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Flinx

Flinx

Titel: Flinx
Autoren: Alan Dean Foster
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sie das von Gendarmen gewöhnt war.
    Sie drehte sich um und versuchte, sich ein Stück nach rechts zu schieben, wo ein paar Stufen zur Plattform hinaufführten. Als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, drehte sie sich um und spähte in die Menge. Die purpurfarbenen Slickers hatten jetzt die erste Wand aus Büros und Läden erreicht, und vor ihnen war eine hünenhafte menschliche Gestalt zu erkennen, die offenbar vor den Polizisten floh.
    Mutter Mastiff gestattete sich ein wissendes Kopfnicken. Es gab immer Leute, die sich aus anderen als humanitären Gründen für einen jungen Knaben interessierten. Manche davon hatten Vorstrafenregister, die es an Länge mit ihrem Leben aufnehmen konnten. Offenbar hatte irgend jemand in der Menge, vielleicht sogar ein bezahlter Informant, das Individuum erkannt, das gegen sie geboten hatte, und hatte die Behörden verständigt, die mit lobenswerter Eile reagiert hatten.
    »Hundert Credits also«, verkündete die Beamtin enttäuscht von der Plattform. »Höre ich mehr?« Natürlich rechnete sie nicht damit, trieb das Spiel aber weiter. Ein Augenblick verstrich in Schweigen. Sie zuckte die Achseln und blickte zu Mutter Mastiff hinüber, die immer noch auf der Treppe stand. »Er gehört Ihnen, Frau.« Aha, nicht mehr ›Madam‹, dachte Mutter Mastiff sarkastisch. »Zahlen Sie und beachten Sie die Vorschriften!«
    »Ich kenne die Vorschriften dieser Regierung schon viel länger als Sie auf der Welt sind, Frau.« Sie stieg die letzten paar Stufen hinauf und ging, die Beamtin ebenso wie den Jungen ignorierend, auf das Büro zu.
    Drinnen blickte ein gelangweilter Schreiber zu ihr auf, warf einen Blick auf die Akte, die auf dem Bildschirm seines Computers erschienen war, und fragte geschäftsmäßig: »Name?«
    »Mastiff«, antwortete seine Besucherin und stützte sich auf ihren Stock.
    »Ist das Ihr Familienname?« »Vorname und Familienname.«
    »Mastiff Mastiff?« Der Schreiber musterte sie.
    »Nur Mastiff«, sagte die alte Frau.
    »Die Regierung zieht mehrfache Namen vor.«
    »Hören Sie! Was die Regierung vorzieht, ist mir piepegal!«
    Der Schreiber seufzte und rührte ein paar Tastenfelder. »Alter?«
    »Geht Sie nichts an.« Sie überlegte einen Augenblick lang und fügte dann hinzu: »Geben Sie alt ein.«
    Das tat der Schreiber und schüttelte dabei mürrisch den Kopf. »Einkommen?«
    »Ausreichend.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu!« begann der Schreiber. »Wenn es um die Übernahme von Verantwortung für Wohlfahrtsindividuen geht, benötigt die Stadtregierung einige Einzelheiten.«
    »Die Stadtregierung kann mir mit ihren Einzelheiten ebenso den Buckel runterrutschen wie mit ihren Doppelnamen!« Mutter Mastiff gestikulierte mit ihrem Stock in Richtung auf die Plattform. Eine weite, ausholende Bewegung, der der Schreiber nur dadurch entging, dass er sich geistesgegenwärtig duckte. »Die Gebote sind abgeschlossen. Der Bursche, der gegen mich geboten hat, ist verschwunden. Recht hastig sogar. Jetzt kann ich entweder mein Geld nehmen und nach Hause gehen oder meinen Betrag zur Zahlungsbilanz der Regierung und zu Ihrem Gehalt leisten. Wie hätten Sie's denn gern?«
    »Ach, schon gut!« meinte der Schreiber verdrießlich. Er beendete seine Eintragungen und drückte einen Knopf. Ein scheinbar endloses Formular schob sich aus dem Ausdruckschlitz. Zusammengefaltet war es immer noch einen halben Zentimeter dick. »Lesen Sie das!«
    Mutter Mastiff nahm sich das Bündel Papiere. »Was soll das alles?«
    »Vorschriften bezüglich Ihres neuen Schützlings. Sie können den Jungen aufziehen, dürfen ihn aber nicht misshandeln.
    Sollte man je feststellen, dass Sie die hierin angegebenen Anweisungen und Gesetze verletzen ...« - er deutete auf das Bündel Papier -, »kann er Ihnen weggenommen werden, und der von Ihnen geleistete Betrag ist verfallen. Außerdem müssen Sie sich vertraut machen ...« - er unterbrach seinen Vortrag, als der in Rede stehende Junge von einem anderen Beamten in den Raum geführt wurde.
    Der Junge sah zuerst den Schreiber und dann Mutter Mastiff an. Dann ging er, gerade als hätte er früher schon ähnliche Rituale vollzogen, ruhig auf sie zu, nahm ihre linke Hand und legte seine rechte Hand hinein. Die weiten, scheinbar arglosen Augen eines Kindes blickten in die ihren. Seine Augen waren hellgrün, stellte sie abwesend fest.
    Der Schreiber wollte fortfahren, stellte dann aber fest, dass ihm etwas in der Kehle saß, und wandte sich statt dessen seinem
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