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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges
Autoren: Andrew Harman
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kannibalische Heringsgott mit seinem aquatischen Rivalen Ploik, dem hyperfertilen Planktongott, eine Wette abschloß, wer am schnellsten den Pathetischen Ozean bestücken könne. G’dnshh versuchte diese Wette durch Mogeln zu gewinnen. Eine annähernd geschlossene Zeitschleife sollte es seiner Nachkommenschaft ermöglichen, nach Erreichen der Fortpflanzungsreife als ausgewachsene Exemplare wieder an den Zeitpunkt drei Minuten nach ihrer Geburt zurückzukehren. Unglücklicherweise aber war damals, in jenen frühen Tagen der Schöpfung, die Zeit noch nicht zur Ruhe gekommen – was eine Reihe kleinerer Schwierigkeiten verursachte, die die Kalkulationen des Heringsgottes über den Haufen warfen. Seine Nachkommenschaft kam zu einem Zeitpunkt drei Minuten vor Geburt an und mümmelte sich – kannibalischer Art gemäß – innerhalb weniger Sekunden restlos auf.
    Seit diesem Vorfall war die Zeit, so wie die Götter sie wahrnahmen, den Regeln des SMPTE unterworfen. Dieses S ystem der M etaphysischen und P arakosmischen Temporal-Enkodierung war eine sequentiell geordnete runische Ziffernbelegung auf der Belegkante der Bandmaschine der Zeit, die für jeden beliebigen Punkt innerhalb einer gegebenen Zeitspanne die einfache und exakte Lokalisierung ermöglichte. Und – falls das erforderlich war – ein hyperakkurates Editing.

* Erzmagus Skroedingar, der Erfinder und Konstrukteur der Schicksalsröhre, beschrieb das Problem der Unschärfeaura folgendermaßen: ›Das Hauptproblem in der Thaumaturgischen Physik liegt darin, daß magische Teilchen so klein und andererseits meine Augen so schwach sind, daß nie mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, ob ein thaumares Ereignis tatsächlich stattgefunden hat oder nicht. Uns bleibt daher nur, singuläre, finite thaumare Ereignisse einer solchen Größenordnung zu beobachten, die hinreicht, daß jeder sie sehen kann, und sie dann unmittelbar mit dem mikroskopischen thaumaren Zerfall in Verbindung zu bringen.‹
    Er schlug deshalb vor, eine Katze in einen versiegelten Behälter einzuschließen, und mit ihr ein singuläres thaumares Teilchen, einen Nanowicht, einen Hammer und eine Phiole mit Cyanid. Sobald der Nanowicht bemerkt, daß das Teilchen zerfällt, nimmt er den Hammer, zerschlägt die Phiole und tötet so die Katze. Erst wenn der Behälter geöffnet wird, kann der Beobachter feststellen, ob das Teilchen zerfallen ist – es gibt keine Möglichkeit, das vorher zu wissen. Nach Ansicht von Skroedingar befindet sich die Katze in einem unentschiedenen Zustand zwischen Leben und Tod und ist sich dem Unschärfeprinzip zufolge ihrer Zukunft so lange unsicher, bis der Behälter geöffnet wird – eine ideale Möglichkeit, den Zerfall singulärer thaumarer Teilchen zu beobachten, ohne sich dabei die Augen zu verderben.
    So großartig diese Theorie auch war, in der Praxis scheiterte sie vollkommen. Skroedingar hatte nicht mit der feliziden Neigung der Nanowichte gerechnet. Nanowichte waren alles andere als unvoreingenommene Beobachter: Kaum war der Behälter versiegelt, schworen sie, sich der Katze auf die denkbar einfallsreichste Art und Weise zu entledigen. Am häufigsten verwendeten sie dazu das Gift (46 Prozent). Eine andere Möglichkeit war, die Katze so lange zu verhöhnen, bis sie einen Herzanfall bekam (23 Prozent), sie mit einem Hammer erschlagen (15 Prozent), wiederholte Kollisionen mit den Wänden des Behälters herbeizuführen (12 Prozent; wobei nicht klar ist, ob diese Fälle tatsächlich auf die Nanowichte zurückzuführen sind oder ob es daran lag, daß unglücklicherweise klaustrophobische Katzen eingesetzt worden waren), andere Verfahren (2 Prozent).
    Bei einer späteren verbesserten Version der Schicksalsröhre wurde die Unschärfeaura kreiert. Man setzte dabei eine ganz besonders bösartige Sorte Nanowichte ein und sperrte sie in einen Behälter, der mit einer Zeitschaltuhr ausgestattet war, die das Zerbrechen der Phiole auslöste, wodurch das Gift freigesetzt und die Nanowichte getötet wurden. Das Gefühl der Unschärfe oder Unsicherheit bezüglich des nahe bevorstehenden Todes wurde auf diese Weise verstärkt und in der Schicksalsröhre mit umwerfendem Erfolg nutzbar gemacht.
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