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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses
Autoren: Kiersten White
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Meeresboden herumgewälzt wurde. Kein Sterblicher könnte je so perfekt wirken. Lend jedoch wirkte weder alt noch alterslos.
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich leicht, was meine Vermutung bestätigte. »Ha!« Ich grinste selbstzufrieden. »Du bist ungefähr … fünfzehn.« Ich schätzte absichtlich zu niedrig.
    Er warf mir einen beleidigten Blick zu. »Siebzehn.«
    »Siehst du, du hast die Wahrheit gesagt. Hat doch gar nicht wehgetan, oder?«
    Lend schüttelte den Kopf und stöhnte dann auf. »Oh Mann.«
    »Tja, gewöhn dich lieber dran, ich kann eine ziemliche Plage sein«, erwiderte ich lächelnd. Okay, ich flirtete ein kleines bisschen mit ihm. Aber war das ein Wunder? Die einzigen männlichen Wesen, die mir sonst begegneten, waren entweder zu alt oder halbe Monster, lebende Leichen oder unsterbliche Fieslinge. Was auch immer Lend sein mochte, wenigstens war er in meinem Alter.
    »Nein, ich meinte, oh Mann, jetzt gibt’s Ärger.« Er blickte an mir vorbei. Ich drehte mich um und sah Raquel, die alles andere als zufrieden wirkte. Mit stählernem Blick kam sie auf mich zu.
    Ich war schon kurz davor, mich zu entschuldigen, aber dann verdrehte ich genervt die Augen. »Und, krieg ich jetzt Hausarrest, oder was?« Vielleicht hätte ich nicht ganz so zickig sein sollen, aber jetzt mal im Ernst: Nach der Nacht, die ich hinter mir hatte, war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, eine ihrer Gardinenpredigten.
    »Raus. Sofort.«
    Als ich an ihr vorbeiging, warf ich noch einen Blick zu Lend zurück. Er zwinkerte mir zu und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    Anstatt in mein Zimmer zu gehen, machte ich mich auf den Weg ins Datenverarbeitungszentrum. Es war zwar noch früh, aber das ist eine von Lishs vielen tollen Eigenschaften: Sie schläft nicht.
    Ich liebte dieses Zentrum. Anders als im Rest der Zentrale wirkte es dort nicht so steril. Es war ein runder Raum mit Schreibtischen an den Wänden, in dem alles rings um Lishs enormes Aquarium angeordnet war. Ebenfalls vollkommen rund, hatte es einen Durchmesser von ungefähr fünfzehn Metern und war fast fünf Meter hoch. Sie hatten es sogar geschafft, ein lebendiges Korallenriff hineinzupflanzen, komplett mit bunten, tropischen Fischen, die im kristallklaren blauen Wasser umherschwammen. Da konnte meine Wohneinheit nicht mithalten.
    Lish starrte auf die Reihe Bildschirme, die vor dem Aquarium aufgebaut waren. Sie war so was wie die ultimative Sekretärin. Sie wurde nie krank, fuhr nie in Urlaub und schlief nie – und außerdem war sie wirklich gern hier. Den meisten Paranormalen konnte man nur bis zu einem gewissen Maß trauen. Auch nachdem sie kastriert worden waren, hegten sie doch noch oft einen gewissen Groll gegen die IBKP, die ihnen die Freiheit geraubt hatte. Lish aber liebte ihren Job. Sie kümmerte sich um Zeitpläne, Überwachung, Transportgelegenheiten und, und, und. Das Mädel wusste einfach immer über alles und jeden Bescheid.
    Anscheinend aber nicht heute, wie es aussah. Ihre grünen Augen weiteten sich neugierig, als ich auf ihr Becken zulief.
    Ich lächelte. »Hey, Lish, wie läuft’s?«
    »Wie geht es dir? Alles okay nach dieser Sache letzte Nacht?«
    Lish kannte mich besser als irgendwer anders in der Zentrale. Raquel war zwar verantwortlich für mich, aber über Gefühle konnte man mit ihr praktisch nicht reden. Na ja, wenn man selbst hauptsächlich über Seufzer kommuniziert, kann man sich wohl nur begrenzt in einen Teenager hineinversetzen. Lish dagegen verstand genau, wie sehr mich so eine Begegnung mit Reth durcheinanderbringen konnte. Mir ihr konnte ich über alles reden – und tat es auch.
    »Ging schon mal besser. Konnte nicht schlafen.«
    Lish versuchte zu fluchen – was immer ein Lacher ist, weil der Computer das nicht übersetzt. Es hörte sich ungefähr so an: »Piep dämliche piep Feen mit ihrer piep piep piep Besessenheit. Der piep Kerl hört besser auf, die piep piep piep Regeln zu brechen, oder ich trete diesem piep piep mal kräftig in den piiiiieeeep.« Und das alles mit dieser monotonen Roboterstimme. Der Hammer! Lish konnte manchmal richtig in Fahrt kommen. Das liebte ich so an ihr; sie war wie eine große Schwester für mich. Gut, eine große Schwester mit grün schimmernden Schuppen, einem langen Schwanz mit Flosse und Schwimmhäuten zwischen den Fingern. Aber auf ihre Art war sie schön.
    Ich lachte. So ein Roboterredeschwall schaffte es immer wieder, mich aufzuheitern. »Ja, piep noch mal, mach das.«
    Sie
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