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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen
Autoren: Administrator
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Asphalt des alten Pausenhofs. Doch je näher sie ihrem Wagen kam, desto mehr mischte sich das Grollen eines Mannes darunter. Dann hörte sie ein Geräusch, als würde jemand in einen Sandsack boxen, gleich darauf folgte ein unterdrückter Schmerzensschrei.
    Amys Schritte verlangsamten sich. Ängstlich schaute sie über ihre Schulter zum Gebäude zurück. Sollte sie Seth suchen? Als sie ihm hatte Bescheid geben wollen, dass sie Feierabend machte, wie es den Vorschriften entsprach, war er nicht auf seinem Platz gewesen.
    Alles in ihr rebellierte dagegen. Sie konnte ihn einfach nicht leiden. Er war ihr suspekter als jeder Stadtstreicher. Nie konnte man seine Reaktion einschätzen. Mochte seine Statur bei seinem Job auch hilfreich sein, in Amys Augen hätte er niemals eingestellt werden dürfen, da ihm jegliche Sozialkompetenz fehlte.
    Sie entschied, so schnell wie möglich zu ihrem Auto zu gehen. Aber da ihre Sohlen bei jedem Schritt ein Klack! von sich gaben, war sie gezwungen, auf den Schuhspitzen zu schleichen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und kam langsamer voran, als ihr lieb war.
    Was mochte in dem Gebüsch, das den Parkplatz umgab, vor sich gehen?
    Sie hatte ihren Wagen fast erreicht, als jemand hinter den Sträuchern zornig aufbrüllte, direkt neben ihr. Abrupt beschleunigte sich ihr Puls, doch statt loszurennen, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Plötzlich taumelte ein Mann vor ihr aus den Büschen. Er fiel auf den Asphalt, hielt sich den Bauch und stöhnte gequält. Seine rechte Gesichtshälfte war geschwollen, seine Augenbraue aufgeplatzt. Blut rann seine Wange hinab und sickerte in seinen hellbraunen Bart.
    Entsetzt riss Amy ihre Augen auf. „Lorcan!“

3. KAPITEL
     
    Hatte Seth ihn so zugerichtet? Lorcans Gegner stapfte in der Dunkelheit heran. Er trat hart auf, was Amy zeigte, wie wütend er war, aber auch, dass er ein großer, schwerer Mann sein musste. Wie der Security Guard. Das würde Konsequenzen haben, schwor sich Amy.
    Sie wollte gerade auf Lorcan zugehen, um ihm aufzuhelfen, als der Indianer, der ihn gegen Ende der Essensausgabe angegriffen hatte, aus dem Dickicht trat. Als er sie bemerkte, ging sie rückwärts, doch er scherte sich nicht um sie, sondern packte Lorcan am Hemdkragen und riss ihn brutal auf die Füße.
    Warum wehrte sich Lorcan denn nicht? War er schon derart angeschlagen? Es hatte keinen Sinn, um Hilfe zu schreien, sagte sich Amy, weil die Chance, dass jemand sie auf dem Schulhof hörte, verschwindend gering war.
      Einen Moment lang dachte sie daran, Seth zu holen. Aber sie befürchtete, dass der nur grinsend zuschauen würde, wie Lorcan fertiggemacht wurde. Sie traute ihm zu, dass er sagte: „Helfen? Klar doch! Aber nicht ihm, sondern dir, wenn du den Penner nachher vom Boden kratzt.“
    Der Indianer stieß Lorcan gegen die Schultern, sodass er mit dem Rücken gegen Amys Wagen taumelte, und boxte ihn in den Magen. Lorcan klappte zusammen, hielt sich jedoch auf den Füßen. Während der Indianer seinen Oberkörper an den Haaren wieder nach oben zog, holte er einen Gegenstand aus seiner Gesäßtasche.
    Als Amy erkannte, was er mit einer gekonnten Handbewegung aufklappte, schrie sie auf. „Nein!“ Der Schein der Laterne, unter der sie geparkt hatte, spiegelte sich in der Messerklinge wider. Amy krallte die Finger in ihre Handtasche und spürte die Waffe, die sie immer zu ihrer Verteidigung bei sich trug. Als sie das Haus ihrer Großmutter erbte, hatte sie die Jagdwaffen ihres Großvaters in einem Karton entdeckt, der auf dem Kleiderschrank stand und mit Blümchenfolie beklebt war. Die Flinte und das Messer lagen immer noch in der Schachtel, obwohl Amy nun schon zwei Jahre lang in dem Haus wohnte. Seitdem ihr Cousin Skyler Castille ihr Patronen besorgt hatte, war der alte Revolver allerdings ihr treuer heimlicher Begleiter. Skyler besaß zwar ebenso wenig einen Waffenschein wie sie, dafür jedoch die richtigen Kontakte.
    Der Indianer ritzte Lorcans Oberarme auf und lachte dröhnend. Ein dünnes Blutrinnsal lief Lorcan über den Bizeps. Er keuchte und wehrte sich kraftlos gegen den Hünen.
    Er ist am Ende, erkannte Amy. Gleich würde sein Angreifer ihm die Klinge in den Bauch rammen. Einmal, zweimal, dreimal - so lange, bis sein Opfer sich nicht mehr rührte. Das durfte sie nicht zulassen!
    Vor Aufregung zitterte sie am ganzen Körper. Ihre Hand glitt in ihre Kunstledertasche und umschloss den Perlmuttgriff des Colts.
    Ohne noch länger zu zögern, riss sie die Waffe
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