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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz
Autoren: Ravensburger
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Dankbarkeit.«
    »Still«, unterbrach ihn Häller schroff. Er schaute Mathias an, dann Lutsmann. »Die angebotene Summe schließt alle seine Habseligkeiten und auch die seines Großvaters ein.«
    Lutsmann setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Ich frage mich, ob wir das nicht noch einmal überdenken sollten«, meinte er. »Es handelt sich schließlich um wertvolle Requisiten un d …«
    Während Lutsmann das sagte, hatte Häller wie in Gedanken seinen Stock in die Hand genommen. Jetzt drehte er an dem silbernen Knauf, bis dieser sich löste, nur ein kleines Stück, aber doch weit genug, um Lutsmann den harten, glänzenden Stahl der Klinge zu zeigen, die darin versteckt war. Lutsmann schluckte.
    »Der Preis, den wir vereinbart haben, war für alles zusammen, Zirkusmann«, sagte Doktor Häller. »Für den Jungen mitsamt seinen Habseligkeiten. Was dem Großvater gehört hat, gehört nun dem Jungen.«
    »N…natürlich«, stammelte Lutsmann. »Ich dachte nu r …«
    »Tu es nicht«, sagte Häller. »Denken kann höchst bedauerliche Folgen haben.«
    Er erhob sich. »Der Junge kann mir alles zeigen. Er wird wissen, was wir mitnehmen können und was nicht.«
    Mit diesen Worten ging er zur Tür, schob Mathias vor sich her, öffnete sie und nahm die Stufen hinunter in die Kälte und die Dunkelheit.
    Anna-Maria drückte die Tür nur so weit zu, dass noch ein Spalt zum Hinausspähen blieb. Sie trat ganz dicht heran.
    »Was für eine Summe!«, jubelte Lutsmann und umfasste den Lederbeutel mit beiden Händen. »Was für ein Dummkopf. Und beinahe hätte ich noch ein bisschen mehr herausgeschlagen.«
    »Pssst!«, zischte Anna-Maria. »Ich will sehen, was sie machen.«
    »Lass den Dummkopf ziehen. Sein Geld hat er dagelassen.«
    »Der Dummkopf bist du! Idiot!«, zischte sie. »Er hat nicht für den Jungen bezahlt. Er hat für etwas ganz anderes bezahlt. Er hat Gustavs Jacke durchsucht, das Futter herausgeschnitten. Und jetzt will er seine Sachen. Was immer es ist, es muss darunter sein.«
    »Warum hast du es dann zugelassen, dass ich sie verkauft habe, mein Pfläumchen?«, fragte Lutsmann dümmlich.
    »Du hast sie ihm verkauft, du Dummkopf.« Ohne den Blick vom Türspalt zu lösen, trat Anna-Maria nach Lutsmann. »Ich konnte es nicht verhindern. Ich habe dir gesagt, verkauf den Jungen, nicht das Zeug von dem alten Bock. Und jetzt halt den Mund und lass mich sehen, was sie machen.«
    Sie konnte die Tür des Bühnenwagens erspähen und in dem Licht, das von drinnen herausdrang, die Umrisse des Doktors und des Jungen, die zusammen die Stufen auf der Rückseite hinaufgingen.
    Mathias hatte zu viel Angst, um denken zu können, als er in die Dunkelheit hinabstieg. Es war so kalt. Er steckte die Hände in die Taschen, und sofort berührten seine Finger das eng zusammengefaltete Papier und schlossen sich darum. Er blickte zu den Stallungen hinüber, wo Gustav im Stroh lag. Häller sah es. Er beugte sich zu Mathias hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Versuch nicht wegzulaufen, Junge. Ich tu dir nichts.«
    Aber Häller hatte ihm schon einmal wehgetan. Außerdem hatte Mathias gesehen, was in dem Gehstock mit dem silbernen Knauf war.
    Zunächst schien es, als sei der Bühnenwagen leer, obwohl die kleine Nachtlampe brannte. Mathias wusste, dass die anderen in einer Schenke aßen und tranken und womöglich gerade irgendeinen Tölpel um sein Geld brachten. Häller trat in den Wagen und drehte den Docht der Lampe höher, damit sie mehr Licht gab. Er schien plötzlich viel größer, als es im Dunkeln den Anschein gehabt hatte. Mit seinem Stock hob er die von oben herunterhängende Plane an, die die Seitenwände der Bühne bildete, und schaute nach, ob jemand dahinterstand. Mathias betete, es möge so sein, aber es war niemand da.
    Auf dem Boden befanden sich jede Menge Schachteln und Truhen mit Requisiten für die Vorstellung: die getürkten Gewichte des Kraftakrobaten, die Reifen und Ringe, die Estella zum Jonglieren und Durchschlüpfen benutzte. Sie hätten inzwischen alle wieder in Lutsmanns Wagen sein sollen, doch der Zirkusdirektor hatte Wichtigeres zu tun gehabt, und so waren die Kisten und Truhen noch dort, wo sie abgestellt worden waren. Häller nahm die Lampe vom Haken.
    »Welche waren seine?«, fragte er.
    Mathias zeigte auf zwei Segeltuchtaschen. »Die und die hier«, antwortete er.
    Häller wollte noch wissen, ob das alles sei. Mathias nickte.
    »Wo hat er geschlafen? Wo sind seine restlichen Sachen?«
    »Da drüben.« Mathias zeigte
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