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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
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niemand will, daß die Japaner in der internationalen Wirtschaft noch mehr Gewicht bekommen.«
    Erin schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Du willst damit sagen, daß es für die Länder der Dritten Welt schwieriger wäre, sich zu industrialisieren, wenn es nicht billige Industriediamanten gäbe?«
    Wings Gesichtsausdruck wurde undurchsichtiger. »Es wäre sozusagen unmöglich. Diamanten sind für die Industrie viel wichtiger, als die meisten Leute glauben, besonders für jene Art von Industrie, die für aufsteigende Länder interessant ist.« Wing bereitete nachdrücklich die Hände aus. »Ist es nicht besser, wenn der Handel mit Schmuckdiamanten in den Wirtschaftsnationen die Industriediamanten der Dritten Welt mitfinanziert?«
    »Eine Industrialisierung, die die Familie Chen in China beherrschen kann«, sagte Erin ruhig, »in einem Land, in dem mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt und das traditionellerweise das Zentrum der asiatischen Macht darstellt. Und wer China unter Kontrolle hat, wird auch bald die anderen Küstenländer des Pazifiks, ausgenommen Japan und die USA, unter Kontrolle haben. In diesem Falle würde die USA eine noch festere wirtschaftliche Verbindung mit Europa eingehen.«
    Wing verstand langsam, daß Erin wirklich so klug war, wie Cole vorausgesagt hatte. Und auch so widerspenstig.
    »Über das ständige Interesse der Familie Chen an strategischen Mineralien, für die eine der ConMin-Töchter zuständig ist, will ich gar nicht reden«, fuhr Erin fort. »Auch nicht über die Tatsache, daß, wenn das Kartell untergeht, auch der Wert der Sleeping Dog-Minen in den Keller geht und damit Black-Wings Anteil an einer außerordentlich lukrativen Immobilie.«
    Wing warf Windsor einen Blick zu. Erins Vater merkte es nicht. Er sah seine Tochter mit einer Mischung aus Respekt und Vergnügen an.
    »Du hast deine Hausaufgaben gemacht, Kleines.«
    »Indem ich meine Augen aufgemacht habe?« lächelte Erin kühl. »Ich habe schon zu Cole gesagt, ich lerne langsam, aber ich lerne.«
    »Die Familie Chen ist bereits recht wohlhabend«, sagte Wing neutral. »Und dabei sind wir weder von ConMin abhängig noch von den Sleeping Dog-Minen.«
    Erin sah ihren Vater an.
    »Das stimmt«, sagte Windsor. »Die Chens versuchen nicht nur wegen des Geldes, Hugo van Luik und den DSD in den Griff zu bekommen. Sie wollen die Macht.«
    »Und was meint Nan Faulkner dazu?« fragte Erin.
    »Sie will lieber der Familie Chen mehr Macht geben, als das Kartell brechen. Die Sowjets hängen zu sehr davon ab. Abgesehen davon ist das Kartell ein Übel, das wir kennen. Wir haben in vierzig Jahren gelernt, irgendwie damit umzugehen. In diesem Zusammenhang geht es nicht allein um das Interesse eines einzelnen Landes. Nicht einmal des unseren.«
    Erin wartete. Ihr Vater sagte nichts mehr. »Kein guter Rat für mich?« fragte sie dann. »Das ist neu.«
    »Du bist zu blutrünstig, um zuzuhören.« Windsor lächelte ein wenig. »Außerdem brauchst du meinen Rat nicht. Du hast dich verändert, Kleines.«
    »Das kann passieren, wenn man gejagt wird wie ein Tier.«
    »Versteh mich nicht falsch«, sagte er schnell. »Ich beschwere mich nicht über die Veränderungen. Man kann nicht die Hälfte von Sleeping Dog besitzen und gleichzeitig ein zutrauliches Gemüt haben. Und du hast ja wohl nicht vor, deine Hälfte der Mine jemand anderem zu übergeben, oder?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Es gibt drei Möglichkeiten«, sagte Windsor und gähnte. »Übergib deine Verantwortung für die Mine an jemanden. Behalte die Verantwortung und besetze ein Stück vom Diamantentiger. Oder bring den Tiger um, indem du Cole dazu überredest, seine Hälfte des Ertrags dem DSD vorzuenthalten.«
    Erin nickte. »Aber ich habe mich noch nicht entschieden, wie ich schon sagte.«
    Wing räusperte sich leise. »Die dritte Möglichkeit ist nicht realistisch.«
    »Sie wollen damit sagen, daß der gute alte Onkel Li es nicht zulassen wird, daß Cole das Kartell bricht?« meinte Erin eher als Feststellung denn als Frage.
    Wings Lächeln war dünn wie die Schneide einer Rasierklinge. »Unglücklicherweise hat niemand Cole Blackburn unter Kontrolle, nicht einmal mein äußerst kluger Onkel. Aber Cole ist alles andere als dumm. Er weiß, daß man nur eine ziemlich kleine Bombe brauchen würde, um die Höhle zu zerstören und es wie einen Unfall aussehen zu lassen.«
    Mahagonifarbene Augenbrauen hoben sich. »Hört sich ziemlich drastisch an.«
    »Hör auf,
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