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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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Grund der Mulde befand sich ein Konsolenring, zu dem eine schmale Treppe hinunterführte. Die gewölbten Wände waren über und über mit Monitoren und Displays bedeckt, zwischen denen zwei Männer wie große Käfer hin und her krochen und defekte Elemente austauschten. Bess umrundete die Mulde und näherte sich dem brückenähnlichen Rohrgeflecht.
    Im Hintergrund erhoben sich die riesigen titanbeschichteten Kegel mehrerer Kernfusionsreaktoren.
    Der wummernde Herzschlag des Paratriebwerks schwoll an. Bess sah zu dem Techniker auf den Rohrleitungen hinauf. Er drehte den Kopf; im gleißenden Bogenlicht des Laserbrenners war sein Gesicht ein bleiches Oval, und einen Moment lang glaubte sie, etwas wie Haß in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
    Aber dann lächelte er, winkte und wandte sich wieder einem korrodierten Rohrstück zu.
    Sie hatte sich geirrt. Das Muller-McLasky-Syndrom, dachte sie. Jetzt sehe auch ich schon überall Feinde und Verschwörer. Unwillkürlich verlangsamte sie ihre Schritte. Aber ist das ein Wunder? fragte sie sich. Das Attentat kurz vor dem Start von Terminus; die Auseinandersetzungen mit Muller McLasky und Lady Gondelor; die undurchsichtige Rolle, die Supervisor Frust spielte — von der Bedrohung durch Kriegsherr Krom und die Herculeaner ganz zu schweigen. Gott, an Feinden mangelte es wirklich nicht!
    Was ihr fehlte, das war eine vertrauenswürdige Crew. Ohne einen Stamm von Mitarbeitern, auf die sie sich blind verlassen konnte, würde es ihr nie gelingen, das Schiff und die Flüchtlinge sicher zur Erde zu bringen …
    Vor der Röhrenbrücke blieb sie stehen und blickte nach oben. Der Techniker hantierte mit dem Laserbrenner an einem Rohrstutzen. Seine Augen waren jetzt hinter einer dunklen Schutzbrille verborgen, die Bess vage an die Helmvisiere der herculeanischen Klonsoldaten erinnerte. Als er ein korrodiertes Teil herausgeschnitten hatte, schaltete er den Brenner aus, schob die Brille hoch und bedeutete ihr mit einem Wink, zu passieren.
    Sie hob dankend die Hand und ging weiter.
    Der Schatten der dicken, parallel laufenden Rohrleitungen verdunkelte das Schimmern des nackten Metallbodens. Über ihr kletterte der Techniker auf der Suche nach Schadstellen von Strang zu Strang. Sie sah zu den Kegeln der Fusionskraftwerke hinüber. Ein kräftiger, hochgewachsener Mann in einem schwarzen Overall machte sich an einer Schaltwand zu schaffen: Ken Katzenstein, der Bordingenieur. An seiner Seite stand eine dunkelhäutige, zierliche Frau; sie redete auf Katzenstein ein und deutete auf mehrere rot leuchtende Displays. Ihre Bewegungen waren fließend, graziös, und ihre weiße, tief ausgeschnittene Montur bildete einen reizvollen Kontrast zum Kaffeebraun ihrer Haut. Sie schüttelte heftig den Kopf, und Bess sah, daß sie an den Schläfen einen exotischen Schmuck in Form kleiner elliptischer Goldplättchen trug. An einer Halskette hing ein eigroßes Medaillon; es glühte von innen heraus und durchlief in kurzen Intervallen alle Farben des Spektrums, hypnotisch wie das Farbenspiel des Pararaums.
    Vielleicht war das die Psychonautin, von der Stengel gesprochen hatte. Glory Moon.
    Flaming Bess beschleunigte ihre Schritte. Unvermittelt kehrte das unbehagliche Gefühl zurück — mit feinem Gespür registrierte sie eine leise atmosphärische Veränderung, eine vage Spannung, deren Ursprung sich lokalisieren ließ. Sie sah, wie Katzenstein einige Schalter betätigte und Glory Moon zunickte; die Displays, soeben noch in warnendem Rot, wechselten zu Grün. Mit offensichtlicher Befriedigung drehte sich Katzenstein um. Erst jetzt entdeckte er Flaming Bess. Mit einem breiten Grinsen hob er grüßend die Hand, aber plötzlich veränderte sich sein Gesicht.
    Voller Entsetzen starrte er auf einen Punkt über ihrem Kopf und schrie eine Warnung, doch sie hatte bereits das unheilverkündende Knirschen gehört, metallisch, massiv, wie von einem rostigen Fallbeil, und sie warf sich instinktiv nach vorn.
    Als sie den Sprung abrollte, schlug hinter ihr, dort, wo sie einen Atemzug zuvor noch gestanden hatte, dröhnend ein schweres, meterlanges Rohrstück auf. Sie kam hoch, fuhr herum und zog in der Drehung die Waffe. Der Techniker! Geduckt wie eine Raubkatze, die zum Sprung ansetzte, stand er am Rand der Röhrenbrücke, und sein Gesicht war eine haßerfüllte Fratze.
    Bess zögerte mit dem Schuß. Nein, sie wollte den Mann lebend.
    Er ließ sich fallen und verschwand hinter der Wölbung des mächtigen Seitenrohrs. Aus den
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