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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition)
Autoren: Anke Greifeneder
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Mischung aus neuen und alten Songs gelungen, Robbies Tanzeinlagen unfassbar sexy und seine Laune ansteckend. Robbie hatte Spaß, er war geboren dafür, auf der Bühne zu stehen, und gab allen im Saal das Gefühl, nur für sie zu singen.
    Wann immer er einen Song performte, der mir Gänsehaut verursachte, schossen mir Bilder von Ben in den Kopf.
    Bei Freedom rockte die Menge, hüpfte auf und ab und war so was von losgelöst, dass ich dachte, eigentlich sollte es solche Konzerte auf Krankenschein geben.
    Robbie ließ immer wieder einige Brocken auf Deutsch fallen, was die Masse zum Ausrasten veranlasste, vor allem bei den anzüglichen Wörtern, die er besonders gern zum Besten gab.
    Bei Feel setzte er sich auf den Bühnenrand direkt vor uns und ließ die Beine baumeln. Er saß so nah, dass wir seine grünen Augen sehen konnten und die Grübchen dazu, die uns alle fast ohnmächtig werden ließen. Mir war völlig klar, dass ich mich zum Deppen machte, wie ein pubertierender Teenie ausflippte, aber warum, wenn nicht deshalb, ging man bitte auf ein Robbie-Konzert. Diane, ebenfalls außer Rand und Band, rief uns während einer instrumentalen Stelle des Stücks völlig überdreht und albern zu:
    »Wisst ihr, ob Robbie noch diese deutsche blonde Stalkerin hat, die Lebensberatungen oder so was macht? Wenn nicht, würde ich mich gern für die Stelle bewerben. Ich glaube, das könnte mich ausfüllen und glücklich machen!«
    Michi, die mit ihren knapp ein Meter sechzig trotz der ersten Reihe immer auf und ab hüpfen musste, um genug zu sehen, war jenseits von Gut und Böse und kreischte hysterisch in regelmäßigen Abständen:
    »Marry me Robbie! Marry me!«
    Mich wunderte, dass verhältnismäßig viele coole Jungs auf dem Konzert waren, eigentlich die Sorte, die man bei Oasis oder Franz Ferdinand vermutet hätte, und auch genug Frauen in unserer Altersklasse und älter waren reichlich vertreten.
    Die Zeit verflog so schnell, dass ich erst gar nicht kapierte, dass der offizielle Teil des Konzertes um war.
    Erst als alle »Zugabe« schrien, setzte ich ebenfalls ein. Meine Stimme war schon total heiser.
    Robbie kam völlig ermattet, aber mit seligem Grinsen zurück auf die Bühne.
    »Put your hands in the air, this is a beautiful song. I’ll sing it for all the lovers here tonight and my nanny who’s watching us from above. This is Angels!«
    Wie auf Kommando gingen alle Hände in der Halle in die Höhe, Feuerzeuge wurden angesteckt, Wunderkerzen gezündet, die ersten Handys gezückt, und schon setzte das Klavier zu den ersten Takten von Angels an. Die Halle sang die ersten Zeilen aus voller Seele ohne Robbie mit, der staunend zuhörte und das Mikrofon in die Menge streckte.
    Es gab nicht viele Songs, die so strapazierfähig wie Angels waren und die ihren Zauber auch beim hundertsten Mal hören nicht verloren. Aber Angels war auch schon weit davon entfernt, nur noch ein Song zu sein. Angels hatte es zur Hymne geschafft!
    Sarah holte ihr Handy hervor und tippte eine Nummer.
    »Wen rufst du an?«
    »Rudi, er soll hören, was er verpasst!« Ich war gerührt. Sarah war nicht bewusst, dass das etwas zu bedeuten hatte, denn zu Angels rief man nicht irgendwen an, sondern nur jemanden, der einem am Herzen lag. Ich war traurig und ein bisschen sentimental.
    Ohne nachzudenken und obwohl ich wusste, dass Ben nicht auf Robbie stand, wählte ich seine Nummer und hielt das Handy Richtung Bühne, wo Robbie gerade sang »… cause I’ve been told, that salvation lets their wings unfold!«
    Dieser Moment musste einfach jeden berühren. Zigtausend Stimmen, die gemeinsam dieses Lied sangen. Zigtausend Menschen, denen vor Rührung und Freude die Tränen herunterliefen und die völlig entrückt mit Gänsehaut jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren, so wie ich.
    Unvermittelt spürte ich, wie mich jemand von hinten umarmte, ich drehte mich um und glaubte nicht, wen ich sah! Vor mir stand Ben und strahlte mich an!
    »Was machst du denn hier?«, rief ich ungläubig.
    »Ich halte es einfach nicht mehr aus ohne dich! Ich will endlich anfangen zu leben, und zwar mit dir, und wenn das bedeutet, dass ich auf ein Robbie-Konzert muss, mach ich das eben auch!« Er grinste.
    »Übrigens gar nicht so schlecht hier!«
    Er beugte sich zu mir und küsste mich innig, ich glaubte vor Glück zu schweben.
    »Heißt das, wir versuchen es, mit allem was dazugehört?«, versicherte ich mich noch mal, ich wollte ja nichts missverstehen oder mich gar zu früh
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