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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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Nichtmenschen ein. Daher sind sie genauso sehr am Wohlergehen des Imperiums interessiert wie wir Menschen.
    Vergebt mir, wenn ich in meiner Unwissenheit anmaßend erscheine. Dennoch habe ich mir auf meinem Lebensweg ein gewisses Urteilsvermögen erworben, was solche Dinge angeht. Mir will es vorkommen, dass hier Eure Bundesgenossen stehen, weil sie Euren gemeinsamen Interessen dienen, und dass ihnen dennoch geringer Respekt erwiesen wird. Ja, es sieht sogar so aus, als fühle sich der ein oder andere körperlich unwohl.« Flandry wies mit einem Nicken auf ein reptilienhaftes Wesen, das sich in ein dickes Gewand gehüllt hatte. »Eine einfache Geste wie die Installation eines Flächenheizungssystems würde große Dankbarkeit erwecken – vielleicht mehr, als vielen Scothani klar ist. Aus Dank entstehen Vertrauen und Kooperationsbereitschaft in einem höheren Maße als bisher.«
    Er verbeugte sich und sagte abschließend: »Dies sei mein demütiger Rat.«
    Penda strich sich über die Hörner. Cerdic schnarrte laut: »Wir sind hier im Haus der Dynastie. Hier achten wir die Art unserer Vorfahren mehr als irgendwo sonst. Sollen wir weich und genusssüchtig werden wie die Bürger des Imperiums? Wir, die wir den Vorgari auf Skiern jagen?«
    Flandrys Blick, der durch den Raum zuckte, bemerkte verstohlene Unzufriedenheit auf vielen Gesichtern. Innerlich grinste er. Bei den meisten dieser virilen Barbaren war Askese also nicht gerade das geheime Ideal.
    Die Königin erhob furchtsam die Stimme. »Herr meines Lebens, der Gefangene spricht weise. Was schadet es denn, wenn einem warm ist? Ich … Ich friere dieser Tage ständig.«
    Flandry schaute sie anerkennend an. Er hatte bereits festgestellt, dass sich die Frauen von Scothani und Menschen äußerlich sehr stark glichen. Mit ihrem gewellten dunklen Haar, den riesigen violetten Augen im anmutigen Gesicht und der Figur, die ihr dünnes, enges Gewand kaum verbarg, war Königin Gunli umwerfend wie ein Schockerstrahl. Frithier verlangten von ihren Frauen absolute Keuschheit und stellten sie gleichzeitig gern zur Schau – damit machten sie ihre Maskulinität und ihre Fähigkeit geltend, jeden Störenfried zu töten.
    Flandry hatte sich ein wenig über die Königin erkundigt. Sie war jung, Pendas dritte Frau; ihre Vorgängerinnen waren in jungen Jahren gestorben, vielleicht am gleichen Lebensüberdruss und der gleichen Traurigkeit, die er ihr anmerkte. Sie war keine gebürtige Frithierin, sondern stammte aus einem südlicheren Land, das einst zivilisierter gewesen war. Da es die neue Technologie zu langsam angenommen hatte, war es gewaltsam in den Weltstaat eingegliedert worden; an Bord des Schiffes hatte Flandry bemerkt, dass die Besatzungsmitglieder, die von dort stammten, sich den Frithiern kulturell überlegen dünkten – und damit hatten sie auch recht. Griechen und Römer …
    Flandry hatte das Gefühl, dass Gunli eine beträchtliche natürliche Lebhaftigkeit tief in sich verschlossen hielt. Ob sie wohl je das Schicksal verflucht, das ihr blaues Blut geschenkt und sie zum Objekt einer politischen Heirat gemacht hatte?
    Nur einen kurzen Moment lang trafen sich ihre Blicke.
    »Schweig«, sagte Cerdic zu ihr.
    Gunli ließ die Hand leicht auf Pendas Linke fallen. Der König runzelte die Stirn. »Sprich nicht in diesem Ton mit deiner Königin und Stiefmutter, Cerdic«, sagte er. »In Wahrheit ist es der Vorschlag des Terraners wert, erwägt zu werden.«
    Flandry verbeugte sich so ironisch er konnte. Als er aus einem Auge auf die Königin schielte, bemerkte er ein Zwinkern. Sie hatte seine Geste richtig gedeutet.
     
    Nartheof machte großes Aufhebens um seine freimütige Ehrenhaftigkeit, aber hinter seinem haarigen Gesicht versteckte sich ein scharfer Verstand. Er lehnte sich hinter dem Schreibtisch zurück und bedachte Flandry, der vor ihm saß, mit einem forschenden Blick.
    »Wenn es so ist, wie du sagst …«, begann er.
    »Es ist so«, sagte der Terraner.
    »Wahrscheinlich schon. Deine Aussagen decken sich mit dem, was wir bereits wussten. Sie warnen mich davor, dass dein Imperiales Nachrichtenkorps bei dem, was es tun darf, besser ist als meine Organisation. Das ist keine wirkliche Überraschung. Deine Spezies hat schließlich alles im Umkreis von gut zweihundert Lichtjahren erobert.« Nartheof hob den Finger. »Dennoch hält eure Politik den Geheimdienst an der kurzen Leine, und die Kampfeinheiten, die ihr beratet, sind mit Feiglingen bemannt.«
    Flandry entgegnete nichts
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