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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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schmarotzenden Offizieren bemannt waren. Die Merseianer würden sich nicht offen auf Pendas Seite stellen, aber sie würden auch nicht untätig bleiben. Die imperialen Magnaten wären ob der Aussicht entsetzt, dass hartherzige Forderungen sie in ihrem bequemen Leben stören könnten. Erschien ein größerer Krieg wahrscheinlich, würden sie sich auf jedes Angebot stürzen, um sich zu retten, solange sie dabei nicht ihr Gesicht verloren. Niemand außer ein paar Exzentrikern würde darauf hinweisen, dass der Zerfall des Imperiums begonnen habe und die Lange Nacht sich unentrinnbar nähere.
     
    Wie erwartet, war Scotha vollkommen erdähnlich – ein wenig größer, ein wenig weiter von seiner Sonne entfernt, und drei kleine Monde sorgten für unruhige Ozeane. Aus der Umlaufbahn betrachtet, zeigte die Welt die gleiche Schönheit einer weiß marmorierten blauen Kugel wie Terra. Als Flandry sich in einem Beiboot der Oberfläche näherte, verschaffte er sich die Erlaubnis, die Welt mithilfe von Instrumenten zu betrachten. Er stellte fest, dass der Kontinent, dem das Beiboot schräg entgegenfiel, ebenso attraktiv wirkte wie das Meer, ganz im Gegensatz zu den Landmassen auf seiner armen, wundgeschürften Heimatwelt.
    Die moderne Industrie, von Grund auf neu errichtet, hatte hier nicht den Boden vergiftet, Luft und Wasser verschmutzt, das Land mit Tagebau und Autobahnen zernarbt oder es unter hässlichen Hektohektaren von Megalopolen vergraben. Gewiss hatte auch hier ein gewisses Maß an Beeinträchtigung stattgefunden, doch ehe es zu weit gegangen war, hatte man solche Industrien in den Weltraum verlegt, wohin sie gehörten. Mittlerweile gedieh die Bevölkerung, aber die Zahl geriet nicht außer Kontrolle. Die frithischen Könige hatten befürchtet, dass ihre Nation gegenüber den unterworfenen Völkern der gleichen Spezies zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten könnte, und um dem vorzubeugen einfache, harte und effektive Bestimmungen in Kraft gesetzt. (Zum Beispiel wurden Kinder progressiv besteuert. Frithier und solche, die mehr oder minder frithanisiert waren, konnten sich in der Regel drei bis vier Kinder leisten; Paare in weniger fortschrittlichen Regionen mussten sich meist mit zwei Nachkommen begnügen. Verhütungsmittel waren frei erhältlich. Kinder, für die keine Steuern gezahlt wurden, verkaufte man in die Sklaverei.) Es dauerte nicht lange, und die Kolonisierung des Weltalls, zuerst in künstlichen Umwelten, dann auf Planeten in anderen Sonnensystemen, führte zu einer allgemeinen Entspannung der Lage.
    Mittlerweile gab es annähernd drei Milliarden Scothani, von denen zwei Drittel auf dem Mutterplaneten lebten. Die vergleichsweise geringe Zahl minderte die Gefahr jedoch nicht, denn hinzurechnen musste man die Verbündeten und den monströsen Park von automatisierten Waffensystemen. Fast alle davon konnten sofort mobilisiert werden. Im Gegensatz dazu bildeten die unzähligen Schwärme imperialer Zivilisten im Zielsektor das erste Hindernis für effiziente Kriegführung, und später konnten sie als Geiseln dienen – bis sie irgendwann die Reihen der Eroberer stärkten.
    Dennoch gefiel Flandry der Anblick, der sich ihm bot. Er sah eine grüne Landschaft in leicht anderen Tönungen als zu Hause. Er sah große Wälder und weite Ebenen, die kultiviert waren oder als Weideland dienten, pittoreske alte Dörfer und Burgen mit hohen Wällen. In der Ferne glitzerten Flüsse und schneebedeckte Gipfel, und in der Luft wimmelte es von Vogelwesen. Hin und wieder fiel der Blick auf schlanke Industriebauten, stolze neue Türme einer jungen Stadt oder Flugverkehr, die daran erinnerten, welche Fortschritte in letzter Zeit erreicht worden waren.
    Juthagaar, die Hauptstadt, kam in Sichtweite. Einst war sie nichts weiter als eine Burg auf einem kleinen Berg gewesen, der sich über einen welligen Talboden erhob. Heute hatte sie sich über seine Flanken und kilometerweit ins Tal ausgebreitet. So fremd die Architektur auch erschien – verschwenderischer Gebrauch von Metall, vielgestufte Dächer, hochaufragende, oft kannelierte Gebäude, gewaltige Kolonnaden, Parks mit Wildbäumen –, Flandry ertappte sich dabei, wie er sie bewunderte. Doch auf der Felsspitze über der Stadt thronte grau und mit zugigen Türmen, einer großen goldenen Sonnenscheibe über dem Tor und von hundert Bannern gekrönt der alte Sitz der Frithierkönige.
    Das Beiboot landete auf einem Raumhafen des Königs. Flandry wurde in ein vorübergehendes Quartier
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