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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition)
Autoren: Petra Röder
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hatte, würde ich bei meiner Rückkehr einen Besuch abstatten und ihm den Fetzen um die Ohren hauen. Das nahm ich mir fest vor.
    Plötzlich setzte ein so heftiger Platzregen ein, dass ich kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Ich suchte unter einer der Ladenmarkisen Unterschlupf. Als ich mich umdrehte, erkannte ich, dass es sich um ein kleines Antiquitätengeschäft handelte, dessen Schaufenster mit so vielen Gegenständen vollgestopft war, dass es schwerfiel, einen einzelnen davon zu fixieren.
    Der Regen war mittlerweile so stark, dass selbst die Markise nun keinen Schutz mehr bot. Kurzentschlossen öffnete ich die Ladentür und trat ein.
    Triefend vor Nässe stand ich da und sah mich um. Hatte ich mich eben noch über das volle Schaufenster gewundert, so kam es mir beim Anblick des Ladeninneren vor, wie eine spärlich bestückte Auslage.
    An allen Wänden erhoben sich Regale, die bis unter die Decke reichten und völlig überladen waren. Jeder Millimeter war mit kleinen oder größeren Gegenständen zugestellt.
    Als mein Blick neugierig über all die Dinge schweifte, fiel mir eine zierliche Schatulle ins Auge, die durch ihre filigranen Intarsien, sofort meine Aufmerksamkeit erregte. Die Einlegearbeiten waren so detailliert und wunderschön, dass ich nicht anders konnte, als sie in die Hände zu nehmen und sie mir von allen Seiten zu betrachten.
    Sie war nicht sehr groß und auch nicht besonders schwer, aber sie war umwerfend schön. Ehrfürchtig beäugte ich jeden Zentimeter der faszinierenden Handarbeit und fragte mich, wie alt dieses kleine Kunstwerk wohl war.
    Der Verkäufer hinter der Theke sah auf und beobachtete interessiert, wie ich verzweifelt versuchte, das Kästchen zu öffnen. Es war verschlossen und in dem messingfarbenen Schloss steckte kein Schlüssel. Fragend sah ich ihn an. Doch bevor ich ein Wort sagen konnte, hob er die Hand und deutete auf die Schatulle.
    »Habe ich heute erst reinbekommen. Leider war kein Schlüssel dabei und ich bin noch nicht dazu gekommen, es mir näher anzusehen. Wenn Sie sich selbst darum kümmern, es fachgerecht öffnen zu lassen, mache ich Ihnen einen guten Preis«, erklärte er grinsend. Dann beugte er sich nach vorne und flüsterte geheimnisvoll:
    »Über den Inhalt weiß ich auch nichts, es könnte sich aber durchaus etwas sehr Wertvolles darin befinden. Womöglich machen Sie mit dem Erwerb ein Schnäppchen.« Ich zog die Augenbrauen nach oben, hob das Kästchen an mein Ohr und schüttelte es. Ein dumpfes Poltern erklang und somit bestätigte sich die Behauptung des Verkäufers. Etwas befand sich im Innern der Schatulle.
    Ich besah es mir erneut und stellte fest, dass es sich um ein gewöhnliches, sehr einfaches Schloss handelte, das sicherlich mit etwas Geduld leicht zu öffnen wäre.
    »Was soll es denn kosten?«, fragte ich etwas schüchtern und warf ihm einen treuherzigen Blick zu. Der alte Mann schürzte kurz die Lippen und musterte mich von oben bis unten.
    Ich weiß nicht, ob es meine jämmerliche, durchnässte Erscheinung war, die ihn dazu bewogen hatte, mir einen solch günstigen Preis zu machen, oder ob die Schatulle nicht mehr wert war, aber das interessierte mich nicht.
    Als er mir mitteilte, dass er lediglich zehn Pfund dafür verlangte, musste ich einfach zuschlagen. Ich legte das Kästchen auf die Theke, zog einige Pfundnoten aus meiner Geldbörse und bezahlte.
    Kurz überlegte ich, ob ich den Verkäufer bitten sollte die Schatulle zu verwahren, bis ich sie auf meinem Rückweg abholen konnte, doch meine Neugierde war stärker. Kurzentschlossen stopfte ich das Kästchen in meinen Rucksack. Ich nahm mir fest vor, es bei meiner ersten Rast einer genaueren Inspektion zu unterziehen.

 
     
     
     
    Das Wetter hatte nun anscheinend ein Einsehen, denn es regnete nicht mehr und die Sonne versuchte, sich mit aller Kraft durch die dicken Wolken zu kämpfen. Das Dorf lag bereits einige Kilometer hinter mir. Ich wanderte über saftig, grüne Hügel, die unter jedem meiner Schritte geräuschvoll schmatzten.
    Mittlerweile waren auch meine angeblich wasserfesten Schuhe durchnässt. Lautstark fluchend wünschte ich dem Verkäufer, der mir meine komplette Wandergarderobe angedreht hatte, die Pest an den Hals. Meine Wut hielt jedoch nicht lange an, denn die Landschaft um mich herum war so faszinierend und schön, dass ich meine nassen Füße schnell wieder vergaß.
    Ich atmete die frische Luft ein, die nach dem Regenschauer besonders intensiv nach süßem Klee
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