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Flaschenpost

Flaschenpost

Titel: Flaschenpost
Autoren: Alexander Frost
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unerträglich, aber diesmal gab es einen Unterschied – Marlene! Sie war damals schon mein Licht und der einzige Grund, die Beziehung aufrecht zu erhalten.
    Ich wollte einfach mit meiner Tochter zusammen sein und dafür nahm ich diesen Zustand der Gefühlskälte hin. Jeder führte sein eigenes Leben, ohne den anderen daran teilhaben zulassen. Das gegenseitige Desinteresse war unerträglich. Scheinbar hatte sie auch schon längst einen neuen Partner an ihrer Seite. Es war ein unwürdiges Dasein und mündete in der Erniedrigung, als ich erfuhr, dass, wenn ich nachts arbeitete, sie mit Marlene bei meinem Nachfolger nächtigte. Nach vier Jahren Einsamkeit musste ich kapitulieren. Ich liebte meine Tochter über alles und konnte mir ein Leben ohne tägliches Zusammensein mit ihr nicht vorstellen, trotzdem konnte ich nicht mehr! Ich hatte das Gefühl, einzugehen und nicht mehr zu leben.  Ich hatte mir geschworen, dass meine Tochter nicht wie ich ohne Vater aufwachsen sollte, denn ich wusste, was mir fehlte. Mir fehlte mein Leben lang Vaterliebe. Ich hatte an nichts mehr Freude. Meine Leidenschaft für bestimmte Dinge war verloren gegangen. Ich fühlte, wie der innere Frust begann, mich aufzufressen und sehnte mich an manchen Tagen sogar nach dem Tod. Es erschien mir als einzige Lösung, meinen seelischen Zustand zu verändern oder gar als die Erlösung meiner Seele. Ich hatte diesen einen Traum: Eine eigene intakte kleine Familie und eine liebevolle Frau an meiner Seite zu haben, die mich einfach so liebte wie ich war. Mit all meinen Ecken und Kanten. Ich sehnte mich nach einem normalen Leben. 
    Was hätte ich tun sollen? Hätte ich mich nicht trennen sollen? Ich war in einer Situation, in der ich nicht einmal in der Lage war, mich selbst zu lieben. Ich verabscheute mein Leben und hielt es für wertlos. Dass ich als Kind einmal Geschichten schrieb, um nicht nur in eine andere Welt zu flüchten sondern auch die Erwachsenen wachzurütteln, um sie zum Nachdenken zu bringen, hatte ich schon lange vergessen. Meine Ziele und Ideale hatte ich außen vorgelassen, um einem Traum hinterher zu jagen, der sich nicht erfüllen sollte. Den Traum, geliebt zu werden, musste ich aufgeben. Alle Opfer waren vergebens, ich musste zusehen, wie die berühmte Seifenblase zerplatzte. Alles gab ich auf, mein Leben, mein Ziel, meinen Kindheitstraum, alles! Es begann eine Zeit in der ich etwas hinterher jagte, was scheinbar nicht existierte oder für mich nicht zu erreichen war.  Als wenn ich dem Wind hinterjagte, flüchtete in die nächste Beziehung und dachte, dass Liebe die Leere in mir füllen würde. Ich dachte, ich würde mein Heil in der nächsten Beziehung finden, doch plötzlich wurde Annette schwer krank. Der Arzt hatte eine Lungenentzündung falsch diagnostiziert. Die Folge war, dass sie acht Wochen im künstlichen Koma lag und die Ärzte sie eigentlich schon aufgegeben hatten. Ich saß jeden Tag nach meinem Dienst neben ihrem Bett und haderte mit meinem Schicksal. „Verdammt noch mal“, ich wollte sie nicht an den Tod verlieren. Ich blieb bis in den späten Abendstunden an ihrer Seite. Wenn die Nacht einbrach, begab ich mich nach Hause. Ich hatte solche Angst, sie zu verlieren. Ich lief in unserer Wohnung auf und ab oder saß auf dem Balkon, blickte in den Nachthimmel und flüsterte: „Tu mir das nicht auch noch an“! Aufgrund meiner Erlebnisse der Vergangenheit konnte ich sowieso nicht an eine höhere lenkende Macht glauben oder vielleicht sogar an einen Gott oder so etwas. Trotzdem bat ich den „Himmel“ mir das jetzt nicht anzutun. Sie nicht sterben zulassen. Sie mir nicht wegzunehmen. Manchmal hatte ich solche Sehnsucht danach, ihre Stimme zu hören, dass ich einfach auf ihrem Mobiltelefon anrief um ihre Stimme zuhören. Wenn ich dann ihren Mailbox-Spruch hörte, liefen mir die Tränen die Wangen hinunter.  Keine Ahnung, ob es tatsächlich daran lag, dass ich betete, aber sie wachte aus dem Koma auf und musste weitere drei Monate im Krankenhaus bleiben. Alles musste sich in meinem Leben ihr unterordnen. Mein Leben gab ich auf, um jeden Tag an ihrem Krankenbett zu sein, um ihr Kraft und Mut zu geben. Selbst meine Tochter musste sich dem unterordnen, mein größter Fehler, den ich mir niemals verzeihen werde. Warnende Stimmen, wie etwa aus meinem engsten Freundeskreis, schlug ich in den Wind. All meine Kraft und Energie galt meiner Lebensgefährtin. Mein Leben existierte nicht mehr und es schien, als hätte es ohne ihre
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