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Fleischmarkt

Fleischmarkt

Titel: Fleischmarkt
Autoren: Laurie Penny
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Femme sind und natürlich gibt es genau dasselbe unter Frauen, die straight oder bi sind.«
    Viele Stereotypen werden Transsexuellen vom sexistischen Establishment der Medizin aufgezwungen – das beklagen radikale Feministinnen ebenso wie Transaktivistinnen. Bindel kritisiert ebenso wie viele Transfeministinnen die Tatsache, dass Psychiatern »erlaubt wird, das Phänomen der Geschlechtsdevianz zu definieren«, sodass Medizinern sozialer und ideologischer Einfluss zukommt, der weit über ihren Beruf hinausgeht. Kliniken in Großbritannien fordern von Transsexuellen die Erfüllung eines starren Kriterienkatalogs, den sie hinsichtlich ihrer Genderperformanz erfüllen müssen, bevor ihnen eine Behandlung angeboten wird; für eine GA-Operation wird die Erfüllung besonders streng überwacht. Von Transfrauen, die eine OP wollen, wird normalerweise erwartet, dass sie zwei Jahre oder mehr ›wie eine Frau gelebt haben‹ – aber einzelne Psychiater und Ärzte entscheiden darüber, was ›leben wie eine Frau‹ bedeutet. Von einem britischen Psychiater ist bekannt, dass er einer Transfrau die Behandlung verweigert hat, weil sie zu einem Patientengespräch in Hosen erschienen ist. Kasper, ein Transmann, der sich in Norwegen behandeln ließ, wurde gedrängt, Verabredungen mit Männern zu unterlassen. Er berichtet: »Ich musste eine Menge intimer Fragen über meine Sexualität und mein Sexualleben beantworten, und einer der Ärzte, den ich konsultieren musste, hielt mir Vorträge darüber, dass die körperliche Transition dazu führen könne, dass ich mich nicht mehr zu Männern hingezogen fühle.«
    Die Forderung, dass Transsexuelle den Geschlechtsstereotypen entsprechen, um als ›gesund‹ oder ›mit guter Behandlungsprognose‹ zu gelten, ist Teil einer Erfahrung, die Cis-Frauen im Umgang mit der Psychiatrie ebenfalls machen. Bei manchen stationären Behandlungen ist es üblich, dass Frauen gedrängt werden, sich als Zeichen der ›psychischen Besserung‹ zu schminken und Kleider zu tragen.

Echte weibliche Körper?
    Selbst berühmten Feministinnen, denen große Plattformen für ihre Stimme zur Verfügung stehen, gelingt es nicht, zu Gatekeepern darüber zu werden, was Frausein genau ausmacht und was weiblich ist und was nicht – übrigens ebenso wenig wie den Apologeten des Patriarchats. Mit dem Feminismus untrennbar verbunden ist die Vorstellung, dass solche Kontrollinstanzen auch sexistisch, widersinnig und für die Sache schädlich sind. Wenn Feministinnen wie Greer, Bindel und Jan Raymond ernsthaft glauben, dass eine Vagina, Brüste, weibliche Formen, eine Gebärmutter, Fruchtbarkeit oder der Besitz mehrerer Milliarden XX-Chromosomen aus einem Menschen eine Frau machen, ist das für die vielen Frauen, denen diese Attribute fehlen, ein Schlag ins Gesicht.
    Denn in der ganzen Welt gibt es Frauen, denen nach einer Brustoperation oder aufgrund einer Laune der Natur die Brüste fehlen, die ohne Vagina geboren wurden oder Opfer genitaler Verstümmelung wurden; es gibt überall Frauen, die von Natur aus oder nach einer Krankheit einen knabenhaften Körperbau haben, Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, die unfruchtbar sind oder ihre fruchtbaren Jahre hinter sich haben. Und es gibt die ganze Bandbreite der biologisch intersexuellen Frauen, weltweit immerhin 0,2% aller Frauen. Steht die weibliche Identität dieser Frauen auch zur Debatte? Wenn ja, hat der Feminismus noch viel zu tun.
    Greer und ihre Anhänger scheinen an der Wissenschaftlichkeit hinter ihrem binären Denken erstaunlich wenig Interesse zu haben. Diese legt nach wie vor fest, dass die vorgeschriebenen Geschlechterrollen weitgehend aus den binären Kategorien ›Mann‹ und ›Frau‹ bestehen. Aber die menschlichen Körper halten sich nicht daran. Das Spektrum menschlicher Körperlichkeit straft den binären Geschlechteressentialismus Lügen. Und der Feminismus muss das auch tun, wenn er denn die revolutionäre Bewegung sein will, die unsere Kultur so dringend braucht.
    Transaktivismus ist nicht nur ein wichtiger Teil der feministischen Bewegung, sondern ein notwendiger. Die Vorstellung, dass das biologische Geschlecht eines Menschen sein Verhalten, sein Äußeres oder die Anlage seiner primären und sekundären Geschlechtsorgane nicht diktieren muss, ist heute, wo wir einer strahlenden Zukunft entgegenleben, in der diese Dinge möglich sind, der radikale Kern des feministischen Denkens.
    Im Zentrum des sexistischen Denkens steht hingegen die
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