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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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mitzusingen. Die Königinmutter, die Wasserratte Emilia und sogar einige Soldaten begannen zu singen. Immer mehr schwoll der Klang an:
    »Du Licht des Schöpfers, zeig deine Macht.
Durchbrich die Ketten der finstren Nacht.
Erfülle uns mit deinem Licht,
send Äbrahs Kraft, die Rettung bringt.«
    Der Erzminister hielt sich die Ohren zu. Er schrie: »Nein, nein. Hört auf.« Seine Soldaten konnten ihm nicht helfen. Sie gingen stöhnend auf die Knie und ließen ihre Waffen fallen. Der Gesang entfaltete seine Macht. Äbrahs Licht, das Pendo zuvor nur vor ihrem inneren Auge gesehen hatte, trat aus den Sängern heraus. Silberne, leuchtende Kugeln schwebten durch den Raum und begannen immer schneller herumzuwirbeln. Ein Sturm aus purem Licht wehte durch den Thronsaal und vertrieb die Finsternis, die sich in den Herzen und Köpfen der Menschen ausgebreitet hatte. Alle im Saal schwankten, Stühle fielen um, dunkle Vorhänge wurden von den Fenstern gerissen. Immer stärker fegte der Lichtersturm umher. DieKöniginmutter legte erschrocken beide Hände auf ihre Brust. Sie spürte die unglaubliche Kraft, die von dem Gesang ausging. Im Thronsaal ging es zwar drunter und drüber, aber ihr Gesicht strahlte. Lange nicht gekanntes Glück stieg in ihr auf. Sie spürte, wie ihr Kopf vollkommen frei wurde von dem Nebel der Finsternis, den Thainavel über die Bewohner von Schloss Apelah gelegt hatte. Ihre Augen waren voller Freudentränen. Verschwommen sah sie, wie immer mehr Menschen sich aufrichteten, wie ihre Gesichter wieder fröhlich wurden. Mit noch mehr Inbrunst sang sie das Lied, das sie von ihrer Großmutter in Kindertagen gelernt hatte. Da beobachtete sie, wie Thainavel, der wie benommen durch den Saal schwankte, mit schmerzverzerrtem Gesicht alle seine Kräfte zusammennahm und ein Schwert, das einer der Soldaten hatte fallen lassen, in die Hand nahm. Er wollte die Quelle des Gesangs vernichten. Er stürzte mit einem Furcht einflößenden Schrei auf Pendo los. Die Königinmutter reagierte sofort. Direkt vor sich sah sie auf dem Boden Finns Umhang liegen. Sie packte ihn und warf ihn über Thainavel, bevor er auf Pendo, die gedankenverloren ihr Lied sang, einschlagen konnte. Thainavel brach sofort zusammen. Er war nicht mehr in der Lage, den Mantel von sich zu reißen. Er schrie vor Schmerzen, zuckte und strampelte. Die Lichtkugeln wirbelten um ihn herum. Mit letzter Kraft brüllte er: »Glaubt ihr etwa, mich in diesem nichtigen Leib vernichten zu können?« Danach waren nur noch gurgelnde Geräusche zu hören. Mittlerweile bedeckte der Mantel den Erzminister ganz. Es war nicht zu erkennen, was genau geschah, aber nach wenigen Sekunden quoll eine schwarze schleimige Flüssigkeit unter dem Mantel hervor. Die Königinmutter stieß einen gellenden Schrei aus und zog angewidert mit einem kräftigen Ruck den Mantel wieder weg. Da schoss ihr schwarzer Rauch entgegen, der die Form eines Krokodilskopfes mit weit aufgerissenem Maul hatte. Die Augen des Ungetüms leuchteten wie glühende Kohlen und aus seinem Maul kam eine Stichflamme. Die Königin fiel in Ohnmacht. Im nächsten Moment war der Krokodilsrauch verschwunden. Die Menge hörte auf zu singen und augenblicklich ebbte der Lichtersturm ab. Zurück blieb schwarzer, blubbernder Schleim und ein Loch, das er in das Parkett gefressen hatte.
    Die Soldaten standen auf, griffen aber nicht mehr nach ihren Waffen. Sie schauten sich verwirrt um, als ob sie aus einem tiefen Schlaf erwacht wären.
    Scharir, der Schatten des Erzministers, reagierte als Erster. Er erfasste sofort, dass sich seine Lage grundlegend verändert hatte, und versuchte zu flüchten. Als er an den Trägern der Amulette vorbei zur Tür rannte, streckte Chika nur kurz ihr Bein aus. Er stolperte und fiel der Länge nach hin.
    »Nehmt ihn gefangen«, herrschte Emilia die Soldaten an, die ihr auf der Stelle gehorchten.
    Jetzt regte sich stöhnend die Königinmutter. Einige Soldaten halfen ihr wieder auf die Beine. Ihr Blick suchte ihren Sohn. »Nein«, heulte sie auf. Er lag reglos am Boden.

Kapitel 16
Der große Kampf
    »Wo bin ich? Was ist geschehen? Wieso ist hier eine derartige Unordnung?« Farlon lag auf dem blanken Boden. Nur ein Kissen hatte ihm jemand unter den Kopf geschoben.
    »Junge, was redest du für ein wirres Zeug?«, fragte die Königinmutter besorgt, die neben ihrem Sohn kniete.
    »Die Träger der Amulette?«, sprach er die vier Gefährten an. »Was macht ihr denn hier? Was für eine Ehre, euch nach so kurzer
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