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Finnen von Sinnen - Finnen von Sinnen

Titel: Finnen von Sinnen - Finnen von Sinnen
Autoren: Wolfram Eilenberger
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Sie immer wieder von Neuem anrücken müssen, aber spätestens nach der vierten Flasche können Sie verkünden: Meillä ei ole enää olutta. Wir haben kein Bier mehr.
    Bei diesem Partitiv kommt dann wieder die stets mitgemeinte Weltreserve ins Spiel, weil die Weltreserve nämlich selbst als unbestimmte Menge gedacht wird. Schließlich weiß niemand, wie groß sie wirklich ist.
    Schwierig. Schwierig. 4

    »Also was jetzt? Der Gäste warten«, sagte meine finnische Frau.
    Es hilft nichts. Ein kurzes Räuspern, dann wende ich mich an die imaginäre Festgesellschaft:
    Tervetuloa kaikille,
me olemme oikein iloisia, että te kaikki tulitte tähän
juhlaan. Nyt pari juttua: Me syömme nyt, olut ja viini
ovat täällä, ruoka on tuolla ulkona, toisessa talossa, meillä
on seisovassa pöydässä (puhvetissa), on sämpylää, salaatteja,
muikkuja, rosollia, kalaa, lohta, valkosipulisilliä ja lihaa,
perunaa, sieniä, kotikaljaa. Kakkua ja tiramisua, kahvia
ja konjakkia otamme myöhemmin. Tärkeää missä on
vessa, jos teidän tarvitsee mennä vessaan. Vessa on oikealla.
Kiitos.
     
    Willkommen auf Euch alle zu!
Wir sind recht glücklich, dass Sie alle in dieses Fest hinein-
gekommen sind. Von allen sagbaren Hinweisen nun einige:
Eine streng begrenzte Anzahl von Wein und Bier finden
Sie vor sich, von allen essbaren Dingen aber eine unbe-
stimmte Menge in Richtung draußen, im zweitem Haus,
dort sind stehende Tische auf uns (Buffet), es gibt dort von
der jeweiligen globalen Gesamtmenge eine unbestimmte
Anzahl an Brötchen, ungesalzenen Salatgurkenscheiben,
geräucherten Märänen, zweitausend Jahre altem Rüben-
salat, Fisch, Lachs, Knoblauchheringen, Fleisch, Kartoffeln
und alkoholfreiem Heimbier. Unbestimmte Mengen von
Kuchen und Tiramisu, Kaffee und Cognac (Raunen im
Saal!) nehmen wir in die spätere Zeit hinein. Wenn Sie

ins Klo gehen müssen, das Klo ist auf der rechten Seite.
Danke.
(Wörtliche Simultanübersetzung)
    » Hyvä «, sagt meine Frau und gibt mir sogar einen Kuss. Das höchste Lob in ihrer Sprache. Ich bin sehr stolz.
    »Kömmst du jetzt schwimmen?«
    »Nein, Schöne, geh mal allein. Ich muss mich hier noch ein bisschen sammeln.«
    »Gut, dann sammel dir mal.«
    »Und du bist sicher, dass das Klo rechts ist?«
    »Ja, rrreeechts!«
    »Ich frage nur, weil …«
    »Jajajaja, weiß schon weshalb!«

UNTERWEGS
    J etzt rechts! Rrrrrrrrreeeeeechts!«
     
    Rechts stimmt nicht. Denn rechts stehen kahle Bäume im Wind. Und ich glaube nicht, dass meine Frau mich ernsthaft anregen will, unseren Wagen in einen eisigen Birkenhain zu rammen. Sie sagt rechts, meint aber links. Das passiert ihr öfter. Das ist bei ihr praktisch die Regel. Würde ich jedes Mal darauf hören, was meine finnische Frau mir vom Beifahrersitz so ins Ohr ruft, wären wir beide vermutlich nicht mehr am Leben, ganz sicher aber nicht mehr zusammen.
    Es gibt ihn nun mal in jeder menschlichen Beziehung, Sie kennen das, den alles entscheidenden Unterschied zwischen dem, was der Partner uns sagt, und dem, was er oder sie uns sagen will. Ich nenne ihn für mich »den kleinen Unterschied«, auch wenn ich Grund zu der Annahme habe, dass dieser Unterschied bei mir und meiner finnischen Frau ein bisschen größer als gewöhnlich ist.
    Wir sitzen also im Auto, und jetzt sagt meine Frau:
»Es zieht!«. Was sie eigentlich damit sagen will, ist: Bitte mach die Lüftung aus!
    Ich mache die Lüftung aus, warte eine halbe Minute und sage nun meinerseits: »Es zieht!« Denn ohne Lüftung zieht es noch mehr, das wissen wir beide längst.
    »Ach, diese Pinscher«, stöhnt meine finnische Frau. Was sie meint, ist, wir sollten über den Kauf eines neuen Wagens nachdenken.
    Wir besitzen ein französisches Auto, das dementsprechend nicht ganz winterfest ist, und meine Frau nennt Franzosen, ich weiß nicht weshalb, normalerweise Pinscher. Sie hat leicht reden. In Finnland werden ja schon seit Jahrzehnten keine Autos mehr gebaut. Halt, stimmt nicht! Natürlich werden hier Autos montiert: Und zwar nicht irgendwelche, sondern absolut winterfeste Geländewagen von Porsche. Meine Frau kennt sich da genau aus.
    Aber ich habe andere Sorgen, denn vor uns gabelt sich der Weg erneut. An der Gabelung steht eine Einheimische. Bestens eingemummelt und mit Fellmütze, sehr alt und offenbar auch sehr schwerhörig. Also steige ich aus, male mit meinen handgestrickten Fäustlingen ein Haus in den Schnee, worauf die Alte nickt, » Oikealla !« brüllt und ihres Weges
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