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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm
Autoren: Mirinda Jarrett
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wollte sie heiraten! Davon hätte sie nicht einmal zu träumen gewagt.
    „Ihr braucht auch nichts weiter zu sagen“, flüsterte sie so leise, dass er nicht ganz sicher war, überhaupt etwas ge-hört zu haben.
    Fast andächtig streichelte er ihr über das Haar. „Nichts weiter, Demaris, nur noch, dass ich Euch liebe und immer geliebt habe. Und das habe ich auch niemals vergessen.“ Ihm kam es so vor, als lachte sie leise in sich hinein, so wie sie es immer tat, wenn sie vor Glück keine Worte fand. Er erfuhr es jedoch nicht genau, denn Graham stieß die Tür auf. Sein Blick war mordlüstern, die Pistole in seiner Hand war geladen und der Hahn gespannt.
    „Ich habe Euch doch erzählt, was für ein feines Pärchen das ist, Graham“, sagte Roger Allyn grimmig. Die Feder an seinem Hut stieß gegen den Türrahmen, als er sich neben den Kapitän stellte. „Einmal eine Hure, immer eine Hure - aber nicht in meinem Bett!“

16. Kapitel
    Zornig drehte sich Demaris zu ihrem Schwager um. Jonathans Arm war noch immer um ihre Taille geschlungen. „Du bist recht schnell bei der Hand, wenn es darum geht, den ersten Stein zu werfen, Roger. Ich glaube nicht, dass dein eigenes Gewissen es zulässt, mich zu beschuldigen, wenn man bedenkt, was du selbst alles getan hast.“
    „Hört auf zu lamentieren, Frau!“, befahl Graham und schwenkte die Pistole zu ihr. „Halsstarrige Quäkerweiber haben auf diesem Schiff keinen Platz, und Master Allyn will Euer Gejammere ebenso wenig hören wie ich.“
    „Lasst sie in Ruhe, Graham“, sagte Jonathan scharf und legte den Arm noch fester um Demaris. „Sie ist keine Bedrohung für Euch.“
    Trotzig verschränkte Demaris die Arme vor der Brust und hob das Kinn. „Ihr mögt sagen und tun, was Euch beliebt, Kapitän Graham. Eure Drohungen sowie Eure Waffen schrecken mich nicht, denn mich wird die Wahrheit beschützen.“ Hinter ihr stöhnte Jonathan leise auf. Zum Teufel, diese Frau forderte ihr Schicksal ja geradezu heraus! „Demaris, bitte nicht“, warnte er, „oder wir beide werden feststellen, wie wenig Eure Wahrheit gegen Bleikugeln schützt.“
    „Habt Ihr gehört, dass mein Schwager bestritten hätte, was ich gesagt habe?“
    „Ich habe es nicht bestritten, weil es so schwachsinnig ist, dass ich es mir gar nicht anhöre“, erklärte Roger. Er nahm seinen Hut ab und betrachtete ärgerlich den Schaden, den die salzige Gischt an seinem feinen Biberfilz angerichtet hatte. „Und in meiner Eigenschaft als Eigner des Schiffs, auf dem du dich im Augenblick befindest, sehe ich mich nicht
    veranlasst, mich zu verteidigen.“
    „Eigner!“, fuhr Jonathan dazwischen. „Den Teufel seid Ihr!“ Roger seufzte gelangweilt. „Graham, könnt Ihr diesen Mann dort nicht irgendwo hinbringen, während ich mit der Hinterlassenschaft meines Bruders allein rede?“
    „Am liebsten würde ich ihn gleich zu Tode prügeln dafür, dass er einen solchen Narren aus mir gemacht hat!“, erklärte Graham fuchsteufelswild. „Steht da einfach dreist herum und hat schon bei dem Weib gelegen! “
    „Da Ihr noch immer zu wenige Leute habt, tätet Ihr besser daran, seinen kräftigen Körper nutzbringender einzusetzen“, bemerkte Roger gelassen. „Seine Schwächen scheinen die Unverschämtheit und die Geilheit zu sein, beides Dinge, die Euch in Eurer eigenen Laufbahn nicht behindert haben.“
    Graham murmelte etwas in seinen Bart, entschärfte seine Pistole und machte den drei Matrosen, die vor der Kajüte warteten, ein Zeichen. Unwillkürlich spannte sich Jonathan kampfbereit an, und unterdessen überschlugen sich seine Gedanken.
    Gott sei Dank hatte er nicht gesagt, wer er war. Solange Graham und Allyn nicht wussten, dass die Schaluppe sein rechtmäßiges Eigentum war, hatte er noch eine Möglichkeit, sie sich wiederzunehmen und gleichzeitig Demaris zu retten. Am zweckdienlichsten wäre es, sich jetzt kampflos zu fügen, die Kräfte zu schonen und die Augen offen zu halten.
    Er gab Demaris noch rasch einen Kuss. „Denkt zweimal, nein dreimal nach, Scheherezade, bevor Ihr etwas Törichtes tut“, flüsterte er ihr hastig zu. „Und vergesst niemals, wie sehr ich Euch liebe. “
    Demaris nickte nur, weil sie ihrer Stimme nicht traute. Inzwischen packten die Matrosen Jonathan bei den Armen und führten ihn fort.
    Er hatte ihr versichert, dass er sie liebte, das wusste sie schon. Er hatte ihr auch gesagt, dass er sie heiraten wollte, und das hatte sie noch nicht gewusst. War sie etwa so weit gereist, um ihn zu
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