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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke
Autoren: Random House
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Möglichkeiten. Ich wollte nicht aus dem Fenster in die Dunkelheit steigen. Nur die Göttin wusste, was für hässliche – und hungrige – Biester da draußen auf mich lauerten und nur darauf warteten, dass ihnen ein schmackhafter kleiner Imbiss in ihre aufgerissenen Mäuler plumpste. Mir blieb keine andere Möglichkeit, als weiterzugehen. Das Rinnsal aus Panik, das ich versucht hatte, herunterzuschlucken, schwoll zu einem Strom an, und das kalte Feuer war fast erloschen. Obwohl ich mich bemühte, es mit einem Spruch wiederzubeleben, wollte es nicht funkeln. Ein einsames Streichholz wäre keine große Hilfe in dieser dunklen Dunkelheit.
    Und so ging ich weiter, eine kurze Treppe hinab, belegt mit einem ausgetretenen Teppich, und durch einen schmalen Korridor, an dessen Wänden leere Stühle standen. Der Moder hatte ihre Ledersitze weggefressen. Dann, voraus – ein Lichtschimmer.
    Ich hastete darauf zu, durch ein Zimmer, dessen Leere mir durch das hohle Echo meiner Schritte
bescheinigt wurde. Als ich näher kam, sah ich, dass der Lichtschimmer durch einen schmalen Türspalt drang.
    Aber es war keine gewöhnliche Tür. Sie hatte nicht die übliche Größe und war offenbar nicht zum Alltagsgebrauch gedacht. Diese Tür gehörte zu einem Paar, und die beiden waren – enorm. Jede von ihnen war so breit wie eine Kutsche und doppelt so hoch. Sie waren aus glattem Silber, ohne jegliche Verzierung, nicht einmal einen Türknauf oder ein Schloss konnte ich sehen. Die Metallfläche spiegelte den winzigen Funken meines kalten Feuers, der mit jeder Sekunde schwächer wurde, und mein eigenes, wenig schmeichelhaftes Abbild, rundlich und zitternd.
    Es war ein Glück, dass die Tür einen Spalt offen stand, denn ich hätte niemals so viel Kraft gehabt, um dieses tonnenschwere Riesending zu bewegen. Mein kaltes Feuer erlosch blinzelnd, aber der strahlende Sommerschimmer, der durch den Türspalt drang, schob die Dunkelheit beiseite.
    »Der einzige Weg führt hindurch«, sagte ich mit dünner, wispernder Stimme. Ich musste den Bauch einziehen und die Luft anhalten, aber ich schaffte es – gerade so –, mich durch den Spalt zu zwängen.

Kapitel 3
Überraschung. Faktotum & Butler. Viele, viele Bücher.
    N ach so langer Zeit in der Dunkelheit blendete mich das strahlende Licht. Eine Sekunde lang sah ich gar nichts, dann schwammen undeutliche graue Flecken vor meinen Augen. Nach weiteren Sekunden verschwanden die Flecken und ich erkannte, dass ich in einer Bibliothek stand.
    Und in was für einer Bibliothek! Ich hatte geglaubt, die kreisrunde Bibliothek der Sanctuary School wäre riesig, aber sie war nur eine erbärmliche Besenkammer verglichen mit diesem Raum, dessen Länge sich in die Unendlichkeit zu erstrecken schien und in einem fernen, sonnigen Nebel verschwand. Die Breite war nicht ganz so ausgedehnt, aber immer noch überaus beeindruckend.
    Wie die Türen, zwischen denen ich mich durchgequetscht hatte, waren auch alle anderen Oberflächen in diesem Saal glatt und silbern. Der Boden wirkte wie polierter Stahl, die Bücherregale waren kantig und glänzten seidig. Zu meiner Linken bestand die Wand ganz aus Glas, durch das heißes
Sonnenlicht schien und jenes Gleißen verursachte, das mich beim Eintreten geblendet hatte. Die gegenüberliegende Wand bestand aus nichts als Bücherregalen, die sich durch den sonnigen Dunst erstreckten und in die Höhe kletterten, wo sie an einer gewölbten, bewölkten und mit Drachen verzierten Decke endeten.
    All diese Bücher! Ich hatte noch nie so viele Bücher gesehen. Hunderte von Größen, Farben und Formen; ihre prächtigen Einbände waren der einzige Kontrast zu den glitzernden silbernen Flächen. Andere mit Glastüren versehene Silberregale standen frei im Raum und enthielten noch mehr Bücher. Auf dem Boden lagen weitere Bücher, in kleinen und großen Stapeln. Bücher, Bücher, mehr Bücher, als ich je im Leben lesen könnte, selbst wenn ich mich augenblicklich in einem der harten Metallsessel, die in regelmäßigen Abständen vor dem riesigen Fenster standen, niedergelassen und mit dem Lesen begonnen hätte.
    Ich ging zu einem Tisch, der sich über die gesamte Länge des Raums hinzog. Er war sogar noch länger als der Tisch im Großen Ratssaal des Kriegsministeriums – was nichts anderes hieß, als dass er wirklich und wahrhaftig riesig war – und er war mit verstreuten Dokumenten, Bücherhaufen und benutztem Löschpapier übersät. Angeknabberte Bleistifte lagen herum, als ob sie
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