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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen
Autoren: Lucie Flebbe
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groß hielt, als er den Bericht in der Zeitung gelesen hat, nicht
wahr?«

    Susi presste die Lippen aufeinander.

    Ich hatte mein Handy gefunden.

    Â»Hat Edgar Ihnen mit der Polizei gedroht an dem Abend?«

    Â»Ich habe schon mal gesagt, dass ich Edgar seit zehn Jahren
nicht gesehen habe!«, schrie Susi schrill.

    Ich wählte den Notruf.

    Â»Sie haben Ihren Mann umgebracht. Ihr Exmann hat in der
Zeitung davon gelesen und es begriffen.«

    Â»Gar nichts habe ich getan!« Susis schön geschminkte
Augen verengten sich zu glitzernden Schlitzen.

    Â»Er war bei Ihnen an dem Abend, nachdem er sich bei Molle
Mut angetrunken und Eule abgehängt hatte«, ließ Danner nicht locker. »Deshalb ist
er nicht zu Engel in die Bauruine zurückgekehrt, sondern im Park gewesen. Er
war bei Ihnen zu Hause und hat Ihnen mit der Polizei gedroht. Sie haben ihm
angeboten, das bei einem Spaziergang und einem Schnaps zu besprechen, und haben
ihn vergiftet. Und als er gestürzt ist, haben Sie die Gelegenheit ergriffen und
ihn ganz sicher zum Schweigen gebracht.«

    Hasserfüllt funkelte Susi Danner an.

    Â»Als Sie Edgar umbrachten, hätten Sie sich was anderes
einfallen lassen müssen. Niemand nimmt Ihnen ab, dass Ihr Schwiegervater, Ihr
Exmann und Ihr zweiter Ehemann zufällig an gestrecktem Alkohol verstorben
sind.«

    Â»Natürlich war es so!«

    Â»Ihr Schwiegervater, Kalle Thurna und Edgar Guski sind am
Methanol gestorben! Und als Nächste Edgars Lebensgefährtin, die rein zufällig ausgerechnet
vor Ihr Auto läuft? Glauben Sie wirklich, Sie kommen damit durch?«

    Â»Er hat mich erpresst!«, spuckte Susi Danner wütend entgegen.
»Er wollte die Firma zurück! Auf dem Papier gehörte ihm noch immer die Hälfte.
Und dann hat er auch noch die Sache mit dem Methanol gerallt, nachdem ich ihm
schon die halbe Flasche eingeflößt hatte. Dabei war er dicht wie hundert Hexen.
Er wollte sich im Krankenhaus den Magen auspumpen lassen!«

    Also hatte sie ihn erschlagen. An meinem Ohr tutete das
Freizeichen. Warum ging da niemand dran?

    Â»Rettungsleitstelle Bochum«, meldete sich in dem Augenblick
die Notrufzentrale direkt an meinem Ohr.

    Endlich!

    Â»Mein Name ist Lila Ziegler. Es gab hier einen Unfall.
Wir brauchen einen Rettungswagen – und die Polizei!«

    Â»Dabei war Edgar an allem schuld!« Susis Stimme vibrierte
vor Wut. »Er war immer in der Firma. Um alles musste ich mich kümmern, die
Kinder, den Haushalt – und seinen Vater, das Ekel! Sie haben doch keine Ahnung,
was es heißt, einen Demenzkranken zu pflegen! Das Schwein hat absichtlich
uriniert, wenn ich ihn untenrum gewaschen habe. Ich wollte ihn in ein Heim
geben, aber Edgar hielt das für überflüssig, meinte, ich wäre doch sowieso zu
Hause. Unverheiratet wäre ich genauso allein gewesen – und Kalle war eben
aufmerksam. Als ich Edgar sagte, dass ich die Scheidung wollte, fiel er aus
allen Wolken. Da lief das mit Kalle schon über ein Jahr, ohne dass er irgendwas
gemerkt hat.«

    Ich nannte dem Mann am Telefon den Straßennamen.

    Triumph glitzerte in Susis Augen: »Edgar hat erst kapiert,
was die Scheidung für ihn bedeutete, als es zu spät war. Die Kredite waren zu
hoch. Er hätte alles verkaufen müssen, um mich auszuzahlen. Und was macht das
Arschloch? Verpisst sich einfach.«

    Blaue Augenschlitze funkelten hinter Susis unechten Wimpern.
Unter der Make-up-Maske war die echte Person nicht zu erkennen.

    Â»Und Kalle, der Dreckskerl? Der bumst in der Mittagspause
seine Sekretärin und die ganze Firma weiß davon.«

    Ich hatte Susi unterschätzt. Sie war keine still vor sich
hin leidende Alkoholikerfrau. Sie war auch kein dummes Blondchen. Sie war eine
Mörderin! Eine eiskalte dreifache Mörderin.

    Ohne Vorwarnung rammte Susi Danner einen Ellenbogen in
die Rippen. Der Hieb, durch den Danner im Normalfall nicht mal zusammengezuckt
wäre, ließ ihn zur Seite taumeln und ächzend in die Knie gehen.

    Â»Scheiße«, fluchte er und presste die Hände an die
Stelle, die vor ein paar Tagen der Springerstiefel getroffen hatte.

    Susi rannte los.

    Â»Scheiße!«, sagte ich zu dem Mann von der Notrufzentrale.

    Susi riss die Tür ihres Wagens auf. Der Motor brummte
noch immer, Susi setzte zurück, gleißend helles Scheinwerferlicht blendete
mich. Die breite Front des Daimlers ragte bedrohlich über Engel und
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