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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss
Autoren: Olaf Buettner
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wenn er liest. Ich wusste nicht, was das alles bedeuten sollte, und brachte kein Wort heraus.
    Er zog mich an sich heran und gab mir einen Kuss. »Setz dich.« Er zeigte auf einen Sessel. »Weißt du, was heute vor einem Monat war?«, fragte er.
    »Ja klar, da haben wir uns zum ersten Mal geküsst.«
    »Schön, dass du es dir gemerkt hast.«
    »Schön, dass du es dir gemerkt hast«, gab ich zurück.
    »Ich hab ein Lied für dich geschrieben«, sagte er. »Oder besser: Ich hab’s versucht. Besonders gut kann ich das nicht. Worte sind nicht grad meine starke Seite.«
    Er fing an zu spielen, es war ganz ruhige Musik. Wunderschön. Mir wurde jetzt auch klar, warum er die Brille trug: Vor sich auf dem Tisch hatte er ein Blatt liegen, von dem er den Text las.
    »Das Lied heißt ›Sternensucher‹.« Seine Stimme klang etwas belegt, dann begann er zu singen. Das Lied handelte von zwei Leuten, die am Anfang auf einem Boot lagen und in den Sternenhimmel schauten. Der Refrain war:
    Wir schauten nach oben
und wollten all die Sterne zählen.
Doch dafür waren es viel zu viele,
ganz sicher Milliarden.
Aber wir zwei sind viel mehr
als eine endlose Zahl.
    Bei den beiden im Lied ging dann aber nicht alles so easy weiter, es kamen schwere Zeiten für ihre Liebe. Aber sie fanden immer wieder zueinander, weil sie sich an diese Stunden unterm Sternenhimmel erinnerten, mit denen alles angefangen hatte. Mir kamen echt die Tränen.
    Als er fertig war, wusste ich noch immer nicht, was ich sagen sollte. Marlon stellte die Gitarre weg und schien auch ein bisschen verlegen zu sein.
    »Ich mach uns erst mal was zu trinken«, sagte er.
    Er schenkte Wodka in ein Glas und füllte mit Orangensaft auf. Der Wodkaanteil in seinem Glas war höher. Wir stießen an. Er neigte sich zu mir.
    »Hallo«, sagte er leise, sein Gesicht ganz nah bei meinem.
    »Hallo.«
    Dann haben wir uns lange geküsst.
    »Komm, wir machen es uns gemütlich«, flüsterte Marlon.
    »Keine schlechte Idee«, sagte ich.
    Er holte zwei Decken aus dem Schrank, warf sie auf die alte Matratze. Dann hatte er plötzlich ein Kondom in der Hand.
    »Was sagst du dazu?« Zärtlich streichelte er mein Gesicht. »Benutzen wir es?«
    Ganz sicher wollte ich mit ihm schlafen, aber ich wusste nicht, ob ich es jetzt und heute schon wirklich wollte.
    »Ich weiß nicht. Hast du dafür nicht schon ein bisschen zu viel getrunken?«
    »Nein«, sagte er. »Gar nicht.«
    Ich war mir nicht sicher und hätte ihn fast gefragt, ob er sich Mut für diese Frage angetrunken hatte, aber das ließ ich dann doch lieber bleiben. Ohne das Glas Wodka-Orangensaft hätte ich vielleicht Nein gesagt und so was wie »Ein anderes Mal, okay?«, und dann hätten wir einfach ein bisschen rumgeknutscht. Dazu hatte ich auch eigentlich viel mehr Lust. So aber nickte ich nur stumm und erwiderte sein Lächeln.
    »Hast du schon ma l …?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Du?«
    »Quatsch. Mit wem denn?«
    Wir lachten kurz, zogen uns aus und legten uns auf die Matratze. Es war kalt und wir schlüpften schnell unter die alten Wolldecken. Marlon roch unheimlich gut, seine Haut war so weich, aber die Decken kratzten. Wir küssten uns ein bisschen und streichelten uns überall, das war unheimlich schön. Aber ich glaube, dann dachte Marlon daran, was wir geplant hatten, und ich spürte, wie er sich ein bisschen verkrampfte. Ich dachte auch daran und verkrampfte mich ebenfalls. Wir wollten miteinander schlafen, aber es ging plötzlich nicht mehr.
    Marlon bezog die Sache aber ganz auf sich. »Vielleicht hab ich doch zu viel getrunken«, meinte er. Er war ziemlich niedergeschlagen.
    »Beim nächsten Mal trinken wir vorher nichts, okay?«, sage ich und setz mich neben ihn. »Beide.«
    »Du fandest es also doch blöd?«
    »Nei n … echt nicht ... Sex hat doch nichts damit zu tun, ob irgendwas klappt oder nicht.«
    »Womit denn sonst?«
    »Mit Liebe?«
    Marlon stützt den Kopf in die Hand und schaut mich lange an.
    »Du bist echt süß«, sagt er dann.
    »Du auch«, sage ich.
    In diesem Moment geht die Tür auf und Frieda kommt rein.
    Auweia, denke ich, als ich ihre Augen sehe, wenn Blicke töten könnte n …
    Aber dann tut sie so, als wäre weiter nichts, und lässt sich in einen Sessel fallen. Marlon und ich stehen auf und ziehen uns hastig wieder an. Dann tun wir, als wäre das alles ganz normal.
    Friedas Tagebuch
    Ich hab sofort gecheckt, was da gelaufen ist zwischen den beiden. Obwohl sie ganz cool taten, alle beide. Bin
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