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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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finden und dann gleich wieder zu verlieren, bevor sie ihm ihr Jawort geben konnte? Sie hatte ihm ja noch nicht einmal verraten können, dass sie ein Kind - sein Kind! - erwartete.
    Stumm und steif stand sie da und starrte auf die Tür, nachdem Graham sie hinter sich zugeschlagen und abgeschlossen hatte. Demaris faltete die Hände vor ihrer Schürze und betete darum, dass Jonathan unversehrt bleiben möge.
    „Was soll ich jetzt mit dir machen, teure Demaris?“, fragte Roger gereizt. „Ich wähnte dich in Sicherheit auf Nantasket.“
    „Du wähntest nichts dergleichen, Roger.“ Demaris presste die Hände noch fester zusammen. „Oder solltest du tatsächlich den Mann vergessen haben, den du mit dem Auftrag ausschicktest, mich umzubringen?“
    „Offensichtlich hat der Halunke versagt“, stellte Roger säuerlich fest und warf seinen Hut auf das Schreibpult. Andernfalls wärst du jetzt nicht hier und könntest mich nicht plagen.“
    Bekümmert schüttelte sie den Kopf. Sie mochte nicht glauben, dass Roger so schnell gestand. Jonathan hatte versucht ihr klarzumachen, dass ihr Schwager sie umbringen wollte, doch jetzt noch, nachdem sie es aus dessen eigenem Mund gehört hatte, vermochte sie es nicht zu glauben.
    „Weshalb nur, Roger? Es stimmt, ich habe deinen Heiratsantrag abgelehnt, doch wolltest du mich tatsächlich deswegen ermorden lassen?“
    Unvermittelt und unfroh lachte Roger auf. „Obschon eine Quäkerin, bist du genauso eitel wie alle anderen Frauen und glaubst, ich wollte dich deiner selbst willen heiraten. Hast du wirklich nicht gemerkt, dass ich nur Nantasket erlangen wollte? Als Eben starb, hätte der Besitz rechtmäßig auf mich überkommen sollen. Dich zu heiraten, blieb mir als einziges übrig - das, oder auf deinen Tod zu warten. Du musst zugeben, ich habe es erst auf die ehrenvolle Weise versucht. “
    „Du nennst es ehrenvoll, erst die eine Ehefrau zu ermorden und dann eine andere zu heiraten?“
    „Du redest genau wie alle anderen zänkischen Weiber in Newport!“ Zornig schlug er mit der Faust auf das Pult. „Hätte Evelyn mir, ihrem angetrauten Ehemann, Loyalität bewiesen, würde alles nicht geschehen sein. “
    Ärgerlich ging er in der engen Kajüte auf und ab. „Als wir heirateten, geschah das aus Liebe. Ich habe Evelyn geliebt und schenkte ihr alles, was sie begehrte.“ Anscheinend
    sprach er mehr mit sich selbst als mit Demaris.
    „Sie liebte mich auch“, fuhr er fort, „und gerade das ist es, was den Alten ärgerte. Das hat ihn tief getroffen. Er nahm sich vor, mich zu zerstören und seine Tochter zu sich zurückzuholen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Kann man sich vorstellen, dass er sich weigerte, Geld in diese Schaluppe zu investieren? Wo das doch der sicherste Weg ist, um ein Vermögen zu machen! Nein, er wollte mich lieber gescheitert und bankrott sehen, als mir das zu gewähren, was er mir schuldete. Er hat mich nicht einmal in seinem Kontor empfangen, als wäre ich irgendein mieser, bettelnder Handelsvertreter und nicht sein eigener Schwiegersohn. Und jetzt hat er die ganze Stadt gegen mich aufgehetzt und behauptet, ich hätte seine Tochter ermordet.“
    Unvermittelt fuhr er herum. Sein Gesicht war hochrot, und seine Augen sprühten wilde Wut. Unwillkürlich wich Demaris vor ihm zurück. Genau so hatte er auch am Tag der Beerdigung ausgesehen. Damals hatte sie wenigstens fliehen können, doch mitten auf dem Ozean war dies schlecht möglich.
    „Und du glaubt das auch, nicht wahr?“ Wieder hieb er auf das Pult. „Du glaubst ebenfalls, ich hätte sie umgebracht. Nein, doch immerhin habe ich euch alle hinters Licht geführt. Hätte ich nicht einen Mann wie Graham aufgetrieben, säße ich jetzt schon längst im Gefängnis.“
    Mit größter Mühe gelang es Demaris, sich den Anschein von Gelassenheit zu geben. „Wenn es mit deiner Kreditwürdigkeit so schlecht steht, wie bist du dann überhaupt an diese Schaluppe gekommen?“, fragte sie, weil sie hoffte, seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
    Roger lächelte so nachsichtig, als hätte er ein Kind vor sich, das eine sehr dumme Frage gestellt hatte. „Ich bin immer noch der Oberste Richter des Seegerichts dieser Kolonie, Demaris. Weil ich der Krone zu rechtmäßigen Prisen verhelfe, bin ich in der Lage, Gelegenheiten zu ergreifen, die sich anbieten, und diese spanische Schaluppe, die Graham in diesem Frühjahr aufgebracht hat, war so eine Gelegenheit.“
    „Die Eigner dieser Schaluppe waren doch Engländer und

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