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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen
Autoren: Administrator
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sah er auf die Stelle, die sie noch immer anstarrte. Er schnalzte mit der Zunge, aber es klang belustigt. „Diese Schlampe! Sie hat ihren Namen versteckt in das Bild gemalt.“
    Amy verlor die Fassung. Aufbrausend wirbelte sie herum. „Du hast Kimora entführt!“ Lebte sie noch? Immerhin war dieses Kunstwerk nur etwas älter als einen Monat.
    „Irgendein Hobby muss man ja haben.“ Seine Mundwinkel zuckten.
    Die Ruhe, mit der er sein Bier trank, machte sie nervös. „Aber dein Haus hat keinen Keller.“
    Zuerst runzelte er die Stirn, dann grinste er boshaft. „Hier gibt es kein Kellergeschoss, aber das Sea Snake hat einen.“ „Nein!“ Sie keuchte.
    In der kleinen Lagerhalle, die an das Gebäude des ehemaligen Wassersportverleihs angrenzte, hatten Lorcan und sie Skyler und Ebony beim Sex zugeschaut. Währenddessen war Kimora in ihrer unmittelbaren Nähe gewesen? Entsetzt schüttelte sie stumm den Kopf.
    Das durfte nicht wahr sein! Hatte die Gefangene sie womöglich durch ein Kellerfenster gesehen ? Hatte sie versucht, sich bemerkbar zu machen, war gescheitert und hatte dadurch ihre letzte Hoffnung, die sie offenbar beim Bemalen der Leinwand noch gehegt hatte, verloren?
    „Es ist nur ein kleines Loch, ein alter Stauraum“, plauderte Skyler locker, als würden sie sich über etwas völlig Normales unterhalten und nicht über ein Verbrechen. „Mit der richtigen Ausstattung jedoch sieht es wie ein Verlies aus. Ein paar Haken hier, ein paar Ketten dort. Nach Hurrikan Katrina war das Zimmerchen unter der Erde voller Schlamm, aber ich habe es eigenhändig frei geschaufelt.“ Euphorisch nickte er wie ein Wackeldackel, und Amy wünschte sich, ihm würde einfach der Kopf von den Schultern fallen. „Allerdings ist es immer noch sehr feucht dort unten. Die Wände drohen einzubrechen. Das Sea Snake liegt einfach zu nah am Lake Pontchartrain. Aber noch halten sie, weil sie aus dickem Beton sind und ich sie zusätzlich mit Backsteinen verkleidet habe, wie in einem Kerker. Ich habe mir echt Mühe gegeben.“ Mit stolzgeschwellter Brust leerte er seine Flasche. „Marnie hat das nie zu schätzen gewusst, deshalb tut es mir auch nicht leid um sie.“ Lapidar zuckte er die Achseln.
    „Marnie?“ Amy spürte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
    „Sie war mein erster Gast, aber sie brachte sich um, diese dumme Gans. Hat sich erhängt, einfach so. Wie undankbar, wo ich ihr doch meine ganze Freizeit geopfert hatte. Eine Abrichtung braucht halt viel Zeit.“
    Er machte einen Schritt auf Amy zu. Ängstlich packte sie den Hals ihrer Flasche, um sie schnell herumdrehen und ihn damit schlagen zu können, doch er stellte nur sein Bier auf der Kommode unter der Leinwand ab.
    „Ich glaube das alles nicht“, brachte sie atemlos hervor.
    „Dir hätte ich mein Spielzimmer auch gezeigt, aber du wolltest ja nicht.“ Zärtlich strich er über das Bild. Auf Amy machten diese Geste und sein schwelgerischer Blick den Eindruck, als würde er die Schwermut und die Aussichtslosigkeit, die das Kunstwerk ausdrückte, mit den Fingerspitzen aufsaugen und sich daran ergötzen.
    Sie schauderte. „Ich verstehe nicht.“
    Zu ihr gewandt, hob er den Saum seines Shirts an, schob den Hosenbund herunter und legte die Blinddarmnarbe an seinem Unterbauch frei.
    Was sollte das? Ihre Nackenhaare stellten sich auf, und sie bekam eine Gänsehaut, da eine Ahnung in ihr erwachte, die so furchtbar war, dass ihr Gehirn sich weigerte, den Gedanken klarer werden zu lassen. Amy stellte das Bier auf den Boden, da ihr die Flasche aus der Hand zu rutschen drohte, so feucht waren die Innenflächen.
    „Ich wurde nie am Blinddarm operiert.“ Mit dem Daumen zeichnete er die Narbe nach. „Die Stichwunde musste genäht werden, deshalb lag ich im Krankenhaus.“
    „Oh mein Gott.“ Ihr Magen drehte sich um. Bittere Galle stieg ihre Speiseröhre hoch und brannte in ihrem Rachen wie ätzende Lauge. „Du bist der Maskierte, der mich im letzten November brutal überfallen hat!“
    Nein, nein, das durfte alles nicht wahr sein. Plötzlich spürte sie wieder die Hände des Angreifers auf ihrem Körper. Die Angst, als er ihr die Klinge vors Gesicht hielt, kehrte zurück , ebenso die Übelkeit, denn sie erinnerte sich an seine Erektion, die er sie hatte spüren lassen.
    Warum gestand Skyler ihr das alles so freimütig? Das konnte nur bedeuten, sie würde keine Zeit mehr haben, es irgendwem zu erzählen.
    Zuerst gehorchten ihre Füße ihr nicht. Ihr kam es so vor, als
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