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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Autoren: Virginia Henley
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andere Toilettenartikel in eine Satteltasche und warf sich ihren Mantel über. Sie wusste genau, wohin sie wollte.
    Der zweistündige Ritt nach Brügge ließ Velvet ausreichend Zeit zum Überlegen, und als sie sah, dass die ganze Stadt praktisch ein Militärlager voller derber Engländer und irischer Söldner war, wurde ihr klar, dass sie nicht hätte kommen sollen. Die Aufmachung und das lockere Benehmen der Frauen, die sich hier herumtrieben, schockierten sie. Das müssen Armeedirnen sein!
    Ein Soldat griff nach ihren Zügeln. »Na, du suchst wohl Gesellschaft, Kleine?«
    »Ich suche König Charles. Gebt den Weg frei, Sir!«
    Er lachte. »Du und all die anderen Nutten. Keine Angst, er wird dich empfangen – aber bis dahin kommst du mit mir und reitest mein Pferdchen.«
    Als Velvet mit einem erschrockenen Aufschrei ihre Reitgerte hob, eilte ihr ein Kavallerieoffizier zu Hilfe. »Was gibt es?«
    »Ich bin die Tochter des Earl of Newcastle. Würdet Ihr mich zu Seiner Majestät bringen?«
    Seine Augen wurden groß. »Ich diene mit Eurem Bruder Henry unter dem Duke of York. Ihn würde der Schlag treffen, wenn er wüsste, dass Ihr hier seid.«
    Er begleitete sie zu einem gemauerten Gebäude und übergab sie einem Mitglied der königlichen Hofhaltung. »Ich werde Euer Pferd unterbringen, Mylady.«
    Gewohnt, Frauen zum König zu geleiten, erkundigte sich der Höfling diskret: »Werdet Ihr erwartet, Mylady?«
    Aus Angst, abgewiesen zu werden, sagte sie: »Natürlich.«
    Er klopfte an und öffnete die Tür, sie trat ein.
    Der Mann hinter dem dunklen Eichenholzschreibtisch erhob sich zur vollen Größe seiner sechs Fuß und verbeugte sich. Seine dunklen Augen musterten das reizvolle junge Wesen, das vor ihm stand, und registrierten die kleinste Einzelheit. Seine Brauen hoben sich. »Velvet? Kann diese exquisite junge Dame der kleine Wildfang sein, der mich beim Reiten immer überholte?« Er umarmte sie fest und küsste sie auf die Wange. »Euer Vater sagte kein Wort davon, dass Ihr ihn heute begleiten würdet.«
    Ihre wilde Freude verwandelte sich in Angst. »Vater ist hier?«
    Charles erfasste die Lage. »Er besucht eben Henry. Ehe er zurückkommt, könnt Ihr mir berichten, was Ihr auf dem Herzen habt.« Er setzte sie in einen abgewetzten Ledersessel und brachte ihr einen Fußschemel. »Velvet, es tut mir ja so Leid, dass Eure Mutter sterben musste. Sie war immer überaus lieb zu mir. Ich kann verstehen, dass sie Euch sehr fehlen muss.«
    »Es sieht so aus, als wäre ich die Einzige, der sie fehlt. Vater hat wieder geheiratet – diesen Blaustrumpf Lady Margaret Lucas, eine Hofdame der Königin. Ich begreife das nicht.«
    Charles setzte sich neben sie und fasste nach ihrer Hand. Er sah sie mit seinen braunen, melancholischen Augen eindringlich an. Sie war nun zwanzig, wie er rasch nachrechnete. Ihm war klar, dass man ihre Unschuld übertrieben behütet hatte, ebenso wusste er, dass sie sich an rascher Auffassungsgabe und Scharfsinn mit ihm messen konnte.
    »Euer Vater ist ein stattlicher Edelmann in den besten Jahren. Frauen haben ihn immer umschwärmt. Da seine militärischen Unternehmungen in Niederlagen endeten, war es für ihn sehr wichtig, dass diese Eroberung in einem Sieg mündete. Könnt Ihr das verstehen?«
    »Ja.« Nach deiner unverblümten Erklärung ist mir auch klar, warum du so viele Eroberungen brauchst. » Aber warum hasst sie mich?«
    Sein Mund verzog sich zu einem trägen charmanten Lächeln. »Eure Jugend und unglaubliche Schönheit sind für sie eine Bedrohung, Velvet.«
    »Lady Margaret drängte Vater, Geld von seinem Vetter Devonshire zu borgen, wie ich zu unserer Schande sagen muss. Die Devonshires schlugen sich auf die Seite dieses Teufels Cromwell, um ihre Güter behalten zu können.«
    »Meine Liebe, das ist keine Schande, sondern ein brillanter politischer Schachzug. Der Zweig der Cavendish, dem Euer Vater angehört, konnte sein Vermögen nur für die Sache der Royalisten verwenden, weil die Earls of Devonshire sich ihre riesigen Domänen, ihr Geld und andere Besitzungen für die Zukunft erhielten.«
    »Ihr hasst die Devonshires nicht dafür, dass sie mit Cromwell gemeinsame Sache machen?«
    »Es bot sich für sie an. Die alte Countess und die Königin sind nach wie vor befreundet und korrespondieren eifrig. Um zu überleben, muss man lernen, pragmatisch zu denken, Velvet. George Villiers, mein bester Freund, ließ mich kürzlich im Stich und ehelichte, kaum in England angekommen, General
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