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Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Titel: Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Lesley Ann White
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Buchhandlung und wahrscheinlich ließen ihn die Kinder nicht gehen. Ich lächelte, als ich mich in einen der weichen Sessel fallen ließ und mein zerlesenes Exemplar von »Eva nimmt Reißaus« auf den Rauchglastisch legte. Ohne eine Widmung würde ich die Bar nicht verlassen. Als ein freundlicher, älterer Kellner mich nach meinen Wünschen fragte, bestellte ich einen Earl Grey Tee, den ich niemals trank und nicht einmal besonders mochte, der mir aber in die gediegene Atmosphäre perfekt zu passen schien. Ich hatte den Tee, der überraschend frisch und angenehm schmeckte, zur Hälfte getrunken, als Valerius die Bar betrat. Er winkte dem Barmann freundlich zu, so wie es Stammgäste eben tun, wenn sie ihr bevorzugtes Lokal betreten. »Wie immer, Albert«, rief er fröhlich, dabei den Namen des Barmanns englisch aussprechend, und trat an meinen Tisch.
    »Guten Tag, Frau Stein, ich freue mich sehr, dass wir uns wiedersehen. Unser Gespräch wollte mir nämlich lange nicht aus dem Kopf.«
    Ich reichte ihm die Hand, die er bestimmt, aber nicht zu kräftig drückte. Stirnrunzelnd blickte er auf den Tisch. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Sie sollten wissen, dass diese Bar über das beste Sortiment an Malt Whisky in Deutschland verfügt.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich zur Theke und zeigte mit zwei nach oben gestreckten Fingern an, dass er für mich noch einmal das gleiche Getränk orderte, wie für sich selbst. Die Geste sah aus wie das Victoryzeichen, vielleicht traute ich mich deshalb nicht, zu widersprechen, obwohl es mich ärgerte, dass nach Daniel schon wieder ein Mann bestimmen wollte, was gut für mich war.
    Valerius ließ sich in den Sessel mir gegenüber fallen, zog ein Etui aus der Tasche, dem er eine Zigarre entnahm und fragte mich, während er die Spitze abschnitt: »Sie haben hoffentlich nichts dagegen, aber die Kleinen Strolche haben mich ganz schön gefordert bei dieser Lesung.«
    Ich schüttelte mit dem Kopf zum Zeichen, dass ich nichts einzuwenden hatte und ein paar Sekunden später blies er genüsslich einen Rauchring in die Luft. Der Kellner stellte zwei bauchige, großzügig gefüllte Gläser auf den Tisch.
    »Auf Ihr Wohl, Frau Stein.« Valerius prostete mir zu und sog dann den Duft des Getränks mit geschlossenen Augen auf. Auch ich führte die Nase über das Glas. Unglaublich, was für ein Aroma mir dort entgegenschlug. Ich nahm einen winzigen Schluck und der Geschmack explodierte am Gaumen. Konnte es sein, dass ein Whisky nach Schokolade und Orangen schmeckt, oder waren meine Geschmacksnerven nach der vergangenen Nacht noch zu sehr von dem billigen Gesöff geschädigt?
    Ich schaute auf. Valerius sah mich über den Rand seines Glases lächelnd an. »Nicht schlecht, dieser einundzwanzigjährige Highland Park, nicht wahr?« Er leckte sich über die Lippen und setzte, auf die Teekanne deutend, hinzu: »Auf jeden Fall besser als das eingefärbte Wasser.«
    Wir tranken jeder noch einen Schluck, ehe Valerius fragte: »Wie ist es Ihnen denn nun auf den Seychellen ergangen? Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?«
    Die Frage irritierte mich. Ich war doch nicht als Suchende nach Denis Island geflogen, sondern weil der Sohn meines Chefs plötzlich erkrankt war und man eine Handlangerin für Katja brauchte. Ich ging aber darüber hinweg und erzählte von meiner Arbeit bei den Königskindern, von der Präsentation und Katjas Versagen, von meinem Einschreiten und dass wir darauf den Pitch gewannen. Valerius paffte genüsslich seine Zigarre und hörte schweigend zu. Selbstverständlich erwähnte ich auch Daniel, unsere Affäre verschwieg ich aber.
    »Dieser Daniel, was ist das für ein Typ?« unterbrach mich Valerius und brachte mich damit gehörig aus dem Konzept. Hatte er irgendetwas aus meinem Tonfall herausgehört, dass ihm signalisierte, dass dieser Mann eine Schlüsselfigur war? Ich trank einen Schluck und spürte dem sanften Brennen nach, den der Whisky in meiner Speiseröhre hinterließ. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber er übernahm das Reden.
    »Sie wollten sich doch nicht nur mit mir treffen, damit ich Ihnen dieses herrlich altmodische Exemplar meines Buches signiere? Wissen Sie, Violetta, ich habe mein ganzes Leben lang davon gelebt, Menschen zu beobachten. Als Sie von diesem Daniel erzählten, strahlten Sie das erste Mal und das kam nicht von diesem göttlichen Getränk.«
    Dieser ältere Herr durchschaute mich und ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte. Ich überlegte
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