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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit
Autoren: Birgid Hanke
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Richtung Tür. Immer noch staunend, räumte Emil das Feld. »Wer sind Sie, was ist passiert?«, wollte Prohaska nun wissen.
    »Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Alexander August von Prewitz zu Kirchhagen«, sagte der Fremde, legte seine Hand an das Revers, schlug leicht die Hacken zusammen und verbeugte sich formvollendet.
    Prohaska wurde kreidebleich. »Ich hätte Sie erkennen müssen«, sagte er tonlos. Mit beiden Händen umklammerte er die Rückenlehne eines Stuhls. Es schien, als müsste er sich daran festhalten. Weiß traten die Knöchel an seinen Handgelenken hervor. »Herr Graf, ich muss Sie ersuchen, mein Haus auf der Stelle zu verlassen.«
    »Graf, wieso denn Graf?« Rieke hob erstaunt den Kopf. Der schmerzende Knöchel war vergessen. Fragend schaute sie von einem zum anderen. Nicht minder überrascht schien der fremde Herr zu sein.
    »Sie kennen mich? Woher kennen Sie mich?«, erkundigte er sich verblüfft.
    Prohaska antwortete nicht, sondern schaute ihn nur zornig an.
    »Seltsamerweise kommt mir Ihre Enkelin irgendwie bekannt vor«, sagte der Graf nach einigen Sekunden unbehaglichen Schweigens. »Könnten Sie mir denn nicht ein bisschen auf die Sprünge helfen?« Er lächelte Prohaska an. Es war ein sehr charmantes, dennoch von Herzen kommendes Lächeln. Trotz ihrer Schmerzen und obwohl es ihr gar nicht galt, musste Rieke es spontan erwidern, im Gegensatz zu ihrem Großvater, dessen Miene sich jetzt noch mehr verdüsterte.
    »Ich möchte Sie bitten zu gehen, Herr Graf von Prewitz zu Kirchhagen«, wiederholte er unerbittlich. Noch niemals hatte Großvater so schmale Lippen gehabt. Wie blass er war. Und warum zitterte er so?
    »Großvater!«, rief Rieke erschrocken und machte Anstalten, vom Sofa zu rutschen.
    »Du bleibst sitzen«, befahl der Fremde streng. Unwillkürlich gehorchte Rieke.
    Mit einem ächzenden Laut griff sich Prohaska an die Brust und ließ sich schwer auf den hölzernen Stuhl fallen. »Bitte gehen Sie, tun Sie mir einen Gefallen und verlassen Sie mein Haus«, keuchte er.
    Der Graf trat einen Schritt zurück, ratlos, leicht verwirrt. »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte er.
    »Nein«, stöhnte Prohaska. »Tun Sie mir nur diesen einen Gefallen und verlassen Sie mein Haus. Dann wird es mir von ganz alleine wieder bessergehen.« Er richtete sich mühsam auf, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete tief durch. »Bitte gehen Sie«, wiederholte er mit seiner tiefen, normalen Stimme.
    Fragend schaute der Graf nun auf Rieke.
    »Ja, bitte gehen Sie«, schloss sich diese nun der Bitte ihres Großvaters an.
    Graf Alexander von Prewitz zu Kirchhagen trat noch einen weiteren Schritt zurück, legte die Rechte auf die Brust und verneigte sich. »Ihrer beider Wunsch sei mir Befehl«, sagte er in einer Mischung aus Ironie, bemühter Belustigung, aber auch leichter Verärgerung. »Ich weiß leider nicht, womit ich Ihren heiligen Zorn und Ihre Abneigung hervorgerufen habe, aber ich werde mich um Ihrer Gesundheit und Ihrer Enkeltochter willen fügen.« Er verneigte sich elegant, schenkte Rieke noch ein ganz bezauberndes Lächeln, drehte sich um und schritt davon.
    Wenige Sekunden später war zu hören, wie die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel.
    »Endlich!« Prohaska stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Er rieb sich die schmerzende Brust. »Parbleu, wirst du nun endlich aufhören zu klabastern«, schimpfte er mit seinem Herzen. »Hast die vergangenen Jahre doch stets ruhig und regelmäßig deinen Dienst getan.«
    »Großvater, war das ein richtiger Graf?«, wollte Rieke wissen.
    »Das war er wohl«, knurrte er.
    »Woher weißt du das, woher kennst du ihn? Warum warst du so unfreundlich zu ihm?«
    »Sind das nicht ein bisschen viele Fragen auf einmal?«, wich Prohaska aus.
    »Du bist doch sonst nicht so unhöflich, Großvater. Dieser Mann hat mich gerettet. Er hat mich den ganzen weiten Weg aus der Feldmark bis hierher nach Hause geschleppt, und anstatt dich bei ihm zu bedanken, weist du ihm die Tür. Das war überhaupt nicht comme il faut, überhaupt nicht.« Rieke hatte sich richtig in Rage geredet, begann mit den Händen zu fuchteln und erregt auf dem Sofa hin und her zu hopsen. Ja, sie wollte sogar aufspringen, um Großvater in aufrechter Haltung ihre Meinung zu sagen. Aber plötzlich schrie sie »Autsch, aua, aua!« und rieb sich über den schmerzenden Knöchel. Wie weich sich das Tuch des provisorischen Verbands anfühlte. Es musste
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