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Fleischmarkt

Fleischmarkt

Titel: Fleischmarkt
Autoren: Laurie Penny
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Germaine Greer, Janice Raymond, Julie Bindel und sogar Gloria Steinem haben Stellung bezogen gegen »Menschen, die denken, sie sind Frauen, Frauennamen und Frauenkleider tragen und jede Menge Lidschatten auflegen, die uns aber wie grausige Parodien erscheinen« – so Greer.
    Einige prominente und radikale Feministinnen haben öffentlich erklärt, dass transsexuelle Frauen misogyne, »verstümmelte« Männer in peinlichen Kleidern seien, die mit Gewalt versuchen, in den heiligen Raum der geheimnisvollen weiblichen Körperlichkeit einzudringen. Greers konservative Auffassung, transsexuelle Frauen seien Männer, die sich operieren lassen wollen, weil sie glauben, dass Frausein eine Art kastrierte Männlichkeit sei, wurde ergänzt durch den Vorwurf, Transsexuelle seien lediglich verkappte Homosexuelle, die lieber ihr körperliches Geschlecht ändern, als in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu leben. Raymond, die aktiv an Kampagnen teilgenommen hat, um die staatliche Unterstützung für operative Geschlechtsumwandlungen zu verhindern und transsexuelle Frauen aus einflussreichen Positionen der Frauenkultur zu drängen, behauptet, transsexuelle Frauen seien »trojanische Pferde des Patriarchats«, die allein durch ihre Existenz Vergewaltigung begehen. 17
    Transsexuelle haben auf diese Verleumdungen mit der Forderung reagiert, Feministinnen, die gegen Transsexuelle sind, sollten sich nicht länger öffentlich äußern dürfen, auch nicht über andere Themen, und manche haben sich ganz vom Feminismus abgewandt. Die tiefen persönlichen und ideologischen Verletzungen in beiden Lagern werden jedes Mal, wenn die Mainstreampresse einen von einer Cis-Feministin (nicht-transsexuellen Feministin) geschriebenen Artikel gegen Transsexuelle veröffentlicht hat, wieder virulent.
    Viele ansonsten verständnisvolle und gebildete Feministinnen tappen in die Falle des bequemen transphobischen Denkens. In den meisten Fällen stammt die Berührungsangst der Feministinnen gegenüber Transsexuellen nicht aus einem tiefen, persönlichen Hass, sondern aus einer krassen und tragischen Verständnislosigkeit für das Thema. Julie Bindel schrieb 2009 in einem Artikel für das Magazin
Standpoint
: »Der Gender Recognition Act (ein britisches Gesetz, das es Menschen erlaubt, ihr Geschlecht umwandeln zu lassen und eine neue Geburtsurkunde zu bekommen) wird tiefgreifende negative Auswirkungen auf die Menschenrechte von Frauen und Kindern haben.« Sie stützt sich auf die Annahme, dass »zur Transsexualität von Natur aus die Vorstellung gehört, Jungs spielten ›natürlicherweise‹ mit Waffen und Mädchen mit Barbiepuppen … Die Vorstellung, dass Geschlechterrollen biologisch festgelegt sind und nicht sozial konstruiert, ist die Antithese des Feminismus.« 18
    Bindel und andere haben, anfangs mit besten Intentionen, nicht nur das Wesen der Transsexualität missverstanden, sondern auch die radikalen Möglichkeiten einer Geschlechterrevolution übersehen, die auf einer echten, schwesterlichen Allianz zwischen Cis-Feministinnen und der Transsexuellen-Bewegung beruhen kann.
    Binär gedachte Weiblichkeit ist ein soziales Konstrukt, und die Feministinnen, die gegen die Transbewegung sind, haben Recht, das zu konstatieren. Menschliche Biologie unterliegt nicht den kulturellen Normen der Geschlechterpolarität, und es gibt ein kleines, aber bedeutendes Niemandsland mit Menschen, die intersexuell sind oder Zwitter und damit zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht stehen. Transsexuelle Männer und Frauen verstärken die schädlichen Stereotypen nicht mehr als Cis-Männer und Cis-Frauen. Vielmehr werden doch die Frauenverachtung und das sexistische Stereotypisieren, das Bindel bei Transsexuellen erkennt, vollständig von außen auf die Trans-Community projiziert.
    Sally Outen, eine Aktivistin für die Rechte von Transsexuellen, erklärt: »Es ist nur natürlich, wenn jemand, der oder die sich intensiv wünscht, seinem oder ihrem gefühlten Geschlecht entsprechend identifiziert zu werden, versucht, sich mit den Merkmalen auszustatten, die diesen Erkennungsprozess für Interaktionspartner leichter machen. Dass diese Merkmale in der Gesellschaft so stark stereotypisiert sind, dafür kann die betreffende Person doch nicht verantwortlich gemacht werden, oder wenn doch, dann jeder cisgeschlechtliche Mensch auch, der diese Merkmale verwendet.«
    Selbst eine eher oberflächliche Analyse der Situation macht deutlich, dass das Problem nicht bei den
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