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Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung
Autoren: Alexandra Ivy
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einen Wutanfall.
    »Wofür sollte ich dankbar sein? Ich wurde meine gesamte Kindheit über ungeheuer brutal von meinen Geschwistern behandelt.«
    Seine Mutter zuckte die Schultern. »Hast du erwartet, verhätschelt zu werden wie ein menschlicher Säugling?«
    Er ignorierte ihren Spott. »Als ich schließlich das Kinderzimmer verließ, wurde ich zur Zielscheibe für jeden Gargylen, der dachte, es sei amüsant, mich in die Kampfgruben zu werfen und zuzusehen, wie viele Dämonen mich handtuchweich schlagen konnten, bevor ich ohnmächtig wurde«, zischte er.
    Berthe furchte verwirrt die Stirn. »Handtuch…« Sie stieß einen ungeduldigen Laut aus. »Oh, là, là. Es heißt ›windelweich‹, du lächerliche Nervensäge.«
    Levet tat ihre harten Worte mit einer Handbewegung ab. »Du hast nichts unternommen, um mich zu beschützen.«
    »In unserer Welt überleben nur die Starken.«
    Levet stemmte die Hände in die Hüften. »Ist das deine Entschuldigung dafür, dass du versucht hast, mich zu töten, als ich in die Pubertät kam?«
    Sie fuhr mit einer Klaue über ein scharlachrotes Kissen. Ihre Miene ließ keinerlei Reue erkennen.
    »Es war offensichtlich, dass du dauerhaft verunstaltet warst. Es war meine Pflicht, das Nest von solch einer offenkundigen Schwäche zu befreien. Jede Doyenne versteht die Notwendigkeit, das tote Holz vom Familienstammbaum zu entfernen.«
    Das reichte.
    Levet war nicht hergekommen, um sein Kindheitstrauma zu lösen. Er mochte ja unsterblich sein, doch nicht einmal eine Ewigkeit würde reichen, die Probleme mit seiner lieben Rabenmutter aufzuarbeiten.
    Es war an der Zeit, zur Sache zu kommen.
    »Was, wenn ich beweisen könnte, dass ich mehr als totes Holz bin?«, forderte er sie heraus. »Dass ich im wahrsten Sinn des Wortes ein Prinz bin?«
    »Unmöglich.«
    Da er Hohn erwartet hatte, war Levet nicht vorbereitet auf das Unbehagen, das plötzlich in dem hässlichen Gesicht seiner Mutter zu erkennen war. Als fürchte sie sich vor dem, was er möglicherweise sagen würde.
    Und er war definitiv nicht auf die tödlichen Flammen vorbereitet, die sie in seine Richtung spie.
    » Sacrebleu!« , rief er aus und machte einen Hechtsprung hinter die marokkanische Lieblingskommode seiner Mutter. Sie würde nie den Einsatz aus Kamelleder braten, in den so viele kostbare Edelsteine eingelassen waren, dass das Möbelstück es mit den Kronjuwelen aufnehmen konnte. »Was tust du da?«
    Sie hatte sich erhoben, und ihr Schwanz bebte vor Wut – einer überirdischen Wut.
    »Ich beende das, was ich begonnen habe, als du noch jung warst.«
    Levet kauerte sich hinter die Kommode.
    Merde. Es könnte durchaus besser laufen.
    Es war an der Zeit, seine einzige Waffe zu ziehen.
    »Ich verlange ein Tribunal«, sagte er mit zitternder Stimme.
    Ein Tribunal war die Gargylen-Version einer Verhandlung zwischen Piraten.
    »Abgelehnt.« Sie spie einen weiteren Flammenstoß aus, der ihm beinahe die Spitzen seiner Stummelhörner absengte.
    Levet zog die Flügel fest um seinen zitternden Körper. Hatte er tatsächlich einmal gesagt, Vampire seien die unvernünftigsten Kreaturen, die auf Erden wandelten?
    Er schuldete Viper, Styx und dem Rest der Blutsauger eine Entschuldigung.
    Allerdings würde ihm eine solche niemals über die Lippen dringen.
    Immerhin hatte er auch seinen Stolz.
    Selbst wenn er ein wenig verschmort war.
    »Du kannst mich nicht abweisen«, entgegnete er, als das Feuer erlosch. »Ich bin ein reinblütiger Gargyle, trotz meiner … Missbildungen.«
    »Ich habe dich verbannt.«
    Darauf war Levet vorbereitet.
    »Ah, aber ich bin ein Prinz.« Er lugte um die Ecke, um den zornigen Blick seiner Mutter zu erwidern. »Personen von königlichem Geblüt können eine Gerichtsverhandlung fordern, ungeachtet ihrer Strafurteile.«
    Berthe hielt gezwungenermaßen inne.
    Gargylen mochten in vieler Hinsicht Wilde sein, doch die Gilde wurde von einem strengen Gesetzeskodex beherrscht.
    Ein langes Schweigen folgte, als Levets Mutter mit den Zähnen knirschte. Noch immer stieg Rauch aus ihrem Nasenloch. Dann kniff sie mit listiger Genugtuung die Augen zusammen.
    »Die Ältesten halten sich nicht in Paris auf. Es kann kein Tribunal ohne sie abgehalten werden.«
    Levet stieß einen angewiderten Laut aus. Wie viele Dämonen hatten Seite an Seite gekämpft, um den Fürsten der Finsternis zu besiegen, während die Gargylen untergetaucht waren?
    »Du meinst, die Feiglinge verstecken sich immer noch?«
    Berthe stampfte mit ihrem gewaltigen
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