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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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Majestät?«, wandte Zalat mutig geworden ein. »Wer in Ulan Baligh könnte sie lesen?«
    »Das ist wahr. Ich kann nur mutmaßen, dass es ein wilder Akt des Trotzes ist – oder des Aberglaubens, Bestandteil eines magischen Rituals …« Der Khan machte auf dem Absatz kehrt. »Sie brechen in Kürze auf, richtig?«
    »Jawohl, Euer Majestät.«
    »Sie werden eine Nachricht übermitteln. Ein Standardjahr lang soll kein anderer Händler mehr hierherkommen. Wir haben viele Schwierigkeiten vor uns, müssen die Tebtengri und ihre eingeborenen Verbündeten schlagen.« Oleg zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, es lohnt sich für keinen Händler, uns aufzusuchen. Wenn Krieg herrscht, kommen die Karawanen nicht durch. Danach – vielleicht wieder.«
    Insgeheim bezweifelte er es. Bis zum Sommer wären die Merseianer wieder da und hätten mit den Arbeiten an ihrer Basis begonnen. In einem Jahr würde Altai fest zu ihrem Reich gehören, und unter ihnen würde der Kha-Khan seine Krieger zwischen den Sternen in die Schlacht führen, glorreicher als in irgendeinem Heldenlied.

 
XII
     
    In den Nordlanden brach der Winter früh herein. Flandry, der den Mangu Tuman auf ihrem Wanderkreis folgte, sah unter einem Himmel wie brüniertem Stahl endlosen Schnee auf den Ebenen. Der Stamm – Wagen, Herden und Menschen – war nur eine Hutfüllung Staub, auf der Unendlichkeit verstreut: hier ein schwarzer Fleck, der sich bewegte, dort eine dünne Rauchfahne, die senkrecht in die reglose Luft stieg. Krasna hing tief im Südosten, ein frostiges, rotgoldenes Rad.
    Drei Menschen glitten vom Hauptkörper des Ordu fort. Sie liefen auf Skiern, Gewehre über den Parkas auf dem Rücken und in den Händen Haltestricke, die an einem kleinen Negagravschlepper hingen. Er flog rasch, und die Skier zischten singend über den dünnen, harten Schnee.
    Arghun Tiliksky sagte in sprödem Ton: »Ich kann hinnehmen, dass Juchi und Sie den Grund für diese Eskapade am Turm vor fünf Wochen geheim halten. Was keiner von uns weiß, kann er auch nicht verraten, wenn er in Gefangenschaft gerät. Dennoch scheinen Sie den Folgen sehr unbekümmert entgegenzusehen. Unsere Kundschafter melden, dass sich erzürnte Krieger um Oleg Khan scharen und er geschworen hat, uns noch in diesem Jahr zu vernichten. Folglich müssen alle Tebtengri eng beieinander bleiben und können sich nicht wie sonst über den gesamten nördlichen Polarkreis ausbreiten – und hierherum gibt es unter dem Schnee nicht genug Futter für so viele Herden. Ich sage Ihnen, der Khan braucht nur abzuwarten, und am Ende des Winters hat der Hunger sein Geschäft halb für ihn erledigt!«
    »Wollen wir hoffen, dass er darauf plant«, entgegnete Flandry. »Weniger anstrengend als ein Kampf, nicht wahr?«
    Arghun wandte ihm sein zorniges junges Gesicht zu. Abgehackt sagte der Noyon: »Ich hänge dieser ganzen Ehrfurcht vor allem Terranischen nicht an. Sie sind genauso ein Mensch wie ich. In dieser Umwelt, mit der Sie nicht vertraut sind, sind Sie umso fehlbarer. Ich warne Sie offen, wenn Sie mir keinen triftigen Grund liefern, davon abzusehen, werde ich ein Kurultai fordern. Und dabei werde ich dafür plädieren, dass wir Ulan Baligh jetzt angreifen und versuchen, eine Entscheidung herbeizuführen, solange wir noch auf volle Bäuche zählen können.«
    Bourtai rief laut: »Nein! Das hieße den Untergang herauszufordern. Sie sind uns dort unten zahlenmäßig überlegen, drei oder vier zu eins. Und ich habe einige der neuen Maschinen gesehen, die Oleg von den Merseianern bekommen hat. Es gäbe ein Gemetzel!«
    »Aber es ginge wenigstens schnell.« Arghun sah Flandry herausfordernd an. »Also?«
    Der Terraner seufzte. Er hätte damit rechnen können. Bourtai war immer in seiner Nähe, Arghun stets in ihrer, und der Divisionskommandeur hatte bereits zuvor abschätzig gesprochen. Flandry hätte ahnen müssen, dass sich hinter der Einladung zur Jagd auf einen Schwarm Sataru – mutierte Strauße, die aus den Herden entkommen und verwildert waren – etwas anderes verbarg. Immerhin war es anständig von Arghun, ihn zu warnen.
    »Wenn Sie mir nicht trauen«, versetzte er, »obwohl ich weiß Gott für Ihre Sache gekämpft und geblutet und mir Frostbeulen an der Nase geholt habe – können Sie dann nicht Juchi Ilyak trauen? Er und die Eisbewohner kennen meinen kleinen Plan; sie werden Ihnen versichern, wie sehr er davon abhängt, dass wir uns zurückhalten und der Schlacht ausweichen.«
    »Juchi wird alt«,
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