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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe
Autoren: Colin Dexter
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er sich nicht sicher war, und wieder war er nicht bereit, sich festzulegen.
    «Kann schon sein, ja.»
    «Vielen Dank, Sir.»
    Wofür man ihm dankte, war Mr. Williams nicht ganz klar, und er war sich bewußt, daß er kein besonders befriedigender Zeuge gewesen sein konnte. Trotzdem hatte der Inspector mächtig zufrieden ausgesehen, als er ging, und er hatte gesagt, oder etwa nicht? Es ging alles ein wenig über den Horizont des Pförtners von Combe Lodge im Blenheim Park.

Kapitel Sechsundsechzig

    Wie wenn die in der tiefsten Hölle aus
    Stahl geschmiedete Maschine
    Geschickt gefügt mit wildem Eifer, mit
    Rauch aus Schwefel und Salpeter,
    Der eingeschlossen ist im Rohr, das
    Feuer ausspeit, um zu töten

    (Edmund Spenser, The Faerie Queene)

    Der halbrunde Parkplatz, wo Vogelbeobachter und gelegentlich ein Liebespaar im allgemeinen ihre Autos abstellten, war voller Polizistenwagen, als Lewis, eine halbe Stunde nachdem sie Blenheim verlassen hatten, durch das Tor () und auf das mit schwarz gestrichenen Lattenzäunen abgegrenzte Gebiet zu seiner Linken fuhr. Hier suchten unter der Leitung von Chief Inspector Johnson etwa fünfzig Polizisten — einige in Uniform, einige nicht uniformiert — systematisch das Gelände ab.
    «Noch kein Glück?» fragte Morse.
    «Geben Sie uns eine Chance!» sagte Johnson. «Eine Menge Boden abzusuchen, oder?»
    Die großen Holzscheunen, die Stapel von Holzscheiten und Zaunpfosten, die vereinzelten Baumgruppen, der Wildwuchs von vernachlässigten Büschen — das alles schloß ein streng wissenschaftliches Suchmuster aus. Aber sie hatten viel Zeit, es waren viele Leute; sie würden sie finden, dachte Johnson zuversichtlich.
    Morse ging den sich windenden Weg voran auf den vom Eingang am weitesten entfernten Punkt des umzäunten Gebiets zu, auf die Hütte, in der David Michaels sein Büro hatte, direkt an dem vor kurzem angelegten Wildzaun. Links von diesem Weg stand eine Reihe von etwa vierzig Tannen, zehn Meter hoch; rechts davon die Hütte selbst, deren Tür jetzt mit einem Vorhängeschloß verschlossen war. An den hölzernen Wänden dieser umfangreichen Hütte waren oben sechs große Vogelkästen angebracht, von 9 bis 14 durchnumeriert, am Boden wucherten Brennesseln. Morse sah sich um, den abfallenden Weg hinunter, und ging wieder zurück, wobei er seine Schritte zählte. Dann blieb er stehen, an einem kleineren, offenen Schuppen, in dem ein großer roter Traktor mit einer Holzhebevorrichtung stand. Etwa eine Minute lang verharrte er neben dem Traktor, hinter der Wand des Schuppens, dann hob er beide Arme, als sei er ein Junge mit einem imaginären Gewehr, krümmte den rechten Zeigefinger um den imaginären Abzug, schloß das linke Auge und beschrieb mit dem Gewehr einen Bogen von rechts nach links, als würde ein imaginäres Fahrzeug vorbeifahren — bis das Gewehr schließlich zum Stillstand kam, als der imaginäre Fahrer vor der Hütte des Oberförsters ausstieg.
    «Meinen Sie?» fragte Lewis leise.
    Morse nickte.
    «Dann müssen wir die Suche wahrscheinlich auf da oben konzentrieren, Sir.» Lewis zeigte zurück auf Michaels’ Büro.
    «Geben Sie ihm eine Chance! Er ist nicht so gescheit wie Sie», flüsterte Morse.
    «Etwa fünfzig bis fünfundfünfzig Meter. Ich bin die Strecke auch abgeschritten, Sir.»
    Morse nickte abermals, und er und Lewis gesellten sich wieder zu Johnson.
    «Kennen Sie sich mit Gewehren aus?» fragte Morse.
    «Einigermaßen.»
    «Könnte man bei einer Sieben-Millimeter einen Schalldämpfer benutzen?»
    « — so sagt man heute. Nein, bringt nicht viel. Es würde das Geräusch der Explosion unterdrücken, aber nicht das Geräusch, das die Kugel macht, wenn sie die Schallgrenze durchbricht. Und nebenbei bemerkt, Morse, es könnte eine .243 sein — vergessen Sie das nicht!»
    «Oh!»
    «Sie haben gedacht, es könnte hier irgendwo sein, nicht wahr?» Johnson kickte ein paar Brennesseln am Fuß des Schuppens zur Seite und sah Morse pfiffig, wenn auch etwas traurig an.
    Morse zuckte mit den Schultern. «Wäre natürlich nur eine Vermutung.»
    Johnson blickte hinunter auf die breitgetretenen Nesseln. «Sie haben nie viel Vertrauen zu mir gehabt, nicht wahr?»
    Morse wußte nicht, was er sagen sollte, und während Johnson davonging, schaute auch er hinunter auf die breitgetretenen Nesseln.
    «Sie hatten unrecht, Sir. Er ist
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