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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee
Autoren: Wendy Wunder
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küssten sich. »Ich habe dich so vermisst«, sagte sie zu ihm.
    »Das war es, was er wie wild auf die Tüte von Dunkin’ Donuts gekritzelt hat?«, zischte Cam Asher zu.
    »Er war sehr nervös, da haben wir es ein wenig gekürzt.«
    »Gute Entscheidung.«
    »Danke.«
    Alicia wirbelte zu ihren Töchtern herum. »Warte, ich sollte die Mädchen um Erlaubnis fragen. Was meinst du, Campbell?«
    »Mom, es war meine Idee.«
    »Wie, es war gar nicht deine Idee?«, fragte Alicia Izanagi.
    »Doch, war es«, berichtigte Cam sich schnell, »ich habe ihn nur dazu ermutigt.«
    Alicia drohte Cam mit dem Zeigefinger. »Glaub ja nicht, dass du dich damit von deinen Schandtaten reinwäschst. Ich war ein nervliches Wrack deinetwegen, und obendrein hast du auch noch Perry entführt.«
    »Und meine Unterwäsche gestohlen«, stimmte Nana mit ein. »Wozu hast du meine Unterwäsche gebraucht?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Cam. »Tut mir leid.«
    »Egal jetzt«, sagte Nana, »wir müssen eine Hochzeit vorbereiten. Darauf sollten wir anstoßen!«
    Sie machten eine Flasche Sekt auf. Ihre Großmutter warf einen Zuckerwürfel in jedes schäumende Glas, und sogar Perry bekam einen kleinen Schluck, die kichernd gestand: »Ich glaube, ich bin ein bisschen beschwipst.«
    Cam betrachtete die drei von der anderen Seite des Zimmers aus und sagte beiläufig zu Asher: »Sieh nur, was ich getan habe.«
    »Was denn?«
    »Ich habe eine kleine Familie geschaffen.« Sie sah die drei an, wie sie zusammen lachten, und wurde sowohl von Traurigkeit, weil sie sich ausgeschlossen fühlte, als auch von Freude überkommen, weil sie wusste, dass es ihnen zusammen gut gehen würde, ob mit ihr oder ohne sie.

D REIUNDDREISSIG
    Die italienisch-japanisch-polynesische Hochzeit sollte auf dem Rasen vor dem Haus unter einem jüdischen Hochzeitsbaldachin stattfinden, der mit einer Seite an dem Totempfahl der Algonquin-Indianer befestigt war. Nana und Izanagi hatten die ganze Woche lang in der Küche Hand in Hand gearbeitet und Sushi, Teriyaki, Würstchen mit Paprika, Lasagne und Cannoli zubereitet, während Cam die übliche Aufgabe zukam, Ananasschiffchen für den polynesischen Reis zu schnitzen. Perry sollte sich um die Musik kümmern, Asher um Beleuchtung, Bestuhlung und diverse Aufbauten, und Elaine, die wenig überraschenderweise auch Standesbeamtin und Hochzeitsplanerin war, würde die Zeremonie durchführen.
    Es war nicht das erste Fest auf dem Rasen von Avalon. Fast alle, die in Promise heirateten, heirateten dort, sodass Asher die Stühle und Tische nur aus den Geheimgängen herauszurollen und auf dem Rasen aufzustellen brauchte.
    Elaine überwachte die Arbeiten. Sie hatte Buddy und Bart mitgebracht, damit sie noch einmal kurz herumtollen konnten, bevor sie sie zurück in ihre Tierpension brachte. Die seltsame Freundschaft der beiden war wie gemacht für ein Kinderbuch. Sie waren beide im tapsigen Alter und stolperten ständig über ihre unproportioniert großen Füße, wenn sie sich gegenseitig jagten. Buddy hackte nach Bart, streckte seinen sich langsam rosa färbenden Hals aus und ergriff dann die Flucht, mit ausgebreiteten Flügeln und großen Hüpfern, die schon nach einer Vorstufe zum Fliegen aussahen. Bart dagegen tatzte gern nach Buddys Schnabel und stellte sich auf die Hinterbeine, um an ihn heranzukommen. Dann war er es, der das Weite suchte, auf dem abschüssigen Rasen stolperte und als Fellknäuel auf das Steilufer zukullerte.
    »Okay, das reicht jetzt, ihr beiden«, sagte Elaine schließlich und trieb sie zusammen, gerade als Smitty mit seiner Eisskulptur in Form eines sich küssenden Flamingopaars vorfuhr.
    Auch wenn seine Reizbarkeit im Hummerlokal das kaum erkennen ließ, war Smitty eigentlich ein großer, knuffiger Teddybär. Er trug sein schweres Kunstwerk zu Asher und lachte dabei in seinen dichten, strohfarbenen Bart hinein. »Sei vorsichtig mit den Hälsen«, bat er. »Sie sind ein bisschen zerbrechlich am oberen Ende.«
    »Das ist ein Wunderwerk, Smitty. Vielen Dank«, hörte Cam Asher sagen. Sie beobachtete die Szene vom Fenster des Witwengangs aus. Ihre Mom kam zu ihr herauf und breitete ein cranberryfarbenes, rückenfreies Chiffonkleid mit Nackenverschluss auf dem Bett aus, das sie gerade fertig gesäumt hatte.
    »Hast du dir schon mal Gedanken über deine eigene Hochzeit gemacht?«, fragte Alicia.
    »Ja, und genau so stelle ich sie mir vor«, sagte Cam, ohne eine Miene zu verziehen. »Mit einem halbstarken Flamingo, einem
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