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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges
Autoren: Andrew Harman
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grauenerregend, wie der unerträgliche Lärm es gewesen war. Trieben sie ein Spiel mit ihnen? War es eine Finte? Wollten sie sie überrumpeln und sich so Eingang verschaffen?
    Apathos kratzte sich stumm am Kopf. Staub wirbelte auf und legte sich wie ein glanzloser Heiligenschein um sein verstörtes Gesicht.
    Unvermittelt rannte Praxx los und starrte durch das Loch in der Wand, dort, wo eigentlich die Tür hätte sein müssen in den Korridor hinaus. Er sah Trümmerhaufen, Schutt und Staub, das Ergebnis der Detonation einer zwei Pfund schweren Lehmbombe. Keine Leichen. Kein Angreifertrupp, der in dem Tunnelgang im Hinterhalt lag. Nicht ein Hinweis darauf, daß überhaupt jemand hier gewesen war. Mit Ausnahme der Fußabdrücke …
    Apathos half den Technikern auf die Beine und taumelte dann auf den ehemaligen Eingang zu. Er versuchte sich einen Reim darauf zu machen, was er vor sich sah. Es war ganz eindeutig: Es gab keine Angreifer, nirgends. Es sei denn diese Schutthaufen und verbogenen Türtrümmer – aber dann hätten sie schon wahre Meister in der Kunst der Tarnung sein müssen. Und dann sah auch Apathos plötzlich die Fußspuren. Er schnappte entgeistert nach Luft und wurde prompt von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt. Mit tränenden Augen starrte er auf das rätselhafte Muster in der dicken Staubschicht.
    Vierundzwanzig Paar Armeestiefel hatten ihre Spuren hinterlassen, sie liefen alle auf die Stelle zu, an der der Sprengsatz detoniert war. Sie hatten den Staub aufgewirbelt, waren übereinandergetrampelt; wie eine Narbe zog sich eine verwischte gezackte Linie über die Fährte – ein versehentlicher Tritt gegen einen Felsbrocken, der eine Scharrspur in den Boden gegraben hatte. Sie hatten es eilig gehabt, waren auf das Loch in der Wand losgestürmt, um sich ihre Beute, ihren Gewinn zu sichern.
    Aber sie waren nie angekommen.
    Etwa einen halben Meter vor ihrem Ziel hörten die Fußspuren jäh auf. So als hätte sich der anstürmende Trupp ganz einfach in Luft aufgelöst.
    Praxx drehte sich um und sah die Wand hinter sich an. Dieses Schimmern, überlegte er, könnte es tatsächlich sein, daß …?
    Es wagte es nicht zu hoffen. Möglicherweise war es ja ein Bluff. Er mußte sich erst versichern. Er brauchte die absolut verläßliche Gewißheit, die er nur durch harte, nackte Fakten erlangen konnte.
    Und noch im selben Augenblick wußte er, wo er sich diese Gewißheit verschaffen konnte. Er achtete nicht mehr auf den schmerzenden Hals, dachte nicht mehr an die ausgedörrte, staubwunde Kehle und rannte in den Korridor hinaus. Rannte über Schutt und Geröll, bog nach links, stürmte durch einen Gang, in dem kein Staub mehr durch die Luft wirbelte, hetzte weiter, wild und aufgeregt, und schleuderte und ruderte mehr, als er lief. Er mußte die Wahrheit wissen. Vor einer großen Tür aus Eichenholz blieb er endlich stehen und hob die Sichtklappe vor dem Guckloch an. Mit klopfendem Herzen und krank vor Sorge spähte er durch den Spion. Die Erleichterung, die er erlebte, war so gewaltig, daß sie ihn beinahe wie ein Schock traf; so überwältigend, daß er um ein Haar zusammengebrochen wäre.
    An der Rückwand der Gummizelle, fest verschnürt in seine schmutziggraue Zwangsjacke, hockte Zhorrothustra und starrte mit eiskaltem Blick wütend auf den lästigen Schnüffler vor der Tür.
    »Glotz nicht so!« fauchte der bärtige Lästerer. »Wo bleibt mein Tee?«
    Praxx schrie vor Freude und Erleichterung auf und brach zusammen – nervlich restlos erschöpft, aber endlich befreit von seiner drückenden Sorge.
     
    Die vier Kinder starrten auf die summende Wand, auf den Schwarm der mikroskopisch kleinen Zeitfliegen, die aus dem Tal zu ihnen heraufschwirrten. Das Epizentrum dieses Ereignisses lag irgendwo unter dem cranachischen Gewimmel, von dort dehnte sich der surrende Ballon immer weiter aus, expandierte und erfüllte den Raum zwischen Erde und Himmel, erstreckte sich bis weit an den geographischen und den zeitlichen Horizont. Es gab keine Möglichkeit, ihm auszuweichen, ihm zu entkommen oder ihm aus dem Weg zu gehen. Plötzlich wurde Hogshead etwas klar – und diese Erkenntnis war so schmerzhaft, als hätte ihm jemand einen meterlangen Eiszapfen ins Herz gestoßen.
    Wenn dieses Etwas das machte, was er glaubte, daß es machte, dann …
    »Ui, wie hübsch!« rief Dawn und meinte damit die dunkelgraue Kugel, die sich immer weiter ausdehnte.
    »Was ist das denn eigentlich?« fragte Firkin.
    »Die Zukunft«, sagte
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