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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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mit dem Messer den Bauch auf.
    »Hoch, Mann!« Er zerrte an Flandry. Der Terraner rannte torkelnd neben ihm her, während hinter ihnen das Rudel laut schnatterte. Die vordersten begannen nun, tot zu Boden zu stürzen: Bourtai war auf die Hügelkuppe gestiegen und erschoss eine Bestie nach der anderen. Das größte Tier pfiff. Bei diesem Signal hetzten die Überlebenden davon. Binnen Sekunden waren sie außer Sicht.
    Als sie Bourtai erreichten, sank Arghun keuchend zu Boden. Das Mädchen stürzte Flandry entgegen. »Bist du verletzt?«, rief sie schluchzend.
    »Nur in meinem Stolz … denke ich …« Er blickte an ihr vorbei den Noyon an. »Danke«, sagte er, und das war eine Untertreibung.
    »Sie sind unser Gast«, grunzte Arghun. Nach kurzer Pause fuhr er fort: »Jedes Jahr werden sie frecher. Ich hätte nie damit gerechnet, so dicht an einem Ordu angegriffen zu werden. Wenn wir den Winter überstehen, müssen wir etwas wegen ihnen unternehmen.«
    »Was waren das für Tiere?« Flandry erschauerte, während er sich langsam entspannte.
    »Gurchaku. Sie jagen in Rudeln überall auf der Steppe bis hinauf ins Khrebet. Sie fressen alles, aber Fleisch ist ihnen am liebsten. Hauptsächlich haben sie es auf Sataru und andere wilde Tiere abgesehen, aber sie überfallen auch unsere Herden, haben schon Menschen getötet …« Arghun wirkte grimmig. »Zu Lebzeiten meines Großvaters waren sie noch nicht so groß, und auch nicht so schlau.«
    Flandry nickte. »Ratten. Steter Begleiter des Menschen.«
    »Ich weiß, was Ratten sind«, sagte Bourtai, »aber die Gurchaku …«
    »Eine neue Rasse. Auf anderen Kolonialplaneten ist Ähnliches passiert.« Flandry sehnte sich nach einer Zigarette. Der Wunsch saß so tief, dass Bourtai ihn zum Weiterreden auffordern musste, dann erst fuhr er fort: »Ach, ja. Einige der Ratten an Bord der Schiffe Ihrer Ahnen müssen in die Wildnis entkommen sein, als diese terraformiert wurde. Größe war von Vorteil: Eine Riesenratte kann sich besser warm halten und die großen Tiere angreifen, die Sie gezüchtet haben. Selektionsdruck, kurze Generationen, genetische Veränderungen innerhalb einer kleinen Ursprungspopulation … Mutter Natur ist sehr tüchtig, wenn sie zur Evolution gezwungen wird.«
    Ihm gelang es, Bourtai müde anzugrinsen. »Schließlich«, sagte er, »verlangt die Tradition, dass ein Grenzplanet, auf dem es hübsche Mädchen gibt, auch seine Ungeheuer haben muss.«
    Sie lief feuerrot an.
    Schweigend kehrten sie zum Lager zurück. Flandry ging in die Jurte, die ihm zugeteilt worden war, wusch sich, wechselte die Kleidung, legte sich auf die Koje und starrte an die Decke. Bitter dachte er über sämtliche romantischen Abenteuer von Terranern nach, die er je gehört hatte, von der Grenze im Allgemeinen und den schneidigen Abenteurern aus dem Nachrichtenkorps im Besonderen. Worauf also lief alles hinaus? Auf einige wenige hässliche Augenblicke mit Männern oder Riesenratten, die einen umbringen wollten: stinkende Lederkleidung, nasse Füße, Frostbeulen und Erfrierungen, ungewürztes Essen, statt knarrender Holzräder quietschende Laufräder; Abstinenz, Keuschheit, frühes Aufstehen, gewichtige Gespräche mit den Stammesältesten, nicht ein Buch, das er zum Vergnügen las, kein einziger Scherz, den er auch nur Lichtjahre entfernt verstehen konnte. Flandry gähnte, rollte sich auf den Bauch und versuchte zu schlafen, gab es nach einer Weile jedoch wieder auf. Allmählich wünschte er sich, Arghuns halsbrecherischer Vorschlag würde angenommen. Alles, Hauptsache es brach diese Langweile!
    Es klopfte an der Tür. Flandry sprang auf, stieß sich an einer geschwungenen Firststange den Kopf, fluchte und sagte: »Herein.« Mit der aus vielen Jahren im Nachrichtendienst geborenen Vorsicht legte er die Hand auf den Strahler.
    Der kurze Tag war fast zu Ende, nur ein roter Streifen über einer Kante der Welt. Seine Lampe schälte Bourtai aus der Dunkelheit. Sie trat ein, schloss die Tür und stand wortlos vor ihm.
    »Wieso … Hallo.« Flandry hielt inne. »Was führt dich her?«
    »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob es dir wirklich gut geht.« Sie schaute ihm nicht in die Augen.
    »Was? O ja. Doch … natürlich«, stammelte er. »Nett von dir. Ich meine, äh, soll ich Tee machen?«
    »Wenn du gebissen wurdest, sollte man sich um die Wunde kümmern«, sagte Bourtai. »Gurchakubisse können sich entzünden.«
    »Nein, danke, ich habe keinen Kratzer.« Automatisch fügte Flandry mit einem Grinsen
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