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Fliehganzleis

Fliehganzleis

Titel: Fliehganzleis
Autoren: Frederike Schmöe
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http://news.abacho.de/politik/artikel_anzeigen/index.html?news_id=37305; eingesehen am 13.1.2009.)
    Die Figur der Kendra White-Höfner ist zur Gänze erfunden. Allerdings kam im Jahr 1961 tatsächlich eine Besuchergruppe aus Harvard an die Freie Universität Berlin. Mit dabei war eine Studentin namens Joan Glenn, die in Berlin blieb, um sich in der Fluchthilfe zu engagieren. Sie hatte u. a. die Aufgabe, Kontakte zu den amerikanischen Soldaten herzustellen, die bereit waren, DDR -Flüchtlinge in ihren Fahrzeugen auszuschleusen (Quelle: Detjen, a.a.O.). Ein weiterer amerikanischer Student aus der genannten Gruppe, Robert Mann, schloss sich ebenfalls den Fluchthelfern an, wurde am 22.1.1962 als ›Läufer‹ in Ostberlin verhaftet und zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt, die er voll absitzen musste (ebd.). An sein Schicksal erinnert Kendra im Gespräch mit Kea, als sie der Ghostwriterin gegenüber von einem gewissen Martin Dexter spricht.
    Kendra berichtet Kea über eine junge Wirtin, die ihre gerade ererbte Kneipe verliert, da sie all ihre Güter in die Fluchthilfe investiert und die Gaststätte schließlich veräußern muss. Dieser Hinweis bezieht sich auf die Erzählung ›Eine Kneipe geht verloren‹ aus dem Jahr 1965 von Uwe Johnson, in der dieser die Umstände der studentischen Fluchthilfe literarisch verarbeitet. Die Erzählung erschien noch im selben Jahr im Kursbuch und wurde später bei Suhrkamp abgedruckt: Uwe Johnson, ›Eine Kneipe geht verloren.‹ In: Ders., ›Berliner Sachen. Aufsätze‹. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975. S. 64-94. Nach Detjen (a.a.O.) hatte Johnson zuvor Interviews mit den Hauptakteuren der Girrmann-Gruppe geführt, um den Fluchthilfealltag zu dokumentieren, »gab sein Vorhaben jedoch wieder auf, als er merkte, daß eine zweifelsfreie Rekonstruktion nicht möglich war« (Detjen, S. 19).
    Das Buch, das Dagmar Seipert aus ihrem Bücherregal nimmt und Juliane zum Lesen empfiehlt, stammt aus der Feder des 1977 aus der DDR ausgebürgerten Schriftstellers und Bürgerrechtlers Jürgen Fuchs: Jürgen Fuchs, ›Vernehmungsprotokolle‹. Reinbek: rororo 1978.
    Jürgen Fuchs starb 1999 an Leukämie. Bis heute konnte der Verdacht, seine Krebserkrankung sei von Bestrahlungen verursacht, denen er als Häftling des M f S ausgesetzt war, weder erhärtet noch entkräftet werden.
    Die sogenannte ›Flugzeugtour‹, die Larissa Gräfin Rothenstayn in den Westen gebracht hat, wurde von der Fluchthelferorganisation Löffler ausgearbeitet und durchgeführt. Außer in Marion Detjens Buch ist dieser Fluchtweg auch in einem Spiegel-online-Artikel vom 12.8.2007 unter dem Titel ›Flieger in die Freiheit‹ zu finden. (Quelle: http://www.spiegel-online.de/panorama/zeitgeschichte/0,1518,druck-499295,00.html; eingesehen am 10.9.2008.)
    Zwei belgische Gemeinden im deutschsprachigen Raum in den Kantonen Eupen und Malmédy stellten für die Fluchthelfer echte Pässe auf die Decknamen von Flüchtlingen aus. Die Namen wurden auch ins Melderegister eingetragen, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren (vgl. Detjen, a.a.O.). Ob es allerdings möglich gewesen wäre, wie Alexander Finkenstedt einen solchen Pass zu verlängern und ihn Jahrzehnte später noch zu benutzen, quasi belgischer Bürger zu bleiben, weil der Name aus dem Register nicht mehr ausgetragen wurde, bleibt Spekulation.
    Chris Torn, der mit kommerzieller Fluchthilfe Geld verdiente, ist eine Erfindung. Tatsache ist, dass ab den späten 1960er Jahren eine Reihe von Personen als kommerzielle Fluchthelfer operierten. Einer von ihnen, der Schweizer Hans Lenzlinger, wurde 1979 in seinem Haus erschossen aufgefunden. Eine Beteiligung des M f S konnte weder bestätigt noch ausgeschlossen werden (Detjen, S. 328). Andere Attentate des M f S sind erwiesen: ein geplanter Sprengstoffanschlag auf den Fluchthelfer Julius Lampl, ein Briefbombenattentat auf Kay Mierendorff 1982, das dieser schwer verletzt überlebte, und die Vergiftung von Wolfgang Welsch mit Thallium im Jahr 1981. Welsch schwebte monatelang in Lebensgefahr, bis die Ärzte die Ursache der Vergiftung bestimmen konnten (ebd. S. 328f.).
    Wie in der Presse mehrfach zu lesen war, hat die Bundesregierung unter Helmut Kohl im Jahr 1990 Stasiakten, die das Bundesamt für Verfassungsschutz erhalten hat, vernichten lassen. Diese Akten enthielten angeblich Abhördaten über Bundesbürger (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,71950,00.html; eingesehen am 11.12.2008.) Chris Torn berichtet
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