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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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wissen wir natürlich, warum er es so eilig hatte.« Sie seufzte.
    Die Gefährten waren sprachlos. Jetzt war alles verloren. Thainavel hatte sich selbst zum König gekrönt und die Grenzen des Landes waren ohne Schutz. Verzweiflung legte sich wie eine dunkle Wolke auf die Herzen der Kinder. Am liebsten hätten sie geschrien, aber sie waren sprachlos.
    »Seit gestern Morgen kommen viele meiner Freunde von den vier Enden der Erde ins Land. Stündlich verstärken sie meine Armee.« Hämische Freude verbreitete sich über Thainavels Gesicht. »Ihr habt die ganze Geschichte zwar etwas spannender gemacht, aber meinen Sieg könnt ihr nicht verhindern. Dort draußen kämpfen meine Schwarzalbentruppen und hier drinnen werde ich beschützt durch meine treu ergebenen Wachen. Sie sind gerne zu mir gekommen, hatten sie doch den fetten König Farlon, der nicht mehr Herr seiner Sinne ist, gehörig satt. Für Geld und Macht sind Menschen zu allem bereit. Sie verbünden sich sogar mit Schwarzalben.« Zufrieden lächelte er über diese Erkenntnis. »Es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis meine Truppen die euren besiegt haben.« Selbstgefällig schaute er in die Runde.
    Ein ängstliches Wispern erfüllte den Raum. Alle waren schockiert. Manche fingen an zu jammern und zu weinen. Die Gedanken von Pendo, Joe, Chika und Finn überschlugen sich. Aber es wollte ihnen kein Ausweg aus dieser Situation einfallen. Sie waren zu spät gekommen.
    In ihrer Hilflosigkeit schloss Pendo ihre Augen und umschloss mit ihren Händen das Amulett. In ihren Gedanken betete sie zum Schöpfer der Lebensquelle: Großer Schöpfer der Lebensquelle, wir sehen keinen Ausweg. Wir brauchen deine Hilfe. Leider haben wir keine silberne Feder wie im letzten Jahr, mit der wir Äbrah herbeirufen könnten. Wir wissen noch nicht mal, ob er lebt. Bitte hilf uns … Das Mädchen aus Südafrika war ganz in ihre stille Bitte versunken und spürte, wie ein tiefer Friede sie umgab. Sie hörte nicht mehr, was um sie herum geschah. Vor ihrem inneren Auge stiegen Bilder auf. Sie sah, wie Äbrah sie im vergangenen Jahr vom Tod ins Leben zurückholte. Leblos lag sie am Boden, ihre Freunde knieten verzweifelt neben ihr. Ein dunkler und trauriger Moment. Finn streckte die silberne Feder des Pelikans in die Höhe und kurz darauf verbreitete sie ein gleißendes Licht. Äbrah kam herbeigeflogen, und das helle Licht wurde so stark, dass alle finsteren Kreaturen die Flucht ergriffen. Der Vogel hievte seinen Körper auf sie und pickte sich mit seinem langen Schnabel so lange ins Fleisch, bis eine große Wunde entstand, aus der sein Blut herausquoll. Es floss direkt in ihre eigene Wunde. Schließlich erhob sich der Pelikan und flog mit kräftigen Flügelschlägen davon. Das Licht aber, welches durch die Feder in diese dunklen Ereignisse gekommen war, war nicht mit dem Pelikan verschwunden. Es leuchtete in ihrem wiederbelebten Herzen, und es leuchtete genauso in allen anderen, die auf dem Schlachtfeld zurückgeblieben waren.
    Pendo schreckte zusammen. Jetzt begriff sie. Sie brauchten nicht die Hilfe Äbrahs wie im vergangenen Jahr, denn seine Kraft, die den Tod besiegt und die finsteren Mächte vertrieben hatte, war jetzt in ihnen. Sie selbst konnten diese Kraft gebrauchen, um gegen Thainavel und die Schwarzalben zu kämpfen. Solange die Kraft Äbrahs in ihnen war, brauchten sie die Hoffnung nicht aufzugeben.
    In Pendo formte sich ein Gedanke. Sie mussten hier nicht mit Schwertern und Pfeilen kämpfen. Gegen die Soldaten des Erzministers hatten sie ohnehin keine Chance. Nein, sie mussten wie Äbrah kämpfen. Er verbreitete sein Licht. Seine bloße Gegenwart schlug Harah und die Schwarzalben in die Flucht. Wie aber konnte ihr das, jetzt, in diesem Moment, gelingen? Da fiel ihr das Lied ein, das Nathanus ihnen auf ihrem gemeinsamen Weg durch Gan beigebracht hatte. Wie ging es noch gleich?
    Sie öffnete ihre Augen. Thainavel stand immer noch selbstzufrieden vor ihr und die Soldaten bedrohten sie mit ihren Schwertern.
    Pendo atmete tief durch und begann, mit zarter Stimme zu singen:
    »Du Licht des Schöpfers, zeig deine Macht.
Durchbrich die Ketten der finstren Nacht.
Erfülle uns mit deinem Licht,
send Äbrahs Kraft, die Rettung bringt.«
    Thainavel schrie auf: »Hört auf! Nein, nicht Äbrah.«
    Pendo aber hörte nicht auf. Sie stand einfach da und sang immer weiter, und Chika, Finn und Joe stimmten mit ein. Schließlich begannen alle, die dieses Lied in ihrer Kindheit gelernt hatten,
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