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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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genug ist«, sagte er. »Die Medusen würden uns durch die Luft tragen. Sie können Radarstrahlen sehen und ihnen ausweichen. Und natürlich ist eine Medusa sowohl für Metalldetektoren als auch für Infrarotspürer unsichtbar.« Der Schamane hielt inne. »Aber welchen Sinn hätte es, Terraner? In Verkleidung kommen wir selbst unerkannt nach Ulan Baligh hinein.«
    »Aber könnten wir fliegen …?« Flandrys Stimme versiegte.
    »Nicht ohne von Verkehrslotsen gestoppt und untersucht zu werden.«
    »S-s-so s-s-so.« Flandry hob den Blick zum glitzernden Himmel. Er bekam das volle Mondlicht in die Augen und war kurz geblendet. Die Anspannung kitzelte an seinen Nerven.
    »Wir haben überlegt, ein beteigeuzisches Schiff anzufunken, ehe es auf Hyperantrieb geht.« Flandry sprach laut und langsam, damit er das Hämmern in sich unter Kontrolle bekam. »Aber Sie sagten, die Tebtengri hätten kein Gerät, dass so weit senden kann, Tausende von Kilometern. Und natürlich wäre es unmöglich, einen Richtstrahl zu benutzen, da wir das Schiff zu keinem Augenblick orten könnten.«
    »Das stimmt. Außerdem würden die Patrouillenflieger des Khans unsere Sendung auffangen und zuschlagen.«
    »Angenommen, ein Schiff, ein freundlich gesonnenes Raumschiff, käme zu diesem Planeten, ohne tatsächlich zu landen … Könnten die Bewohner des Eises mit ihm kommunizieren?«
    Juchi fragte; Flandry brauchte die gedolmetschte Antwort gar nicht zu hören: »Nein. Sie haben keinerlei Funkgeräte. Und selbst wenn, würden ihre Sendungen ebenso leicht entdeckt wie unsere. Und haben Sie nicht selbst gesagt, Orluk, dass alle unsere Nachrichten geheim bleiben müssten bis zu dem Augenblick, an dem die terranische Flotte eintrifft? Dass Oleg Khan nicht einmal vermuten darf, eine Nachricht könnte gesendet worden sein?«
    »Na ja, fragen kostet nichts.« Flandrys Blick suchte am Himmel, bis er Beteigeuze fand, eine helle Fackel zwischen den Sternbildern. »Würden wir überhaupt wissen, ob ein solches Schiff in der Nähe ist?«
    »Ich vermute sehr, es würde Funkkontakt aufnehmen, wenn es sich dem Planeten nähert … den Raumhafen von Ulan Baligh verständigen …« Juchi beriet sich mit den Nichtmenschen. »Ja. Wir könnten Männer, von Medusen getragen, unbemerkbar weit über der Stadt postieren. Sie könnten Empfänger tragen. Es gäbe auch bei einer Richtstrahlsendung genügend Streusignale, um jedes Gespräch zwischen dem Raumschiff und dem Hafenmeister zu belauschen. Würde das nützen?«
    Flandry stieß einen großen, sogleich gefrierenden Atemhauch aus. »Vielleicht.«
    Plötzlich lachte er vergnügt auf. Vielleicht war ein Laut wie dieser noch nie über Tengri Nor gehallt. Die Autochthonen zuckten unwillkürlich zurück wie erschrockene kleine Tiere. Juchi stand im Schatten. In diesem Augenblick fiel nur auf Captain Sir Dominic Flandry aus dem Terranischen Imperium Licht. Den Kopf ins kupfrige Mondlicht erhoben, stand er da und lachte wie ein Schuljunge.
    »Beim Himmel!«, rief er, »das schaffen wir!«

 
X
     
    Ein Herbststurm wehte vom Pol herunter. Auf seinem Weg über die Steppe sammelte er Schnee und traf Ulan Baligh kurz vor Mitternacht. Binnen Minuten waren die steilen roten Dächer nicht mehr zu sehen. Unweit eines erhellten Fensters sah ein Mann kurz waagerechte weiße Streifen, die aus der Dunkelheit schossen und wieder hinein verschwanden. Wäre er ein paar Meter weitergegangen, durch Schneewehen, die schon kniehoch lagen, hätte er das Licht nicht mehr gesehen. Er stand blind da, vom Sturm geschüttelt, und hörte ihn brüllen.
    Flandry fiel aus der oberen Atmosphäre. Ihre Kälte war so tief in ihn eingedrungen, dass er glaubte, ihm würde nie wieder warm. Trotz seiner Sauerstoffflasche lechzten seine Lungen nach Luft. Den Blizzard über sich sah er als mondfleckigen schwarzen Klecks, und die ersten Eisschollen auf dem Ozero Rurik schossen an seinen südlichsten Ausläufern hin und her. Ein Gerüst aus Tentakeln schloss ihn ein, denn er saß unter einem gewaltigen Ballon, der aus dem Himmel stürzte. Hinter ihm folgte ein Schwarm weiterer Medusen, die auf Luftströmungen ritten, welche Flandry nicht einmal fühlte, um den Radarstrahlen auszuweichen, die er nicht sehen konnte. Vor ihm war nur noch eine; sie trug einen Eisbewohner, der sich an eine dicke Eisscholle drückte; denn was unter ihnen lag, war für den Autochthonen die schweflige Hölle.
    Selbst Flandry spürte, wie viel wärmer es unten war, als der Schneesturm ihn
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