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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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schnell das Fenster schloss.
    »Ähm, ja, habe ich. Aber ich konnte nichts Verdächtiges sehen«, antwortete er.
    »Merkwürdig«, sagte die Mutter. »Na ja, vielleicht nur ein dummer Jungenstreich.«
    »Vermutlich«, sagte Finn betont lässig. Seine Mutter verließ das Zimmer, um ihren Liebesfilm weiter anzuschauen, und Finn sprang aufgeregt zum Fenster. Schnell öffnete er es und sah, wie das Bergmännchen neben dem Eingang zum Park wieder aus den Büschen hervortrat, hinter denen es sich eilig versteckt hatte.
    »Ich komme gleich runter«, rief er dem Bergmännchen so leise wie möglich zu.
    Langsam schlich er aus seinem Zimmer und ging die Treppe herunter. Zum Glück liebte seine Mutter dicke, weiche Teppiche, sodass es kein Problem war, unbemerkt an der geöffneten Wohnzimmertür vorbeizuschleichen. An der Haustür griff er noch ein paar Äpfel, die in einer Obstschale lagen, nahm einen Schlüssel, öffnete die Tür und steckte den Schlüssel von der Außenseite ins Schloss, damit die Tür nicht geräuschvoll zuschnappte. Leise zog er sie mit angehaltenem Schlüssel zu.
    Eilig huschte er über die Straße und lief in den Park, der im Dämmerlicht finster dalag.
    »Hier bin ich, Träger des Amulettes«, rief eine freudig erregte, tiefe Stimme.
    Da endlich konnte Finn ihn richtig sehen. »Alfrigg«, rief er, als er den Gefährten aus Gan erkannte. »Du bist es wirklich! Das ist ja unglaublich.« Er konnte einfach nicht anders, als sich vor dem Bergmännchen, das ihm viel kleiner erschien als vor einem Jahr, niederzuknien und es zu umarmen. Zu seiner Überraschung wehrte sich das Bergmännchen nicht gegen die Umarmung.
    »Wie gut, dass ich dich endlich gefunden habe«, sagte Alfrigg erleichtert und setzte sich schwankend auf den Boden.
    »Alfrigg, geht es dir nicht gut?«, fragte Finn besorgt.
    »Ich fühle mich nur etwas schwach auf den Beinen. Die Reise war sehr beschwerlich.«
    »Brauchst du etwas zu essen, hast du Durst?«, erkundigte sich Finn.
    »Oh ja, und wie!«, sagte das Bergmännchen erwartungsvoll.
    »Hier hast du schon mal ein paar Äpfel, die ich vorsorglich mitgebracht habe. Gleich werde ich dich in unser Haus holen. Da kann ich noch mehr auftreiben.«
    Gierig griff das Bergmännchen nach dem Obst. Es war vollkommen ausgehungert. Finn überlegte, welche Strapazen es auf seiner Reise erlebt haben musste.
    »Wie bist du denn hierhergekommen, Alfrigg? Offensichtlich nicht mithilfe von Amuletten, so erschöpft, wie du aussiehst«, fragte Finn.
    »Leider nicht. Die einzigen Amulette, die es gibt, haben du, Pendo, Chika und Joe bei sich. Ich musste erst mit dem Schiff nach Europa reisen und dann weiter auf dem Landweg. Den halben Kontinent habe ich durchquert. Immer Richtung Norden, bis ich hier angekommen bin«, erklärte ihm das Bergmännchen.
    »Aber woher wusstest du, dass ich in Frankfurt lebe?«, fragte Finn verwundert.
    »Das wusste ich nicht. Eigentlich wollte ich zur Nordsee weiterreisen, denn von dort aus bist du letztes Jahr zu uns gekommen. Ich wollte zu deinem Großvater, damit er mir weiterhilft. Heute Morgen hatte ich mich wieder in einem dieser großen stinkenden Ungeheuer versteckt, die in Windeseile durch die Welt reisen …«.
    »Ein Lastwagen?«, erkundigte sich Finn.
    »Mag sein. Ich habe nie gefragt, wie sie heißen«, antwortete Alfrigg. »Jedenfalls war es sehr groß und hatte viele Kisten geladen. Ich habe mich zwischen den Kisten versteckt. Hier in dieser riesigen Stadt blieb es dann stehen und zwei Männer begannen, es auszuräumen. Schnell bin ich an der Seite rausgekrochen und habe mich versteckt. Sofern das überhaupt möglich war. Egal, wo ichwar, starrten die Menschen mich an und fragten, ob ich zu einem Zirkus gehöre«, empörte sich Alfrigg.
    Finn antwortete lächelnd: »Für unsere Verhältnisse siehst du etwas ungewöhnlich aus. Die Menschen kennen ja keine Bergmännchen.«
    »Dabei gibt es so viele in Europa, ganz besonders hier in Deutschland«, stellte Alfrigg fest. »Auch wenn sie sich hier natürlich Zwerge nennen und nicht Bergmännchen, wie wir es in Gan tun.«
    »Hier? In Deutschland?«, verwunderte sich Finn. »Du meinst nicht zufällig die Plastikgartenzwerge, die manche Leute vor dem Haus stehen haben?«
    »Nein, natürlich nicht«, empörte sich Alfrigg. »Es gibt hier viele echte Zwerge. Die Gartenzwerge sind übrigens eine Erfindung von ihnen. Falls sie ein Mensch entdeckt, stellen sie sich einfach steif hin, und alle denken, es seien Gartenzwerge. Ist
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