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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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zerlegt zu werden. »Ich schwöre, dass ich oder meine Besatzung nichts damit zu tuun hatten … Wir sind so unschuuldig wie …«
    »Natürlich! Natürlich!« Oleg Yesukai fuhr mit der Hand wütend durch die Luft. »Ich bin keiner dieser ignoranten Hasenzüchter. Jeder Beteigeuzer steht unter Beobachtung, jeden einzelnen Moment seit …« Er zügelte seine Zunge.
    »Ich … Ich habe noch immer nicht verstanden, weshalb«, sagte Zalat mit stockender Stimme.
    »Wurde Ihnen mein Grund nicht deutlich gemacht? Sie wissen, dass der terranische Besucher schon am Tag seiner Ankunft von Agenten der Tebtengri ermordet wurde. Darin zeigt sich deutlich, was ich schon lange vermutet habe: Die Stämme haben sich zu religiös motivierten fanatischen Fremdenhassern entwickelt. Da es gewiss noch weitere Agenten in dieser Stadt gibt, die ebenfalls versuchen werden, Beteigeuzer zu töten, ist es am besten, wenn Sie alle streng bewacht werden und nur mit Männern Kontakt haben, von deren Loyalität wir uns überzeugt haben, bis ich die Lage vollends im Griff habe.«
    Oleg beruhigten die eigenen Worte etwas. Er setzte sich, strich sich über den Bart und beobachtete Zalat aus zusammengekniffenen Augen. »Ihre Schwierigkeiten heute Morgen sind bedauerlich«, fuhr er fort. »Weil Sie Exoplanetarier sind und die schändenden Buchstaben nicht dem altaianischen Alphabet entstammen, haben viele den vorschnellen Schluss gezogen, es handele sich um ein schmutziges Wort aus Ihrer Sprache. Ich weiß es natürlich besser. Außerdem erkenne ich an der Art, wie in der vergangenen Nacht ein Patrouillenflieger verloren ging, wie die Schandtat begangen wurde: ohne Zweifel von Tebtengri mithilfe des arktischen Teufelsvolks. Solch eine schmutzige Tat würde sie nicht im Mindesten belasten, denn sie sind keine Anhänger des Propheten. Aber was mich verwundert – das gebe ich offen zu, wenn auch nur im Vertrauen –, ist das Wieso? Eine kühne, aufreibende Aktion – nur um einer mutwilligen Beleidigung wegen?«
    Er blickte wieder aus dem Fenster. Aus diesem Winkel sah der scharlachrote Turm aus wie immer. Man musste auf der Nordseite stehen, um zu sehen, was ihm zugefügt worden war: auf mehr als einem Kilometer hatte man die Tafelwand durch verspritzte Farbe verunstaltet. Von jener Seite allerdings war die unfassliche Entweihung bis zum Horizont hin sichtbar.
    Der Kha-Khan ballte die Faust. »Sie werden dafür bezahlen«, sagte er. »Diese Tat eint die orthodoxen Stämme stärker unter meiner Führung als alles andere. Wenn ihre Kinder vor ihren Augen gekocht werden, werden die Tebtengri begreifen, was sie getan haben.«
    Zalat zögerte. »Euer Majestät …«
    »Ja?«, fuhr Oleg ihn an; er brauchte nur ein Ziel.
    »Diese Symbole gehören zum terranischen Alphabet.«
    »Wie bitte?«
    »Ich kenne daz Anglische ein wenig«, sagte Zalat. »Das tun viele Beteigeuzer. Aber wie könnten diese Tebtengri sie je gelernt haben …«
    Oleg, der die Antwort darauf sehr genau kannte, unterbrach den Kapitän, indem er ihn an der Uniformjacke packte und schüttelte. »Was heißt es?«, brüllte er.
    »Das … Das ist das Eigenartigste daran, Euer Majestät«, stammelte Zalat. »Es heißt nichts. Es ergibt keinen Sinn.«
    »Na, welche Laute sind es also? Sprechen Sie, ehe ich Ihnen die Zähne ziehen lasse!«
    »Mayday«, würgte Zalat. »Einfach Mayday, Euer Majestät.«
    Oleg ließ ihn los. Eine Weile war es still. Schließlich fragte der Khan: »Ist das ein terranisches Wort?«
    »Nun ja … möglich wäre es. Übersetzt hieße es ›Maitag‹. Ich glaube, Mai ist der Name eines Monats im terranischen Kalender, und Tag heißt die diurnale Periode.« Zalat rieb sich die gelben Augen und suchte nach einer logischen Erklärung. »Ich nehme an, Maitag könnte den ersten Tag im Mai bedeuten.«
    Oleg nickte bedächtig. »Das klingt einleuchtend. Der altaianische Kalender, der auf dem alten terranischen aufbaut, hat einen ähnlichen Namen für einen Monat in unserem Frühjahr. Maitag … Tag des Frühlingsfestes? Vielleicht.«
    Er wandte sich wieder dem Fenster zu und blickte brütend über die Stadt. »Bis zum Mai ist es noch lang«, sagte er. »Wenn es eine Anstiftung sein sollte … zu … egal was … so ist es von vornherein zum Scheitern verurteilt. Noch diesen Winter werden wir die Tebtengri brechen. Im nächsten Frühjahr …« Er räusperte sich und sagte knapp: »Bis dahin sind ganz andere Vorhaben in Gang gesetzt.«
    »Wie könnte es eine Anstiftung zein, Euer
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