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Flammende Versuchung

Flammende Versuchung

Titel: Flammende Versuchung
Autoren: Celeste Bradley
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vernommen hatte.
    »Lest alles über die Bestie! Die Voice of Society meint, er kann seine Frauen nicht davon abhalten, ihm davonzulaufen!«
    Der Zeitungsjunge, der in Wahrheit ein ziemlich ergrauter Kerl war, dessen Stimme bei den hohen Tönen leicht ins Zittern geriet, nahm Calders Münze entgegen
und reichte ihm eine Zeitung, ohne in seiner Rede innezuhalten. »Die Bestie von Brookhaven schlägt wieder zu!«
    Dann hob der Mann den Blick und ließ ihn über Calders Gesicht wandern, um ihn dann wieder auf die Zeichnung einer grübelnden Visage auf der Titelseite in seiner Hand zu senken.
    »Oy!« Er sah Calder ins Gesicht. »Das seid Ihr, nicht wahr?« Die momentane Erregung verebbte unter Calders grimmigem Blick. Eilig zog er seine Mütze. »Äh … guten Tag, Mylord.«
    Calder beachtete die Flucht des Mannes nicht weiter, sondern schlug lieber die zusammengeschlagene Zeitung auf. Er fing an Ort und Stelle zu lesen an, ein unverrückbarer, in Schwarz gekleideter Felsen, um den sich unbeachtet der Strom der Londoner Bevölkerung teilte.
    »Die Bestie von Brookhaven … Kann bestritten werden, dass sein Reichtum und sein gesellschaftlicher Rang nie ausgereicht haben? … Man muss sich fragen, was der Grund für jenen mysteriösen Unfall war, durch den er vor fünf Jahren Witwer wurde … der vorzeitige Tod der liebreizenden Lady Brookhaven … Ist es wieder passiert? … Hat eine weitere junge Blume Englands beschlossen, vor etwas Dunklem, Unnatürlichem zu fliehen, trotz der offensichtlicheren Vorzüge der Bestie?«
    Der Rest ging in Calders sich zusammenballenden Fäusten unter. Alter Schmerz wallte in ihm auf und riss frische Narben auf, die sich gerade erst gebildet hatten. Es war unglaublich, wie sehr diese Unterstellungen ihn schmerzten. Es war nichts als spärlich mit Halbwahrheiten gewürzter Klatsch und Tratsch.

    Es stimmte, dass er an diesem Morgen die Frau, die er für sich selbst gewählt hatte, in einer ziemlich unorthodoxen Zeremonie an seinen Halbbruder Rafe weitergegeben hatte, einer Zeremonie, in der er selbst widerstrebend die Rolle des Bräutigams gespielt hatte. Wie es schien, hatte die Gesellschaft etwas dazu zu sagen, dass er und sein Bruder ihre Erwartungen mit einer Stellvertreterhochzeit enttäuscht hatten.
    Calder hatte fälschlicherweise angenommen, dass er – nachdem Rafe und Phoebe, die umworbene Verlobte, sicher in die Flitterwochen abgereist waren, die er für sich selbst arrangiert hatte – einfach das Ehrfurcht gebietende Tor von Brook House hinter sich zuziehen könnte und nichts mehr mit der Sache zu tun hätte.
    Offenbar war dem nicht so.
    Das Papier war dünn, und die frische Tinte beschmierte seine Finger. Es war nur billiges Futter für die Massen, Nachrichtenfitzel für Kleingeister … und doch schmerzte ihm die Brust, und sein Atem brannte wie Feuer.
    Vierunddreißig Jahre einer untadeligen Existenz, eines Lebens nach dem höchsten Anspruch hinsichtlich Anstand und Ehre – mit Ausnahme eines einzigen Fehlers, eines winzigen Augenblicks in einem ansonsten tadellosen Leben, und hatte er sich nicht wahrlich jede erdenkliche Mühe gegeben, um diesen einen Fehler wieder gutzumachen? Das alles war durch einen einzigen unbekümmerten Handstrich dieser selbsternannten Stimme der Gesellschaft dahin.
    Er wurde sich der entgegenkommenden Menschen bewusst und der Art, wie sie ihn neugierig musterten …
oder sprach aus ihren Blicken Misstrauen? Hatten sie bereits diese angeblichen Nachrichten gelesen? Wurde die Hochzeit, die an diesem Morgen stattgefunden hatte, bereits von der Menge diskutiert und analysiert? Kaute man bereits auf dem Ableben seiner verstorbenen Ehefrau herum wie auf knorpeligem Fleisch? Spuckte man bereits die angebliche Wahrheit heraus, verdreht und verkorkst und nicht als solche zu erkennen?
    Blicke um ihn herum, alle starrten ihn an, verurteilten ihn, zweifelten, lästerten …
    Nein, es ist nicht wahr!, wollte er ihnen entgegnen. So war es nicht. Damals nicht, und jetzt auch nicht.
    Nur leider war es tatsächlich so.
    Er hatte sich seitdem geändert. Er hatte die Entscheidung getroffen, nie wieder die Kontrolle über sich zu verlieren, denn die Tatsache, dass genau das vor fünf Jahren geschehen war, war für den Tod Melindas, seiner ersten Frau, mitverantwortlich gewesen.
    Er erinnerte sich an dieses überwältigende Gefühl des Betrogenseins und aufflammender Besitzansprüche, die ihn in jener dunklen Zeit ergriffen hatten, aber gewissermaßen nur als
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