Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flinx

Flinx

Titel: Flinx
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
nun an auch wohnen wirst.« Sie verließen das Restaurant, und die feuchte Nacht hüllte sie ein.
    »Wie heißt du?« Er sprach, ohne zu ihr aufzublicken und zog es statt dessen vor, die schwach beleuchteten Ladenfassaden und Geschäfte zu studieren. Die Intensität, mit der er sie betrachtete, schien ihr unnatürlich.
    »Mastiff«, sagte sie und grinste dann. »Das ist nicht mein richtiger Name, Junge. Aber jemand hat ihn mit vor vielen Jahren angehängt. Ob er mir nun passt oder nicht, er ist länger an mir haften geblieben als irgendein Mann. Es ist der Name eines Hundes von außergewöhnlicher Wildheit und Hässlichkeit.«
    »Ich finde nicht, dass du hässlich bist«, erwiderte der Junge. »Ich finde, du bist schön.«
    Sie studierte seinen offenen, jungenhaften Gesichtsausdruck. Schwachsinnig, kurzsichtig oder einfach nur sehr schlau, dachte sie.
    »Darf ich Mutter zu dir sagen?« fragte er hoffnungsvoll und verwirrte sie damit noch mehr. »Du bist doch jetzt meine Mutter, oder?«
    »Irgendwie schon, denke ich. Frag mich bloß nicht warum!«
    »Ich werd' dir keinen Ärger machen.« Seine Stimme klang plötzlich besorgt, fast verängstigt. »Ich hab noch nie jemandem Ärger gemacht, ehrlich. Ich will bloß, dass man mich in Frieden lässt.«
    Was mochte ihn wohl zu einem solch verzweifelten Geständnis veranlasst haben? fragte sie sich. Sie beschloss, nicht näher auf die Sache einzugehen. »Ich verlange gar nichts von dir«, versicherte sie. »Ich bin eine einfache alte Frau und lebe ein einfaches Leben. So gefällt es mir. Hoffentlich gefällt es dir auch.«
    »Klingt nett«, meinte er freundlich. »Ich werd' mir Mühe geben, dir so gut zu helfen, wie ich kann.«
    »Weiß der Teufel, im Laden ist genug zu tun. Ich bin nicht mehr so gelenkig wie ich einmal war.« Sie lachte laut und glucksend. »Ich werd jetzt immer schon vor Mitternacht müde. Kannst du dir vorstellen, dass ich tatsächlich volle vier Stunden Schlaf brauche? Ja, ich denke schon, dass du nützlich sein kannst. Hoffentlich bist du das. Hast genug gekostet.«
    »Das tut mir leid«, sagte er, plötzlich niedergeschlagen.
    »Hör damit auf! Davon will ich in meinem Haus nichts hören!«
    »Ich meine, es tut mir leid, dass ich dich geärgert habe.«
    Sie gab ein undefinierbares Stöhnen von sich, kniete nieder und stützte sich mit beiden Händen auf ihren Stock. Jetzt hatte sie ihr Gesicht vor seinen Augen. Er stand da und musterte sie mit ernstem Blick.
    »Jetzt hör mir gut zu, Junge! Ich bin keine Agentin der Regierung und hab nicht die leiseste Vorstellung, welcher Teufel mich geritten hat, die Verantwortung für dich zu übernehmen. Aber jetzt ist es nun einmal geschehen. Ich werde dich nicht schlagen, es sei denn, du verdienst es. Ich werde dafür sorgen, dass du ordentlich zu essen bekommst und nie zu frieren brauchst. Als Gegenleistung verlange ich, dass du nicht rumläufst und blödes Zeug herumblökst, wie ›es tut mir leid‹. Geht das klar?«
    Darüber brauchte er nicht lange nachzudenken. »Das geht klar - Mutter.«
    »Dann wäre das erledigt.« Sie schüttelte seine Hand. Das führte zu einem neuen Phänomen. Seinem ersten Lächeln. Sein kleines, leicht mit Sommersprossen übersätes Gesicht schien dabei zu leuchten, und plötzlich wirkte die Nacht weniger kühl.
    »Beeilen wir uns jetzt«, sagte sie und richtete sich wieder auf. »Ich bin nicht gern so spät draußen, und du bist als Leibwächter auch nicht gerade eindrucksvoll. Wirst es wahrscheinlich auch nie sein, wenn man dich so ansieht. Aber das ist nicht deine Schuld.«
    »Warum ist es so wichtig, zu Hause zu sein, wenn es dunkel ist?« fragte er und fügte dann etwas unsicher hinzu: »Ist das eine dumme Frage?«
    »Nein, Junge.« Sie lächelte auf ihn herab, während er die Straße entlanghopste. »Es ist eine sehr kluge Frage. Es ist wichtig, nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause und in Sicherheit zu sein, weil die Toten sich nämlich in unmittelbarer Proportion zum Fehlen von Licht vermehren. Aber wenn du vorsichtig bist und lernst, mit der Dunkelheit zu leben, dann wirst du herausfinden, dass die Dunkelheit ebenso dein Freund wie dein Feind sein kann.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte er entschieden. »Das habe ich mir schon so lange gedacht« - sein Gesicht verzog sich etwas, so als müsste er sich konzentrieren -, »so lange ich mich erinnern kann.«
    »Oh?« Sie lächelte ihm immer noch zu. »Und warum glaubst du das - ich meine, abgesehen davon, dass ich es dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher