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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor
Autoren: Myriane Angelowski
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Wellen geschlagen und Konsequenzen nach sich gezogen. Kinderpsychologe, Stubenarrest und monatelanges Fernsehverbot. In dieser Zeit gelangte Ronny zu einer wichtigen Erkenntnis: Seine Eltern konnten nicht hinter seine Stirn blicken.
    Seitdem machte er die Faust in der Tasche und lächelte. Mit den Jahren hatte sich herausgestellt, dass dies die beste Strategie war. Seine Eltern ließen ihn am ehesten in Ruhe, wenn er scheinbar nach ihrer Pfeife tanzte.
    Widerworte oder Streit führten nicht zum gewünschten Erfolg.
    Sein Vater forderte ihn zwar zu Diskussionen auf, letztlich akzeptierte er aber nur seine eigene Meinung, egal wie klug Ronny seinen Standpunkt begründete. Deshalb behielt er seine Ansichten in der Regel für sich, widersetzte sich nur in Ausnahmefällen den Gesetzen des Vaters oder den Wünschen der Mutter. Er fühlte sich fremdbestimmt und dennoch frei. Aus Ronnys Sicht kein Widerspruch, denn er verstand es, die Freiräume zu nutzen.
    Damals, in den Monaten des Hausarrests, hatte er auch seine Sexualität entdeckt. Anfangs war Langeweile der treibende Motor gewesen. Er stellte fest, dass ihn Gedanken an die gequälten Tiere erregten. Deshalb onanierte er, sooft es ging, fand Gefallen daran, entwickelte Phantasien. Totes Fleisch, Tiere und Blut. Solche Sachen törnten ihn an. Im Wesentlichen war das bis heute so geblieben, nur dass er meist in seinen Phantasiespielen die toten Tiere durch Kimberly ersetzte. Er rieb sie mit Blut ein und las ihr vor. Ein überwältigender Gedanke.
    Kimberly. Wie konnte sie ihn nur verlassen und zu diesem Fatzke nach Hannover gehen?
    Das Verlangen, wieder zum Blockhaus seiner Eltern zu fahren, wurde übergroß. Blöd, dass er diesen Basset schon abgestochen hatte. Er brauchte Nachschub, die Katze war mit Sicherheit über Nacht krepiert. Verdammt schade, dass diese blöden Tiere nicht denken und sprechen konnten. Ronny hätte ihnen gern richtig Angst gemacht. Um Hilfe sollten sie winseln und nicht nur blöd glotzen. Ihn anflehen, um Gnade betteln. Danke und Bitte sagen. Höflich, trotz aller Ängste. Artig, auch in der Not.
    Ein Einfall, der ihm immer wieder durch den Kopf schoss, drängte sich jetzt in sein Bewusstsein. Vielleicht war es einfach an der Zeit, ganz neue Wege zu beschreiten.
    Ronnys Herz klopfte vor Aufregung. Wenn er nun wirklich diesen nächsten Schritt wagte, seine Idee in die Tat umsetzte, dann begab er sich auf ein höheres Level. Der Gedanke setzte sich fest, wühlte ihn auf.
    Ja, diesmal wollte er die Sache angehen.
    Auf einmal fühlte er sich großartig. Schlagartig lief die Arbeit wie von selbst. Er half sogar der Auszubildenden geduldig beim Wechseln der Druckerpatrone für den PC, schloss nachmittags zwei neue Lieferverträge ab und machte freiwillig eine Überstunde.
    Bevor er schließlich nach Hause fuhr, warf er einen kurzen Blick ins Werkstofflager. Hier wurden auch Düngemittel und Schädlingsbekämpfungsmittel aufbewahrt. Ronny fand einen Kanister Natriumhypochlorit, und füllte eine kleine Menge dieser Chemikalie ab, die von den Arbeitern zur Beseitigung von Schimmel auf Tontöpfen benutzt wurde.
    Sein Plan nahm Gestalt an. Aceton hatte er schon vor Wochen online bestellt. Es konnte nicht schwer sein, aus diesen beiden Stoffen Chloroform herzustellen, jedenfalls hatte er im Internet eine genaue Anleitung hierfür gefunden.
    Ronny empfand so etwas wie Vorfreude, fühlte sich tatkräftig und innovativ, als er sich auf den Heimweg machte. Allein der Gedanke an seine Idee beflügelte ihn, und er konnte nicht aufhören zu grinsen.

Cuxhaven-Holte-Spangen
    Die Kaffeemaschine lief. Maxi stellte die Pfanne auf den Herd und drehte das Gas hoch. Während das Öl zu brutzeln begann, bohrte sie gedankenverloren in der Nase. Es war nicht einfach, sich zu konzentrieren, wenn einem Bernhardinerbabys im Kopf herumschwirrten. In Maxis Vorstellung hielt sie einen Welpen im Arm und ließ sich von ihm durchs Gesicht lecken. Lächelnd dachte sie über Namen nach. Daniel. Sie wollte auf jeden Fall einen der Hunde nach Daniel Radcliffe nennen. Der Harry-Potter-Darsteller war einfach zu süß. Dummerweise fiel ihr jetzt Daniel Möller ein. Der ging in ihre Klasse und war einfach nur bescheuert.
    Das streng riechende Fett verscheuchte die Gedanken und zwang Maxi, sich zu konzentrieren. Sie kletterte auf den Hocker neben dem Herd, riss die inzwischen angetaute Pappschachtel auf und legte Fischstäbchen in die Pfanne. Das Fett zischte und spritzte, Maxi zuckte leicht
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