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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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an?«
    »Nee. Aber …«
    »Hör zu, ich hab grad überhaupt keine Zeit. Wohnst du hier irgendwo in der Nähe?«
    »Vorübergehend.«
    »Was heißt das?«
    Ich hob die Schultern. »Das heißt, ich hab im Moment keinen festen Wohnsitz.«
    Er nickte. »Geht vielen so. Vielen von uns. Können wir uns die Tage abends irgendwo treffen? Wo man in Ruhe reden kann?«
    »Ich wollte immer schon mal mit einem Toten reden«, sagte ich.
    »Verschollen.« Er zwinkerte. »Vermißt. Jedenfalls soweit ich weiß. Hast du einen Vorschlag?«
    »Kennst du die Kneipe
Die Furt

    Er schüttelte den Kopf.
    Ich beschrieb ihm das Lokal und den Weg dorthin. »Gutes Bier, kleine Terrasse überm Fluß. Wann?«
    »Laß mich überlegen.« Er runzelte die Stirn, blickte auf seine Uhr mit Datumsanzeiger und bewegte lautlos die Lippen. »Heut ist Montag, ja?« sagte er. »Ich muß ein paar Sachen erledigen, weiter weg. Donnerstag bin ich wieder in der Gegend. Geht das bei dir?«
    »Kein Problem. Paßt dir acht Uhr?«
    »Ja, müßte klappen. Vielleicht ein bißchen später, so um halb neun?«
    »Okay, Oswin.«
    Er tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Kann ich mich darauf verlassen, daß du bis dahin dichthältst?«
    »Ich werde weder die Polizei noch den Verteidigungsminister damit behelligen.«
    Er zwinkerte noch einmal, stieg ein, startete, fuhr das Fenster herunter und winkte, ehe er den Parkplatz verließ.
    Ich setzte mich auf die hüfthohe Mauer zwischen Parkplatz und Gebüsch, rollte mir eine Zigarette, zündete sie an und versuchte zu denken. Was nicht einfach ist, wenn die Gedanken sich wie glitschige Geisteraale knäueln, ballen und balgen. Ich schloß die Augen, und wahrscheinlich habe ich den Oberkörper vor- und zurückgeschaukelt. Ich glaube nicht, daß dies irgendwen gestört hat. Außer vom Laden aus war ich hier ebenso unsichtbar wie zuvor Oswin und der andere.
    Der, nach dessen Namen ich mich zwei Tage zuvor nicht erkundigt hatte.
    Das Telefon klingelte, als ich eben im Garten war und mit Gereon über den Zaun hinweg die Aussichten des FC für die kommende Saison besprach. Es war Samstag, und Samstage ohne Bundesliga sind öde. Wir einigten uns darauf, daß Poldi allein die Sache nicht reißen könnte, und Gereon, besudelt von der Gnade der frühen Geburt, brach in wehmütige Lobgesänge auf den FC der guten alten Zeiten aus, als die Geißböcke jedes Jahr in irgend einem Europacup mitspielten. Er behauptete, er erinnere sich noch an die Meisterschaften ‘62 und ‘64, den zweimaligen Münzwurf nach Verlängerung gegen Liverpool, an Hans Schäfer und Kalli Thielen und Hornig, Overath und Weber sowieso, und über Hennes Löhr und Culli und Konopka und Zimbo (Namen, die ich irgendwann nachzuschlagen oder zu googeln beschloß) kam er gerade zur Meisterschaft ‘78 und zu Flocke und Neumann, als ich das Schrillen hörte.
    Bis ich den Apparat im Wohnzimmer erreicht hatte – ein vermutlich bei Manufactum teuer erworbenes, schwarzes Bakelitgerät mit Wählscheibe, das nur so weit beweglich war, wie die Schnur reichte –, lief bereits der externe Anrufbeantworter. Ich wartete, bis der Anrufer aufgelegt hatte; dann hörte ich die Nachricht ab. Sie stammte von einem Menschen mit übermäßig kultivierter Stimme; sie klang, als müsste er entweder einen starken Akzent oder grobe Wutanfälle unterdrücken. Er heiße Abromeit, sei der Sekretär eines Herrn Seidler und habe meinen Namen und diese Telefonnummer von Herrn Schwaderlapp bekommen.
    Ich rief die angegebene Handynummer an, nannte meinen Namen und sagte: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir stellen für ein paar etwas, eh, kompliziertere Auslandsreisen eine neue Security zusammen. Interessiert?«
    »Im Prinzip ja, aber die nächsten zwei Wochen …«
    Er unterbrach mich. »Wissen wir. Wir würden Sie ab Mitte September brauchen.«
    »Könnte gehen. Wie sind …«
    Wieder unterbrach er mich. »Das können wir später bereden. Ich möchte zuerst sehen, ob Sie zum Team passen.«
    »Klar. Wo und wann?«
    »Heute abend, neunzehn Uhr, Loch neunzehn?«
    »Klingt nach Golfclub.«
    Er nannte den Namen eines Golf-and-Country-Clubs am Westrand des Kölner Speckgürtels.
    »Das finde ich. Soll ich etwas mitbringen? Papiere?«
    »Meinen Sie, wenn ich nicht wüßte, daß Sie anständig ausgeschieden sind, hätte ich Sie angerufen? Bis später dann.« Ohne weitere Geräusche der Sorte Höflich beendete er das Gespräch.
    Ich kramte meinen einzigen Anzug hervor, den ich zuletzt vor
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