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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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gebracht. Am nächsten Tag (die Rotationsperiode betrug etwa neunzehn Stunden) rief man ihn vor König Penda.
     
    Im gewaltigen Saal war es dämmrig. An seinen Wänden hingen Waffen und Trophäen vergangener Kriege, und trotz einer ganzen Reihe von Öfen zog ein eisiger Wind durch die Halle. Am ihrem Nordende stand erhöht der Drachenthron des Königs und Kaisers. In Pelze gehüllt saß Penda dort und wartete. Er hatte das ernste Gebaren und die düsteren Augen seines Sohnes, und seine Leistungen bewiesen, dass er auf seine Weise klug war, zeigten aber gleichzeitig, dass ihm Cerdics weites Interessen- und Wissensspektrum fehlten.
    Der Prinz nahm einen niedrigeren Sitz zur Rechten seines Vaters ein. Die Königin stand links und zitterte leicht in der feuchten Zugluft. Auf beiden Seiten säumte eine Reihe von Palastwächtern die Wand. Das Feuer schimmerte auf ihren Brustpanzern, Helmen und Hellebarden; für den Fall, dass es ernst wurde, trug jeder von ihnen zusätzlich einen Strahler. Des Weiteren waren mehrere jüngere Söhne des Königshauses zugegen sowie Generäle und Ratsherren und Adlige auf Besuch. Von letzteren gehörten einige nicht der scothanischen Spezies an und schienen nicht gerade mit erlesener Höflichkeit behandelt zu werden. Eine Gruppe von Musikanten klimperte hinter dem Thron eine Melodie. Diener huschten hin und her und verrichteten, was man ihnen mit barschen Worten auftrug.
    Der Offizier, der Flandry begleitete, stellte den Terraner dem König vor. Wie man ihn angewiesen hatte, kniete Flandry zunächst nieder, erhob sich und erwies dem Herrscher die Ehrenbezeigung der Imperialen Navy; eine effektive Geste der Unterwerfung. Danach schaute er Penda in die Augen. Flandry hatte eine anormale Position inne. Technisch gesehen war er Cerdics versklavter Gefangener, tatsächlich aber … Nun, was war er? Und was konnte er werden?
    »Dein Willkomm sei, was du verdienst«, sprach Penda ihn polternd auf Scothanisch an. Dann stellte der König mehrere recht scharfsinnige Fragen, darunter immer wieder, wie sich Flandry in dieser oder jener Situation verhalten würde. Flandry musste antworten, ohne zu zögern.
    Am Ende zupfte sich der König an seinem graumelierten Bart und sagte bedächtig: »Du bist kein vollkommener Narr. Vielleicht bist du überhaupt kein Narr. Hast du dich verstellt, oder haben wir dich nur falsch verstanden? Wir werden sehen. Wir geben dich in die Hände von General Nartheof, dem Chef unseres Nachrichtendienstes, damit du ihm berichtest.« (Die Scothani hielten nichts davon, ihre Führungspersönlichkeiten mit einer Reihe untergeordneter Bürokraten nach der anderen einzuzäunen.) »Du darfst Vorschläge unterbreiten, wenn du hoffst, deine Freiheit wiederzuerlangen; aber vergiss nie, dass wir falsche Absichten schon bald entdecken werden und der Tod als willkommene Erlösung am Ende der Strafe steht.«
    »Ich werde aufrichtig sein, mächtiger Herr«, schwor Flandry.
    »Ist denn überhaupt irgendein Terraner aufrichtig?«, knurrte Cerdic.
    »O Herr«, erwiderte Flandry mit fröhlichem Lächeln, »solange ich bezahlt werde, diene ich treu. Ich stehe nun in Eurem Sold – nolens volens zwar, aber mit Aussichten auf mehr, als ich unter meinem alten Dienstherrn gehabt hätte.«
    »Argh!«, rief Cerdic aus. »Ich habe besser von dir gedacht. Jetzt ist mir leicht übel.«
    »Herr, Ihr habt es so gewünscht.«
    »Richtig. Ein Freisasse muss eben mit der Mistgabel arbeiten.«
    Flandry wandte sich wieder an Penda. »Mächtiger Herr«, sagte er, »darf ich aus allerernsten Absichten heraus auf der Stelle vor Eurem erlauchten Angesicht einen Vorschlag unterbreiten?«
    Der König grinste wie ein Wolf. »Aber gewiss doch.«
    »Mächtiger Herr, ich bin ein neu eingetroffener Fremdling unter Eurem Volk und weiß wenig von ihm und seiner Art. Aber ich habe in einem Imperium gelebt, das schon seit Jahrhunderten über Tausende und Abertausende weit unterschiedlicher Spezies herrscht, und bin dort weit herumgekommen. Und schon vorher hatte Terra mit diesen Spezies jahrhundertelang zu tun. Ich bitte Euch, glaubt mir, dass wir aus diesen Erfahrungen einiges gelernt haben.
    Wir haben festgestellt, dass es unweise ist, unsere Untertanen zu missachten. Solches Verhalten bringt nichts ein außer nutzlosem Hass. Stattdessen erweisen wir ihnen jede angebrachte Ehre. Verdiente Einzelpersonen erhalten sogar das terranische Bürgerrecht. Tatsächlich schließt Terra die Größere sogar ganze Welten voll
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