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Flaschenpost

Flaschenpost

Titel: Flaschenpost
Autoren: Alexander Frost
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neuen Errungenschaft als ein Übel, welches er in Kauf nahm. In dieser Zeit, fingen meine Träume an, die ich damals überhaupt nicht einordnen konnte. Teilweise waren diese sehr abstrakt. Ich erinnere mich noch an einen ganz bestimmten Traum.
     
    Als kleiner Junge stand ich plötzlich in einem Fahnenmeer. Die Fahnen waren blau und in der Mitte war ein gelber Sternenring. Dieser Ring bestand aus zwölf gelben Sternen. Ein Sturm kam auf und Fahnen wehten heftig hin und her. Zeitweise dachte ich sogar sie würden zerreißen. Regen setzte ein. Ich musste aber schmerzhaft feststellen, dass es kein Regen war. Vom Himmel herab regnete es Geldmünzen. Ich hob eine Münze auf und sah sie mir genau an. Auf der Vorderseite war der europäische Kontinent abgebildet. Auf der Rückseite wurde ein Adler dargestellt und dieser wurde ebenfalls von einem Sternenring eingerahmt. Damals als zwölfjähriger Junge  konnte ich die Träume und die Symbole nicht einordnen. Wenn ich einen solchen Traum hatte und wach wurde, schaltete ich sofort das Licht an meinem Bett ein, griff zu einem Block und Buntstiften und malte die Symbole aus dem Gedächtnis ab. Leider half mir das Malen allerdings auch nicht um eventuelle Botschaften herauszufinden.  Vielleicht war dies der Grund warum ich anfing Geschichten zu schreiben. Allerdings musste ich dies heimlich machen und die geschrieben Texte musste ich verstecken. Forciert wurde dies schließlich durch den neuen Lebensgefährten meiner Mutter. Dieser registrierte meine Kindliche Schreiberei eher spöttisch. Er war sogar der Meinung, dass ich dies einstellen sollte, da es mich am Erwachsen werden, hindern würde. Natürlich stellte ich es nicht ein. Ich konnte es nicht.
    Ich schrieb, weil ich genau in dieser Zeit meinen inneren Frieden fand, da ich der reellen Welt entfliehen konnte. Ich hatte Glück, dass meine Mutter mich in meinem Hobby unterstützte. Eines Tages schenkte sie mir eine Schreibmaschine und machte mir somit Mut mich in dieser Hinsicht zu entfalten. So plätscherten die Jahre dahin und so wuchs ich heran, ohne einen Vater zu haben, dem ich mich hätte anvertrauen können und schrieb meine Geschichten. Zehn Jahre vergingen, ohne dass ich nicht an meinen Vater dachte und mir wünschte, die Vergangenheit zu ändern. Erst im Alter von zwanzig Jahren fasste ich den Entschluss, meine Angst zu überwinden, nach der Wahrheit und nach meinen Vater zu suchen. Ich fand ihn, aber leider in einem Pflegeheim. Er war an Multipler Sklerose erkrankt und die Krankheit befand sich im Endstadium. Das Pflegepersonal führte, bevor es mich in das Zimmer zu meinem Vater ließ, ein offenes Gespräch. Darin offenbarten sie mir, dass er jeden Tag auf sein Ende wartete. Mit klopfenden Herzen betrat ich das Zimmer. Er war nicht mehr in der Lage,  mit mir zu sprechen. Geschockt über seinen Zustand, aber gleichzeitig ergriffen von unserem Wiedersehen nach zehn langen Jahren, hielt ich seine Hand und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte mein halbes Leben auf diesen Moment gewartet und nun verschlug es mir die Sprache. Mein Vater nahm über seine Augen Kontakt zu mir auf und daran erinnere ich mich bis heute. Seine blauen Augen leuchteten und strahlten voller Stolz, dass sein Sohn den Weg zu ihm gefunden hatte. So sahen wir uns die ganze Zeit an und ich streichelte seine Hand. Ich wollte ihm soviel erzählen und war dazu unfähig. Ich konnte ihm nicht einmal sagen, dass er Opa werden würde. Drei Tage nach meinem Besuch starb mein Vater. Zu diesem Zeitpunkt erkannte ich nicht, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen war, nämlich der, dass er, bevor er sterben würde, noch ein letztes Mal seinen Sohn wieder sehen sollte. Damals nahm ich das alles nicht wahr und mein Geist verdunkelte sich völlig, denn in meinem Herzen blieb nur die Trauer zurück. In meinen Erinnerungen blieb er am Leben. Ein halbes Jahr, nachdem mein Vater starb, wurde Marlene geboren. Ich verlor meinen Vater und wurde nun selber Vater. Dies war ein Jahr, von dem ich mich vorerst nie erholen sollte. Die Beziehung zu der Mutter meiner Tochter hatte auch nur den einen Sinn: Marlene! Unsere Tochter hielt die Beziehung zusammen, die schon längst keine mehr war. Nicht nur, dass wir beide mit 20 Jahren viel zu jung und zu unreif für diese Aufgabe waren, wir waren einfach auch zu verschieden. Jedenfalls entwickelten wir uns beide einfach unterschiedlich. Ich war einsam, obwohl ich eine Beziehung hatte. Dieser Zustand war zeitweise
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