehgetan, war
aber inzwischen Vergangenheit. Auch wenn er gelegentlich noch ein unbestimmtes
Ziehen und Stechen verspürte. Aus heutiger Sicht betrachtet, war der Sturz aber
zeitlich jenes Ereignis gewesen, mit dem die Misere der letzten Wochen begonnen
hatte. Aber da musste er jetzt durch. In zehn Tagen sollte sich die ganze
Familie im ›Rittener Hof‹ bei Bozen treffen. Dann würde alles wieder gut sein,
hoffte er zumindest.
    Im Moment aber gab es keine nennenswerte Arbeit für ihn, die
dicke Daunendecke vorweihnachtlichen Innehaltens hatte sich über sein Institut
gestülpt und drohte, ihn mit Untätigkeit zu ersticken. Was ihm aber am meisten
zu schaffen machte, war der Umstand, dass sich alles um ihn herum veränderte
und er nichts dagegen tun konnte. Seine bisher heile Welt begann auf einmal
auseinanderzudriften.
    Sein guter Freund Oberinspektor Wallner vom Koat Hohe Warte
stand vor einem Karrieresprung. Er war mit Wirkung vom 1. Jänner kommenden
Jahres als stellvertretender Abteilungsleiter zum Bundeskriminalamt versetzt
worden. Wallners Stellvertreter Martin Sandegger, dessen beispielhaftes
Verhalten im Fall »Göllner« ihm ein enormes Image in der Öffentlichkeit und die
Sympathien des Innenministers eingebracht hatten, würde ab demselben Zeitpunkt
einen bestbezahlten Top-Job als Leiter der Sicherheitsabteilung eines riesigen
Einkaufszentrums am Rande der Stadt mit einem Zusatzvertrag als
Security-Berater für drei
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