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Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Titel: Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Lesley Ann White
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fünf Sekunden, ehe ich in einem Redeschwall das ganze Drama vor ihm ausbreitete, bis hin zu Daniels vernichtender E-Mail an Katja. Ich ließ nur die sexuellen Details aus, erzählte ihm aber ausführlich von den nächtlichen Gesprächen, von Daniels Nomadenleben und seiner Besessenheit von dieser Bucket List.
    Als ich fertig war, bestellte Valerius zwei neue Whiskys und wartete, bis der Kellner sie an den Tisch gebracht hatte. Ohne ein Wort zu sagen oder mir mit Blicken zu signalisieren, was er von meiner Geschichte hielt, zog er genüsslich an seiner Zigarre und schien sich auf nichts anderes zu konzentrieren, als perfekte Rauchkringel in die Luft zu blasen. Am liebsten wäre ich aufgestanden und weggerannt. Wie kam ich dazu, diesem Fremden mein Herz auszuschütten? Sicherlich würde er mir gleich ein paar Sinnsprüche mit auf den Weg geben und das war’s.
    »Dieser Daniel hat absolut recht, er scheint ein kluger Mann zu sein.«
    »Womit hat er recht?«, knurrte ich patzig.
    »Damit, dass nur geschieht, was man selber tut.«
    Da war er, der erste Kalenderspruch. Ich trank und schwieg.
    »Sie glauben das nicht, Violetta – ich darf Sie doch so nennen, oder?«
    Ich nickte, blickte dabei aber unfreundlich auf den Tisch.
    »Sie denken, das Leben ist schlecht zu Ihnen, weil Sie Ihre Arbeit verloren haben? Drehen Sie das doch einfach einmal um. Vielleicht ist dieser Rausschmiss ja das Beste, was Ihnen passieren konnte.«
    »So kann nur jemand mit einem dicken Bankkonto reden.«
    Ich bedauerte meinen verbalen Ausbruch, aber bevor ich mich dafür entschuldigen konnte, sprach Valerius gelassen weiter.
    »So prall gefüllt ist es gar nicht und vor allem gab es in meinem Leben Zeiten, in denen ich mit Sicherheit nicht mehr hatte als Sie jetzt.«
    Ich setzte mich aufrecht hin, drehte das Whiskyglas zwischen meinen Fingern. Jetzt wurde es interessant.
    »Ich habe gegen den Willen meines Vaters Literaturwissenschaften studiert und nach dem Examen stand ich auf der Straße. Mein Vater tobte, er hätte mir ja immer vorausgesagt, dass ich eines Tages in der Gosse enden würde. Ganz so schlimm war es nicht, aber kurz davor. Wissen Sie, was ich damals tat?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich fuhr nach Indien. Per Autostopp und mit ein paar Mark in der Tasche. Drei Jahre blieb ich dort, arbeitete als Fahrer einer reichen, englischen Lady und später als Sekretär eines indischen Selfmade-Unternehmers, der seine Waren in Deutschland verkaufen wollte. Für keinen dieser Berufe war ich qualifiziert und mein Traum waren sie schon gar nicht, aber sie hielten mich am Leben.«
    »Und was war Ihr Traumberuf?«
    »Schreiben«. Valerius tippte auf das zerlesene Buch, das ich mitgebracht hatte. » Eva nimmt Reißaus entstand in diesen Jahren.«
    »Aber das kann doch nicht stimmen«, wandte ich ein, »das Buch erschien doch erst viel später.«
    Valerius lachte. »Natürlich, denn ich traute mich damals nicht, es überhaupt einem Verlag vorzulegen.«
    Ich holte tief Luft. »Sie fanden Ihren größten Erfolg, für den Sie alle wichtigen Kinderbuchpreise bekommen haben, nicht gut genug?«
    »Komisch, nicht wahr? Aber so war es. Ich schrieb in den drei Jahren in Indien noch drei weitere Bücher.«
    »Und dann?«
    »Der Unternehmer, dessen Sekretär ich war, schickte mich zurück nach Deutschland. Ich sollte sein Presseberater werden. Stattdessen heuerte ich als Korrektor bei einem Verlag an, saß jeden Abend in der Redaktion und korrigierte die Zeitung des kommenden Tages. Ein halbes Jahr später traute ich mich endlich und schickte das Manuskript von Eva nimmt Reißaus an ein paar Verlage. Ich bekam zwei Zusagen, nahm die bessere an, bestach den Kulturredakteur, eine positive Rezension zu schreiben ... der Rest ist Geschichte.«
    Valerius lächelte mich verschmitzt an. »Merken Sie etwas?«
    »Sie hatten Mut.«
    »Das auch, wichtiger aber war, dass ich tat, was ich immer tun wollte, selbst wenn es aussichtslos war. Ich schrieb Nacht für Nacht an meinen Kinderbüchern und Romanen.«
    »Das ist eine beeindruckende Geschichte, aber was hat sie mit mir zu tun?«
    »Sie haben mir in der letzten Stunde viel erzählt, Violetta, nur eines weiß ich nicht: Was wollen Sie wirklich mit Ihrem Leben anfangen?«
    Die Frage traf mich wie ein Schlag vor den Kopf. Ich hatte das Gefühl, als taumelte ich wie ein angeschlagener Boxer, dessen Gegner gerade einen reffer auf seiner empfindlichsten Stelle gelandet hatte. Valerius war noch nicht fertig.
    »Sie sprachen
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