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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Autoren: Virginia Henley
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Einmal, zweimal, dreimal hauchte er Luft in ihren Mund, ehe er sie erbeben spürte. Die Pustel auf ihrer Wange brach auf. Greysteel wischte sich den Eiter aus dem Auge und fuhr in seiner Mission unbeirrt und entschlossen fort.
     
    Velvet befand sich an einem fremden, Furcht einflößenden Ort. Es war still, doch dann wurde die Stille unterbrochen, als jemand ihren Namen rief. Sie wandte sich um und sah eine hohe, dunkle Gestalt, die ihr zuwinkte, und sie empfand ein vertrautes Gefühl. Hatte sie diesen Traum schon zuvor gehabt?
    »Charles!« Sie war ganz schwach vor Erleichterung, als sie einen Schritt auf ihn zuging. Plötzlich hielt sie inne. Es ist nicht der König, der mich zu sich winkt. Das ist der Tod!
    »Greysteel! Greysteel! Wo bist du?« Velvet drehte sich um und sah abermals eine hohe, dunkle Gestalt, die ihren Namen rief.
    »Velvet.«
    Es war Greysteel … ihn hätte sie überall erkannt. Ihr wurde klar, dass das, was ihre Mutter vor langer Zeit gesagt hatte, die Wahrheit war. Er wird mich immer behüten. Ohne zu zögern ging Velvet zu ihrem Mann.
     
    Greysteel hatte keine Ahnung, wie lange er so weitermachte, doch langsam und wie durch ein Wunder merkte er, dass Velvet wieder selbstständig atmete. Ihre Atemzüge waren flach, und er blieb über sie gebeugt, bereit, in seinem Liebesdienst fortzufahren. Tränen der Erleichterung stiegen ihm in die Augen, als ihm aufging, dass er es geschafft hatte, sie dem Tod zu entreißen.
    Er befürchtete, dass sie noch immer an der Grenze stand, und umklammerte ihre Hand, um sie daran zu hindern, wieder zu entschwinden. »Bleib bei mir, Velvet!«
    In den nächsten dreißig Stunden wagte Montgomery nicht, ein Auge zuzumachen, und wachte über seiner geliebten Frau. Schließlich übermannte ihn der Schlaf, und er trieb an einen Ort, an dem ihm Gefahr drohte. Er zog sein Schwert und erschlug eine ganze Drachenbrut.
    Als er erwachte, war es taghell, und er sah, dass Velvets Blick auf ihm lag. Sein dunkles Gesicht erhellte sich zu einem Lächeln, das sie zu seiner großen Freude erwiderte. Sofort brachte er ihr zu trinken. Er hatte nur Ale, das sie durstig trank.
    Er ging an die Treppe und rief hinunter: »Mr Burke, Mrs Clegg, Velvet scheint über den Berg zu sein – ich glaube, sie wird genesen! Sind alle anderen wohlauf?«
    Burke kam an das untere Ende der Treppe. »Gott sei Dank! Oben war es so still, dass wir das Schlimmste befürchteten. Was für ein Segen, dass sich hier sonst niemand ansteckte!«
    »Ja, das ist eine große Erleichterung. Am besten, Ihr bleibt weiterhin auf Distanz – ich nehme an, dass Velvet noch ansteckend ist. Würdet Ihr Bertha bitten, dass sie Gerstenschleim zubereitet? Velvet braucht etwas Kräftigendes.«
    »Für Lady Montgomery kam ein Brief vom König aus Whitehall.«
    »Bringt den Brief herauf, sobald ich mich wieder zurückgezogen habe.«
    Greysteel ging zu seiner Frau und sah, dass das Ale sie eingeschläfert hatte. Er nutzte die Gelegenheit, um zu baden und sich umzuziehen, dann ging er hinaus, um frische Bettwäsche für ihr Bett zu holen.
    Er hob Charles’ Brief auf und brachte ihn mit dem sauberen Bettzeug ins Krankenzimmer. Dann setzte er sich und überlegte, ob er es wagen sollte, ihn zu öffnen und die persönliche Korrespondenz seiner Frau zu lesen.
    Da ihm die Rolle des Spions vertraut war und sein Gewissen sich davon erholt hatte, erbrach er das rote Wachs mit dem Daumennagel. Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, wenn er einen von Charles an Velvet gerichteten Brief öffnete, und erwartete, sich die Finger zu verbrennen.
    Während Montgomery den Brief las, spürte er Charles’ überwältigende Trauer über den Verlust zweier Geschwister. Irgendwie hatte er das Gefühl, es sei nicht recht, dass königliches Blut nicht vor ansteckenden Krankheiten gefeit war. Er las die Worte, die die Sorge des Königs um ihn verrieten.
    Nie werde ich den Ausdruck der Angst in Eurem Antlitz vergessen, als Ihr hörtet, dass er sich angesteckt haben könnte. Eure Miene verriet Eure tiefe Liebe. Ihr hättet nie nach Roehampton gehen und Euch in Gefahr bringen dürfen, doch ich weiß, dass nichts auf der Welt Euch hätte abhalten können. Ich beneide Montgomery um Eure Hingabe, weil ich weiß, dass mir niemals so viel Liebe zuteil werden wird.
    Greysteel saß wie betäubt da. Er war derjenige, der Charles immer beneidet hatte. Aus dem Wortlaut ging hervor, dass der König und Velvet einander nur als Freunde schätzten, und Montgomery
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